employer branding im mittelstand: personalmarketing bei schüco

stefan-oliver strate ist seit 2006 als leiter personalbetreuung bei der schüco international kg in bielefeld tätig. dort verantwortet er alle hr-aktivitäten in der divison metallbau/aluminium mit rd. 1.200 mitarbeitern an verschiedenen nationalen standorten. neben dieser funktion war stefan-oliver strate im jahr 2008 verantwortlicher projektleiter für die konzeption und implementierung eines sap-gestützten e-recruiting und talentmanagementsystems bei schüco.

vor einigen wochen, auf dem personalmanagementkongress 2010, hörte ich von ihm einen interessanten vortrag rund um das personalmarketing seiner firma schüco sowie die idee, arbeitgebermarken zu poolen. dieses pooling hat schüco zusammen mit 2 anderen unternehmen in ostwestfalen-lippe (kurz owl) unter dem namen powerbrandsowl durchgeführt. spannende themen also für ein saatkorn.-interview rund um employer branding im mittelstand. auf geht’s:

employer branding im mittelstand: personalmarketing bei schüco

saatkorn.: gibt es aus ihrer sicht spezielle herausforderungen im themenfeld employer branding, die mittelständische unternehmen von großen konzernen unterscheiden?
viele mittelständische unternehmen haben im gegensatz zu großen konzernen mit zwei gesonderten herausforderungen im bereich des employer brandings zu kämpfen. zum einen ist in vielen fällen das mittelständische unternehmen als potentieller unternehmer oftmals nur regional bekannt. sollte eine überregionale bekanntheit der arbeitgebermarke bestehen, so focussiert sich diese oftmals auf das produktumfeld des unternehmens und weniger auf das unternehmen als attraktiver arbeitgeber. vor diesem hintergrund sind gerade mittelständische unternehmen besondert gefordert, sich erstmalig oder neu auf dem bewerbermarkt als arbeitgeber zu positionieren und hierbei über den bisherigen regionalen „dunstkreis hinaus“ als attraktiv erkannt zu werden.
eine zweite herausforderung bedingt sich oftmals durch die regionale lage mittelständischer unternehmens. viele, von ihrer wirtschaftskraft durchaus bedeutende, mittelständische unternehmen, finden sich fernab der großen und vermeintlich attraktiven ballungszentren. diese mittelständischen unternehmen in der „provinz“ haben dann neben der schwierigkeit der geringen „bekanntheit“ zusätzlich noch die schwierigkeit eines vermeintlich unattraktiven standortes zu bewältigen. dieses erfordert oftmals eine zusätzliche „aufklärungsarbeit“ zu den lebensbedingungen vor ort, um nicht nur den bewerber sondern insbesondere auch seiner familie zu verdeutlichen, dass ein wechsel zu diesem unternehmen nicht per se mit einer verschlechterung der persönlichen lebensumstände verbunden sein muss.

saatkorn.: wie betreibt schüco employer branding?
schüco hat in diesem bereich sicherlich den vorteil, dass wir durch ein sehr aktives branding unserer unternehmensmarke nicht nur in der region, sondern darüber hinaus auch schon sehr bekannt sind. durch diverse sponsormaßnahmen im bereich des sportes verbinden viele potentielle bewerber schüco mit der region ostwestfalen und der stadt bielefeld und wissen somit zumindest wo das unternehmen schüco regional zuzuordnen ist.
neben diesen klassischen branding maßnahmen sowie einem umfangreichen marketing mix zur popularitätssteigerung der unternehmensmarke schüco betreibt der personalbereich von schüco aber auch weitere maßnahmen im bereich des hochschulmarketings, der lokalkooperation mit bildungsinstitutionen und schulen sowie ein über ein e-recruiting neu aufgestelltes bewerbermanagement. darüber hinaus erschien es uns jedoch erforderlich, neue bewerbergruppen außerhalb des bisherigen „dunstkreises“ durch eine geeignete maßnahme wie den powerbrands owl anzusprechen.

saatkorn.: welche employer branding maßnahmen werden bei schüco sowohl extern wie auch intern eingesetzt?
wie bereits dargestellt, setzt schüco schon seit längerem auf die traditionellen externen employer branding maßnahmen wie hochschulmarketing, schulkooperationen sowie dem externen branding wie dem bereich des klassischen marketing und sponsorings. darüber hinaus ist bei aber uns auch das bewusstsein gewachsen, dass ein positiv besetztes externes marketing letztendlich immer auch nur ein versprechen gegenüber potentiellen arbeitnehmern sein kann, welches auch im innenverhältnis „gehalten werden muss“.
auf das halten des versprechens zielen unsere internen employer branding maßnahmen ab, die mit unterstützung durch interne und externe kooperationspartner unseren mitarbeitern zur verfügung gestellt werden. hier verweisen wir auf die erfolgreichen aktionen: thementage für berufstätige väter und kinder, informationen zum themen der erziehung, kinderfreizeiten, sowie klassische maßnahmen im bereich der gesundheitsförderung wie unsere gesundheitstage, mobiler massageservice oder unsere aktion: mit dem rad zur arbeit.
diese maßnahmen verdeutlichen aus meiner sicht sehr gut, dass das unternehmen ein hohes interesse an einer ausgewogenen worklife balance seiner mitarbeiter hat, dieses auch ausdrücklich fördert und unterstützende maßnahmen zur verfügung stellt. durch unsere beratungshotline im bereich der sozialen dienste (notbetreuung für kinder, beratung bei pflegefällen in der familie) bietet schüco zudem in einer kooperation mit der awo erste hilfe bei der bewältigung schwieriger persönlicher fragestellungen, die sich oftmals nachdrücklich belastend auf den mitarbeiter auswirken.
dieses alles zusammen verdeutlicht aus meiner sicht sehr gut, dass ein erfolgreiches externes employer branding zwingend ein funktionierendes internes employer branding begleitend voraussetzt.

