Employer Branding und Social Media für Krankenhäuser
Allen saatkorn. LeserInnen einen schönen Nikolaustag! – Das lustige Bücherverlosen geht weiter: von Prof. Dr. Anja Lüthy, geboren 1962, Dipl.-Psychologin, Dipl.-Kauffrau (FH), sind zum Jahresende 2013 gleich zwei Bücher erschienen. Eins beschäftigt sich mit „Praxishandbuch Social Media im Krankenhaus„, das andere hat den Titel „Krankenhäuser als attraktive Arbeitgeber“. Seit 2001 ist sie Professorin für Dienstleistungsmanagement und -marketing an der FH Brandenburg, seit 1998 nebenberuflich Trainerin und Coach in bundesdeutschen Krankenhäusern und Universitätskliniken. Ihre Schwerpunkte sind Führung, Personalmanagement und -marketing, Employer Branding sowie die Optimierung der Mitarbeiter-, Patienten- und Kundenorientierung in deutschen Krankenhäusern. Sie publiziert seit 15 Jahren einschlägige Fachbücher. Grund genug für ein Interview – und das „Praxishandbuch Social Media im Krankenhaus“ gewinnen kann man auch, nämlich auf der saatkorn. facebook Seite. Also: viel Glück! – Aber jetzt erstmal zum Interview mit Prof. Dr. Lüthy:
saatkorn.: Wie kamen Sie auf die Idee für das Buch „Praxishandbuch Social Media im Krankenhaus“?
saatkorn.: Ihr Buch „Praxishandbuch Social Media im Krankenhaus“ richtet sich in erster Linie ja an Kommunikationsverantwortliche, Geschäftsführer und Personalverantwortliche in Krankenhäusern. Haben Sie bereits erste Reaktionen auf das Buch aus der Zielgruppe heraus erhalten?
Vor ein paar Tagen erhielt ich eine Mail von Herrn Bernd Bogert, Geschäftsführer einer Senioreneinrichtung – übrigens einer der prämierten „Besten Arbeitgeber im Gesundheitswesen 2013“ – deren Inhalt ganz gut die Resonanz auf unser Buch widerspiegelt: „Beim ersten Blick darauf darf ich Ihnen das große Kompliment machen, dass auch ich Lust auf mehr bekommen habe. Bei St. Gereon gibt es da aber eine ganze Reihe von „jungen Menschen“, die dazu eine größere Affinität haben und die haben mir das Buch sozusagen aus der Hand gerissen.“
Die älteren Babyboomer bekommen also langsam Lust auf Social Media und Online- Kommunikation, sie sind aber immer noch eher zurückhaltend. Den Jüngeren der Generationen X und Y kann es gar nicht schnell genug gehen, auch über Social Media mit ihren Zielgruppen zu kommunizieren.
Der mwv – Verlag hat uns kürzlich – nachdem das Buch nun vier Wochen auf dem Markt ist – rückgemeldet, dass es sich gut verkauft.
saatkorn.: Das Buch „Krankenhäuser als attraktive Arbeitgeber“ beinhaltet von der Strategie über die Umsetzung bis hin zu Themenfeldern wie Employer Branding und Mobile Online-Kommunikation sämtliche Facetten, um zeitgemäß in Krankenhäusern und über Krankenhäuser zu kommunizieren. Gerade die zahlreichen Praxisbeispiele können konkrete Ansatzpunkte für den Einsatz moderner Kommunikationsinstrumente vermitteln. Wie ist Ihr Eindruck in Bezug auf den Status Quo der deutschen Krankenhäuser in der Online-Kommunikation? – Ist das Thema noch relativ neu oder eigentlich schon auf dem Weg, Standard zu werden?
Das Thema Social Media ist in der Tat für Krankenhäuser relativ neu und man kann diejenigen deutschen Kliniken, die Social Media professionell für ihre Online-Kommunikation nutzen, fast an einer Hand abzählen. Persönliche Gespräche mit Geschäftsführern, Marketingleitern und Personalleitern spiegeln wider, dass sie einerseits total fasziniert davon sind, welche Kommunikationsmöglichkeiten das Web 2.0 bietet, um mit potentiellen Mitarbeitern, Patienten, deren Angehörigen, zuweisenden Ärzten, Selbsthilfegruppen und sogar den Krankenkassen in den unmittelbaren Online – Dialog zu treten. Andererseits haben sie jedoch Angst, dass beispielsweise unzufriedene Patienten und/oder Mitarbeiter – und von beiden Gruppen gibt es ja leider in deutschen Krankenhäusern immer noch sehr viele – ihren Unmut twittern, posten und bloggen und damit den Ruf des Krankenhauses schädigen. Geschäftsführer deutscher Krankenhäuser können sich heute noch schlecht vorstellen, dass „die community“ sich selbst reguliert und negative Postings oder Tweets auch positive Reaktionen von anderen Vertretern der Zielgruppe hervorrufen. Nein, ein Standard ist die Online – Kommunikation, wie sie es beispielsweise in US – amerikanischen Krankenhäusern bereits ist. Wir stellen in unserem Buch als Praxisbeispiel das Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York City vor.
saatkorn.: Haben Sie das zweite Buch „Krankenhäuser als attraktive Arbeitgeber“ geschrieben, weil auch die Themen Employer Branding und Personalmarketing für Krankenhäuser wichtig sind?
Angesichts des dramatischen Ärzte- und Pflegefachkräftemangels in Deutschland – jedes zweite Krankenhaus hat große Probleme offene Stellen zu besetzen – müssten insbesondere Krankenhäuser – unter der Voraussetzung, dass sie schon attraktive Arbeitgeber sind – ganz rasch alle zur Verfügung stehenden Social Media Kanäle nutzen, um neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Wir wissen doch alle, dass die Generationen X und Y ihre potenziellen Arbeitgeber heute ausschließlich in Online – Stellenportalen und über Social Media recherchieren. Auch für angehende Ärzte und Krankenpfleger ist die Nutzung von Social Media in ihrem Privatleben alltäglich. Längst gibt es auch Apps, die beruflich genutzt werden, z.B. zur Vorbereitung neurochirurgischer Operationen.
Leider muss man die Personalleiter der deutschen Krankenhäuser immer noch von den Vorteilen, die Social Media gerade beim Employer Branding bieten, überzeugen: die Möglichkeit sofort mit jedem, der online ist, in den Dialog zu treten, die unbegrenzte Reichweite rund um die Uhr, die komplexe Multimedialität, egal ob Film, Text, Bilder, Ton etc., genutzt werden sollen, die Möglichkeit, ohne großen Aufwand und ohne aufwändige Ausbildung des Online-Redakteurs aktuelle Änderungen jederzeit vornehmen zu können, sind doch nur einige wunderbare Eigenschaften von Social Media.
saatkorn.: Können sich Krankenhäuser in unserem Gesundheitssystem und dem damit verbundenen Kostendruck solche Social Media Aktivitäten leisten?
Ja, fast alle Krankenhäuser haben mittlerweile Stellen im Bereich Unternehmenskommunikation geschaffen und investieren in ihre Öffentlichkeitsarbeit. Statt nach wie vor viel Geld für Printmedien auszugeben, z.B. für Hochglanzbroschüren oder unterschiedliche Flyer, sollten sie lieber in Online – Kommunikation investieren. Das ist einfach zeitgemäßer und auf lange Sicht sogar kostengünstiger.
saatkorn.: Frau Prof. Dr. Lüthy, vielen Dank für das Interview – und viel Erfolg mit den Büchern! Zur Verlosung geht’s hier lang 🙂