Employer Branding bei Zalando: Interview mit Judith Gördes
Employer Branding bei Zalando
Eine der spannendsten aktuellen Karriere-Websites kommt meiner Meinung nach vom E-Commerce Unternehmen Zalando. Hinter den Ideen steckt eine alte Bekannte: Judith Gördes, geschätzte Ex-Kollegin bei embrace, zeichnet als Team Manager Employer Branding und Internal Communications für die Seite verantwortlich. Grund genug, einmal genauer nachzufragen. Und auf geht’s:
saatkorn.: Judith, wofür steht Zalando als Arbeitgeber, was macht Euch besonders oder anders gefragt, was ist die Zalando EVP?
Zalando bietet seinen Mitarbeitern ein sehr herausforderndes internationales Umfeld im E-Commerce. Wir haben mit einem immer größer werdenden Team den Weg vom Startup zum Grownup in nur fünf Jahren zurückgelegt. Bedingt durch dieses rasante Wachstum können unsere Mitarbeiter immer noch viele Projekte erwarten, in denen sie sich verwirklichen, Zalando‘s Zukunft mitgestalten oder auch zentrale Themen auf der grünen Wiese neu erschaffen können. Der stetige Wille unserer Mitarbeiter zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung und das ständige Hinterfragen von Dingen – das macht Zalando als Arbeitgeber aus.
Wir sind kein konventioneller Arbeitgeber und wir wollen auch keiner werden. Was genau das in unseren Augen bedeutet, erfährt man, in dem man in unsere bunte Welt eintritt, zum Beispiel über unsere Karrierewebsite.
saatkorn.: Die neue Website ist auf den ersten Blick schon mal ganz anders als die meisten anderen. Kompliment! Die Jobsuche steht auf den ersten Blick im Zentrum. Wächst Zalando so stark? Geht es bei der Seite in erster Linie um Recruiting, welchen Stellenwert hat Employer Branding?
Wir wachsen immer noch und möchten daher jedem Besucher den Weg zur Bewerbung leicht machen. Gleichzeitig ist Employer Branding ein ganz wichtiges Ziel unserer Seite. Das „Hello-Zalando!“ Konzept soll jedem Besucher einen ganz ehrlichen, ungeschminkten Einblick in unsere Arbeitswelt bieten. Dabei spielt der interne Blick eine enorme Rolle: Die Bilder werden von unseren Mitarbeitern hochgeladen, denn schließlich sind sie diejenigen, die Zalando jeden Tag neu erleben.
Ganz bewusst haben wir uns darüber hinaus für einen thematischen Einstieg in die Job-Welt von Zalando entschieden. Der Bewerber findet seinen Eintritt nicht über die klassische Aufteilung in Karrierelevels – wie Berufseinsteiger, Berufserfahrene, etc, sondern über das Thema, das ihn interessiert. Die Fokussierung auf der Startseite auf unsere Kernbereiche – Fashion, Technology und Operations – mag dementsprechend auf den ersten Blick überraschen, ist aber ein sehr großer Schritt in ein zielgruppenspezifisches und themenorientiertes Employer Branding. Mit der neuen Karriereseite können wir endlich zeigen, was Zalando ausmacht und welche Themen und Prozesse uns groß gemacht haben. Hier geht es darum, potentiellen Bewerbern einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren und mehr Informationen zu bieten als bisher.
saatkorn.: Unter der Rubrik „Hello Zalando!“ ändert sich der erste Recruiting lastige Eindruck. Hier lasst Ihr Bilder sprechen, klasse Idee. Was ist das Konzept dahinter? Zudem ist die Vernetzung mit Instagram absolut gelungen. Warum gibt es keine Pinterest Seite, würde doch auch Sinn machen?!
Wir lassen Bilder sprechen und damit auch unsere Mitarbeiter. Die Einbindung unserer Kollegen, die Zalando jeden Tag mitgestalten, spielt eine zentrale Rolle im Konzept. Die Fotos sind von ihnen geschossen und hochgeladen. Wir möchten hier ganz bewusst die echte Welt von Zalando zeigen und nicht ein auf Hochglanz poliertes, „gephotoshoptes“ Bild zeichnen, wo jeder eine Frisur hat, die er höchstens einmal im Jahr trägt. Hier ist jeder Testimonial, der es gerne sein möchte! Die Fotos haben keinen Anspruch auf Perfektion, sie sollen die Realität wieder spiegeln. Und dazu gehört auch, dass unsere Mitarbeiter auch mal ausgepowert, in Eile oder melancholisch sein dürfen. Für alle diese Gemütszustände ist Platz auf „Hello Zalando!“ – genauso wie für die witzigen, aktiven, kreativen und begeisterten Momente.
