Talent Meets Bertelsmann feiert dieses Jahr das 10 jährige Jubiläum. Das Event ist auf Basis der Create Your Own Career Kampagne entstanden und war vor vielen Jahren mal mein Baby. Umso schöner zu sehen, dass mein Nachfolger Dr. Nico Rose Talent Meets Bertelsmann super weiter entwickelt hat. Heute ist das Event gleichzeitig Image- und Recruiting-relevant und international. Grund genug, einmal intensiv mit Nico über Talent Meets Bertelsmann zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Nico, bitte stelle Dich doch kurz den saatkorn. LeserInnen, die Dich noch nicht kennen, vor.
Ich bin seit fast sieben Jahren bei Bertelsmann, auf meiner Visitenkarte steht Vice President Employer Branding & Talent Acquisition. Mit meinem Team kümmere ich mich auf der Corporate-Ebene um das strategische Employer Branding sowie die weltweiten Partnerschaften mit Universitäten und Talentnetzwerken. Dazu kommen verschiedene nationale und internationale Recruiting-Programme wie auch das laufende Recruiting für High-Potential-Funktionen, z.B. Vorstandsassistenten, Strategie oder M&A. Ansonsten kennen mich viele Menschen in der HR-Szene auch als Schreiberling, beispielweise als XING-Branchen-Insider oder durch regelmäßige Gastbeiträge, z.B. für ZEIT Online.
saatkorn.: Diesen Sommer feiert Bertelsmann 10-jähriges Jubiläum von Talent Meets Bertelsmann. Was hat es mit dieser Event-Idee auf sich?
Talent Meets Bertelsmann ist eine 3-tägige Veranstaltung, die wir seit 2008 Jahren in Berlin ausrichten. Das erste Event war gleichzeitig der Startschuss für unsere Employer Brand „Create Your Own Career“, die somit ebenfalls ihren runden Geburtstag feiert (die Marke wurde allerdings im Jahr 2014 generalüberholt; saatkorn. berichtete).
TMB ist ein Case-Study-Wettbewerb, bei dem rund 60 Top-Studenten strategische Konzepte für die Bertelsmann-Divisionen erarbeiten und diese vor Mitgliedern des Vorstands und des Group Management Committe (GMC) präsentieren. Ein Networking-Abend mit einer hohen Zahl an Führungskräften – wir streben ein 1:1-Verhältnis zwischen studentischen Teilnehmern und Kollegen an – und eine Party mit Konzert begleiten den Wettbewerb. Dazu holen wir Künstler wie Die Fantastischen Vier, Adel Tawil oder Mando Diao auf die Bühne. Wir runden das Programm ab durch ein individuelles Karriere-Coaching für die Teilnehmer mit unserer Management-Entwicklung.
Die drei besten Teams jedes Jahres gewinnen Reisen zu internationalen Bertelsmann-Standorten, das hat uns schon nach London, Paris, Madrid, New York und ins Silicon Valley geführt. Unsere Kollegen vom Corporate Center in Peking richten übrigens seit einigen Jahren ein kleineres Schwester-Event aus.
saatkorn.: Wie hat sich das Konzept im Laufe der Jahre entwickelt?
Das Grundgerüst mit den Cases und Präsentationen vor dem Top-Management und dem Networking-Abend hat sich bewährt und daher seit Anbeginn kaum verändert. Never change a winning team. Wir feilen vor allem am Rahmenprogramm, um das Event für die studentischen Teilnehmer wie auch unsere Kollegen zu einem außergewöhnlichen Erlebnis zu machen.
Die umfassendste Veränderung über die Jahre war sicherlich die Internationalisierung. Von 2008 bis 2012 war TMB ein deutschsprachiges Event. Entsprechend der strategischen Entwicklung des gesamten Konzerns „sourcen“ wir die Teilnehmer seit 2013 vollständig international, mit dem Schwerpunkt auf Studenten aus unseren Wachstumsregionen, vor allem China, Indien, Brasilien, aber auch den USA. Natürlich erstreckt sich der Ehemaligenkreis mittlerweile auch auf Talente in ganz Europa.
saatkorn.: Die Idee von Talent Meets Bertelsmann ist ja neben der jährlich stattfindenden Veranstaltung, einer Mischung aus Image- und Recruiting-Event, langfristig eine spannende Community aufzubauen. Wie macht Ihr das?
Wir betrachten alle ehemaligen Teilnehmer als Teil einer wachsenden Talent Meets Bertelsmann -Familie. Zum einen halten wir den Kontakt über verschiedene Online-Maßnahmen, von klassischen Newslettern über Facebook- und LinkedIn-Gruppen bis hin zu Live-Streaming.
Zudem veranstalten wir jedes Jahr im Herbst ein großes Alumni-Event, ebenfalls in Berlin mit einer dreistelligen Teilnehmerzahl. Fester Bestandteil ist die Präsentation eines Bertelsmann-Kollegen zu aktuellen, also meist digitalen, Herausforderungen. Zudem fragen wir die Community seit 2011 einige Wochen vorher, ob jemand gerade ein Start-up gründet oder zu gründen plant. Wir geben diesen Teilnehmern dann die Gelegenheit, ihre Idee vor der Community und zu pitchen. Dieses Angebot nehmen jedes Jahr fünf bis sieben der Teilnehmer an. Der Rest des Abends steht im Zeichen des Schwelgens in früheren TMB-Erinnerungen – und natürlich vor allem des Networkings für die Zukunft.
