Employee Advocacy – Interview mit Carl Hoffmann von Talentry
Employee Advocacy???! – Watt is datt denn? – Licht ins Dunkel bringt zu diesem – ziemlich interessanten! – Thema Carl Hoffmann von Talentry. Ich hatte Gelegenheit, ausführlich mit ihm zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Carl, bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Gerne! Mein Name ist Carl Hoffmann und ich bin Gründer und Geschäftsführer der Talentry GmbH. Talentry ist ein Anbieter von Social-Recruiting-Software und eines der am schnellsten wachsenden Start-ups im deutschsprachigen Raum. Zu meinen Verantwortungsbereichen zählen primär der Aufbau strategischer Partnerschaften, aber auch HR, Vertrieb und Marketing.
saatkorn.: Ganz aktuell gibt es von Talentry ein lesenswertes Whitepaper zum Thema Employee Advocacy. Was verstehst Du darunter?
Employee Advocacy ist ein Instrument, das Mitarbeiter in Markenbotschafter verwandelt. Das Unternehmen gibt dazu Content wie zum Beispiel Videos oder Whitepaper an die Mitarbeiter weiter, damit diese den Content über ihre sozialen Kanäle teilen. Man erreicht so schnell neue Talentpools, weil jeder Mitarbeiter im Schnitt 341 Kontakte in seinen Netzwerken hat. Bei 1.000 Mitarbeitern sind das also 341.000 Kontakte. Employee Advocacy sorgt für Bekanntheit und fördert eine positive Wahrnehmung des Unternehmens als Arbeitgeber. Die einzelnen Mitarbeiter können mit dem Content zum einen ihre eigenen Expertenprofile schärfen und zum anderen dazu beitragen, die Arbeitgebermarke über Inhalte zu differenzieren. Der Ansatz kommt aus dem Content Marketing – man könnte auch sagen: „Content Marketing goes HR“. HR-Verantwortliche sollten diese Möglichkeit nutzen. Viele Firmen sind sich gar nicht über die Möglichkeiten bewusst und investieren lieber hohe Summen in klassische Instrumente wie bezahlte Werbung über soziale Netzwerke oder Printmedien. Dabei können die eigenen Angestellten als wirkungsvoller und hocheffizienter Marketing-Kanal dienen.
saatkorn.: Also lapidar übersetzt: wir machen aus Mitarbeitern Markenbotschafter oder – neudeutsch – Influencer. Die Idee ist ja nicht unbedingt neu. Was muss aus Deiner Sicht an Voraussetzung gegeben sein, damit das auch wirklich funktioniert?
Nur zufriedene Mitarbeiter teilen Inhalte. Damit sie aktiv werden, muss also die Unternehmenskultur zu den eigenen Wertvorstellungen passen, so dass die Mitarbeiter den Arbeitgeber gerne repräsentieren.
Zusätzlich braucht es zeitgemäße Tools – sonst wird das Sharing unnötig kompliziert. Software sollte es den Leuten möglichst einfach machen, das Potential auszuschöpfen, welches in ihren sozialen Netzwerken verborgen liegt. Hier sehe ich die Unternehmen in der Pflicht: Sie müssen interessanten Content in verschiedensten Formaten entwickeln und über die Software bereitstellen, damit sich die Inhalte bequem teilen lassen. Die Plattform von Talentry etwa verbindet geteilten Content automatisiert mit aktuellen und zum Thema passenden Jobangeboten – es profitiert nicht nur das Employer Branding, sondern auch das Recruiting.
saatkorn.: Und wie hole ich meine Mitarbeiter konkret ab? – Oft wird von Mitarbeiterseite ja nicht ausführlich gelobt, sondern Kritik geübt – in den gängigen Arbeitgeberbewertungsportalen. Oder?
Die Geschäftsleitung muss für eine glaubwürdige Unternehmenskultur sorgen – sonst laufen alle Bemühungen rund um Employee Advocacy ins Leere. Wenn ich als Neuling starte, muss ich klar erkennen können, dass die „von oben“ kommunizierten Werte im Alltag aller Kollegen eine tragende Rolle spielen. Gerade heute gibt es noch eine weitere Herausforderung, die essentiell ist: die Mitarbeiter nicht mit Digitalisierung zu überfordern, sondern sie zu unterstützen. Das setzen wir mit Prozessen und Tools um, die sich an den Mitarbeitern und der Unternehmensstrategie ausrichten.
saatkorn.: Im Juni bist Du auf dem #RC18 mit auf dem Panel zum Thema Tech & HR. Wie siehst Du das: sind das noch 2 Welten oder nicht?
In vielen Unternehmen ist das noch so. Digitale Vorreiter haben aber verstanden, dass der Mensch im Mittelpunkt aller Betrachtungen stehen muss. Prozesse können nicht aufgezwungen werden, ebenso wenig die Technologie. Ich sehe die Hauptaufgabe der IT, als Enabler zu funktionieren, als Wegbereiter. Nur so kann jedes Element ein Wertschöpfungsfaktor sein und dazu beitragen, dass Mitarbeiter gewonnen und gehalten werden.
Wir sollten bei aller Tech-Euphorie aber auch langfristig denken. Zu viel Automatisierung könnte dafür sorgen, dass die Candidate Experience zu unpersönlich wird und Unternehmen sich in ihrer Außenwahrnehmung noch mehr angleichen. Der Mensch braucht die richtige Balance zwischen Automatisierung und persönlicher Interaktion.
saatkorn.: Was sind Deine Erwartungen an den #RC18? Gibt es einen Programmpunkt, auf den Du Dich schon besonders freust?
Reizvoll finde ich das politische Streitgespräch zur Digitalisierung Deutschlands am ersten Tag. Für uns als Tech-Start-up spielt es eine große Rolle, wie die Politik den digitalen Arbeitsmarkt, aber auch die Unternehmenslandschaft, fördern will. Natürlich freue ich mich ganz besonders auf meine Teilnahme an einer Diskussionsrunde am Morgen des zweiten Tages. Da sprechen wir über das Thema „Tech & HR: Zwei Welten stoßen aufeinander oder gesucht und gefunden?“
saatkorn.: Lieber Carl, herzlichen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Talentry. Wir sehen uns am 6. Juni, ich freu mich drauf!