Die Anlehnung an Instagram soll einen Wiedererkennungseffekt erzeugen und Spaß bringen. Bei aller Ernsthaftigkeit der Jobsuche möchten wir auch Freude machen und ein bisschen von der bei Zalando üblichen Lockerheit rüberbringen. Das Stöbern nach Motiv oder Stimmung soll zum Verweilen einladen und einen Streifzug durch unsere Welt ermöglichen. Dass unsere Bilder auch mal auf Pinterest landen, ist nicht ausgeschlossen. So kurz nach dem Launch konzentrieren wir uns darauf, unsere Website weiterhin zu optimieren und ggf. noch kleinere Bugs zu beheben 😉
saatkorn.: Im Falle von facebook und twitter verlinkt Ihr auf die allgemeinen Zalando facebook bzw twitter Seiten. Plant Ihr perspektivisch hier noch separate Auftritte für das Thema Karriere? – Wenn nein, warum nicht?
Das Employer Branding bei Zalando ist noch relativ jung. Als erstes großes übergreifendes Projekt haben wir uns auf die Karrierewebsite gestürzt. Facebook & Co können folgen, sind aber nicht unsere höchste Prio. Dies mag erstaunen, da wir ja ein sehr medienaffines und junges Unternehmen sind. Diese Priorisierung ist tatsächlich auf unsere Recruiting Ziele zurückzuführen. Die Zielgruppen, die wir momentan am dringendsten erreichen möchten, sind eher durch Fachkongresse und spezifische Online Foren zu erreichen. Eine stärkere Verknüpfnung mit unseren bereits sehr aktiven twitter Kanälen wird aber bald folgen. Für alle twitter Fans: Zalando_Press und ZalandoTech bieten interessante Infos.
saatkorn.: Besonders cool finde ich die Verknüpfung der Bilder mit der Jobsuche, klasse gemacht. Was mir allerdings etwas fehlt sind mehr Fotos von Menschen bei Zalando. Gerade im Bereich Job ist es doch interessant zu sehen, wer die zukünftigen Kollegen sind, oder?
Um nicht ganz „nackt“ live zu gehen, haben wir vor dem Launch schon mal durch einige Kollegen Fotos eingesammelt und hochgeladen. Durch die interne Freischaltung von „Hello Zalando!“ werden nun täglich Fotos verschiedenster Mitarbeiter dazu kommen, so dass es sicher eine stärkere Mischung geben wird und wir Bewerbern damit schon mal ihre zukünftigen Kollegen vorstellen können. Darüber hinaus kann jeder Mitarbeiter auch ein Profilbild verwenden, so dass auf dem „Hello Zalando!“ auch nicht immer zwangsläufig direkt Kollegen in die Kamera lächeln müssen. Vorgaben möchten wir hier jedoch nicht machen und vermutlich macht es sich bemerkbar, dass wir bei Zalando wenig Wert auf Selbstdarstellung, sondern eher auf unseren Teamgeist und die Inhalte legen.
saatkorn.: Was sind weitere Pläne im Kontext Employer Branding und Personalmarketing?
Uns ist eine Vernetzung aus internen und externen Maßnahmen enorm wichtig. „Hello Zalando!“ bietet uns eine wichtige Möglichkeit, um unsere Mitarbeiter auch in Themen der Außenwahrnehmung von Zalando als Arbeitgeber einzubinden. Außerdem werden wir die Außenwirkung, die wir im Bereich Technology schon durch den Zalando TechBlog, Fachkongresse, Hackatons und weitere Maßnahmen in der Techie-Welt erreicht haben, auch für die Fachbereiche Fashion und Operations entwickeln. Unser Fokus liegt dabei immer auf dem internen und externen Netzwerkaufbau. So verstehen wir uns im Employer Branding nicht als reine Marketingzentrale, sondern motivieren unsere Mitarbeiter, das Bild aktiv mitzugestalten.
Darüber hinaus starten wir gerade eine Case Competition zusammen mit einer internationalen Beratung, in der sich Studenten mit einem Logistics-Case beschäftigen können. Für langfristige Bindung von Nachwuchstalenten bauen wir ein Netzwerk von Partnerhochschulen auf. Unsere Aktivitäten werden hierbei nach und nach immer internationaler. Vor allem im Bereich Technology möchten wir potentielle Bewerber aus aller Welt ansprechen. Insgesamt arbeiten Kollegen aus über 40 Nationen bei uns. Dies erfordert internationale, sehr breit aufgestellte Personalmarketing Maßnahmen, sowie ein sehr gut organisiertes Onboarding – auch das ist ein wichtiger Aspekt in unserer Employer Branding Arbeit.
saatkorn.: Vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Zalando!