Aus der Community kam allerdings über die Jahre immer wieder der Wunsch, sich häufiger persönlich begegnen zu können. Da wir aufgrund des Wachstums mittlerweile in vielen Metropolen in Deutschland und weltweit eine „kritische Masse“ erreicht haben, haben wir 2017 erstmals „TMB Alumni Hubs“ gestartet. In Städten wie Hamburg, Köln, München, Paris, London oder New York veranstalten wir nun informelle Networking-Dinner. Im Übrigen haben wir uns entschlossen, für diese Abende eine +1-Regel einzurichten: jeder TMBler darf einen Gast mitbringen. Gute Leute kennen gute Leute.
saatkorn.: Wenn Du nach 10 Jahren ein Gesamtfazit ziehen solltest, wie fällt das aus? Und: gibt es eine Alkoholstatistik über die 10 Jahre Partyabend?
Im Kern geht es bei TMB um das Netzwerk, das Recruiting geschieht eher en passant – da haben wir einen langen Atem, das ist der Grundgedanke der gesamten Initiative. Natürlich wünschen wir uns, dass über die Zeit der eine oder andere seinen Weg zu Bertelsmann oder unseren Tochtergesellschaften findet und über die Jahre haben etwa 90 Menschen einen festen Job angenommen, viele weitere haben Praktika gemacht oder Abschlussarbeiten geschrieben.
Wir glauben jedoch, dass wir dies nicht forcieren müssen, das ergibt sich durch die Community fast von selbst, sobald die Zeit reif ist. Unsere Talent Manager empfehlen daher – aufrichtig – manchen TMBlern, zu einem gegebenen Zeitpunkt alternative Job-Angebote anzunehmen, wenn dies objektiv betrachtet als bessere Option in der gegebenen Karrierephase erscheint. Umso mehr freuen wir uns, wenn solche Menschen nach einigen Jahren, vielleicht bei einer der Top-Beratungen oder den großen Playern der Plattform-Ökonomie, wieder zu uns zurückfinden.
Über die Jahre konnten wir mehr als 5.000 Bewerbungen aus über 130 Ländern verzeichnen. Eine Alkoholstatistik haben wir selbstverständlich nicht geführt. 😉 Klar ist aber: Wer als Student gerade seine erste Vorstandspräsentation erfolgreich gemeistert und eine Reise nach New York gewonnen hat, der darf das auf Wunsch auch gebührend feiern.
saatkorn.: Ich gehe mal davon aus, dass hinter den Kulissen bereits an Talent Meets Bertelsmann 2018 gearbeitet wird. Gibt es da Neuerungen?
Der Termin steht tatsächlich schon fest. Das Grundgerüst der Veranstaltung hat sich wie gesagt bewährt, das werden wir kaum anfassen. Veränderungen gibt es eher in den Feinheiten und beim Rahmenprogramm. Tatsächlich geben wir uns aber noch ein bisschen Zeit damit. Im Augenblick sind unsere Augen auf das große Alumni-Meeting im Herbst in Berlin gerichtet. Außerdem stehen im Spätsommer noch Alumni-Hubs in verschiedenen europäischen Städten und im Silicon Valley an.
saatkorn.: Zu guter Letzt: was waren Deine persönlichen drei TMB Highlights über all die Jahre?
Das ist schwierig, nach meinen sieben Jahren als „Show Runner“ gibt so viele davon. Aufgrund meiner persönlichen Musikpräferenz würde ich sagen: Das Konzert von Mando Diao 2013 liegt recht weit vorn. Meine erste Siegerreise nach New York mit dem Gewinnerteam des Jahres 2011 ist mir auch noch sehr präsent. Wir waren über Halloween mit den Studenten und den Workshop-Leitern unserer Buchsparte dort und haben viele außergewöhnliche Momente erlebt. Darüber hinaus ist es schon einige Male vorgekommen, dass Kollegen nach dem Event angekommen sind und sinngemäß gesagt haben: „Diese Präsentation und die Geschäftsidee war so gut, wir wollen mit den Studenten an der Idee weiter arbeiten.“ Das ist natürlich ein Träumchen.
Tatsächlich beschert mir die Community jedoch fast jeden Tag irgendwelche Highlights. Z.B., wenn ich höre, dass jemand ein Praktikum bei uns macht oder einen Job annimmt. In der letzten Zeit haben einige Alumni sehr erfolgreich gegründet, oder haben tolle Entwicklungsschritte bei anderen Unternehmen gemacht – das finde ich ebenso grandios. Alle diese Geschichten bereichern das Netzwerk und lassen es wachsen. Einen tollen Überblick mit Highlights aus allen Jahren bietet unser Jubiläumsfilm.
saatkorn.: Nico, herzlichen Dank für das Interview – und auch weiterhin viel Spaß mit Talent Meets Bertelsmann!