saatkorn.:  schüco ist auch teil von power brands. was ist power brands? und welche unternehmen stecken dahinter?
power brands ist eine initiative von 3 unternehmen aus ostwestfalen (phoenix contact aus blomberg, itelligence und schüco aus bielefeld), die mit dieser initiative versuchen wollen, die region ostwestfalen als attraktiven wohn- und arbeitsstandort einem größeren bewerberpublikum bekannt zu machen. power brands owl spricht hierbei insbesondere die potentielle fach- und führungskräfte an, die alle drei unternehmen für ihr weiteres wachstum benötigen. damit konkurrieren in dieser  gemeinsamen aktionen diese unternehmen oftmals um den gleichen bewerber, da wir bewusst auf eine quotierung oder zuordnung im vorfeld verzichtet haben.
dieser interne bewusst gewollte wettbewerb um den richtigen bewerber ist aus meiner sicht aber auch zwingend notwendig, da es von allen drei unternehmen weiterhin eine eigene positionierung als attraktiver arbeitgeber erfordert. die maßnahme power brands owl ist hierbei vielmehr als dachmarke zu verstehen, um auf die drei dargestellten unternehmen in der region ostwestfalen/lippe gesondert aufmerksam zu machen.

saatkorn.: wie langfristig ist die initiative power brands owl ausgelegt?
bei der initiative power brands owl handelt es sich um die neuetablierung einer dachmarke für ein neues branding mittelständischer unternehmen in ostwestfalen. die erfolgreiche positionierung einer marke am markt erfordert jedoch einen entsprechend langen atem. von daher wäre es fatal, nur auf eine kurzfristige wirksamkeit dieser maßnahme abstellen zu wollen. aus meiner sicht ist es erforderlich, diese marke über einen langen zeitraum am markt positioniert zu halten und in diesem zeitraum ständig weiter zu entwickeln und den erforderlichen maßnahmen des marktes anzupassen. die marke wurde erstmalig 2008 am markt etabliert. jetzt in diesem jahr findet beispielsweise eine überarbeitung der maßnahmenkataloge und initiativen für 2011 statt. hierbei haben wir uns nicht alleine in ein stilles kämmerlein zurückgezogen sondern aktiv die diskussion mit potentiellen ansprechpartnern dieser brandingmaßnahme gesucht und einen ideenwettbewerb unter studierenden ausgelobt. durch die präsentationen und diskussionen mit den studierenden hinsichtlich deren vorschlägen haben wir viele interessante anregungen gewonnen, die wir nun aufgreifen werden, um über eine weiterentwicklung unserer dachmarke für 2011 nachdenken zu können.

saatkorn.: herr strate, ganz herzlichen dank für das interview und weiterhin viel erfolg mit schüco und power brands!

weiterlesen:

saatkorn rückblick zum personalmanagementkongress 2010

rechtliche risiken beim einsatz von social media für employer branding

saatkorn. zur veränderten rolle von personalabteilungen im kontext employer branding

saatkorn. rückblick zum dapm symposium 2010

employer branding glossar von embrace: erklärung der wichtigsten begriffe

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

3 Gedanken zu „employer branding im mittelstand: personalmarketing bei schüco

  • 9. März 2011 um 12:38
    Permalink

    Ich hatte mit großem Interesse noch einmal Ihren „alten“ Beitrag zum Thema „Mittelstand und Employer Branding“ am Beispiel der Schüco KG gelesen. Der Ansatz, im Verbund für Unternehmen und Region zu werben, hat seinen Charme und erscheint mir erfolgversprechend. Schade nur, wenn man dann so ein Programm auf Sparflamme fährt. Die in Ihrem Blog erwähnte Initiative Powerbrands OWL ist im Web nicht wirklich existent. Auf der Homepage finden sich neben (aktuellen) Stellenausschreibungen drei Nachrichten für 2010, davon die letzte vom 30.09.2010. Der einzige Blog-Eintrag stammt von 2009, die letzte Pressemitteilung (warum sind die überhaupt hier aufgelistet?) ebenfalls. Die Messetermine beziehen sich alle auf 2010. Jetzt wäre es fast besser, die Seite abzuschalten, da der Eindruck nicht gerade gut ist. Klappte die Zusammenarbeit der Unternehmen nicht? Hatten Schüco & Co. eine größere Resonanz erwartet? Haben sich getrennte Wege als effizienter erwiesen?

    Antwort
    • 9. März 2011 um 13:56
      Permalink

      Hallo Her Weinberg,

      genau die Fragen stelle ich mir auch und werde Sie an Schüco weiter geben. Da könnte man mehr draus machen!

      Besten Gruß

      Gero Hesse

      Antwort
      • 9. März 2011 um 16:32
        Permalink

        Hallo Herr Hesse,

        vielen Dank! Auf die Antwort von Schüco wäre ich auch gespannt. Ja, da könnte man mehr draus machen. Die Unternehmen müssten ihre Welt, ihre Werte, ihre Arbeit, viel stärker und vor allem lebendiger zeigen. Wenn wir über Employer Branding reden, dann sollten wir auch über Emotionen reden. Wie im guten alten Produkt-Branding.

        Beste Grüße aus Hamburg

        Helge Weinberg

        Antwort

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