Stellenanzeige als Vine-Personalmarketingkanal Interview mit ROBINDRO ULLAH
Letztes Jahr wechselte Robindro Ullah von der Deutschen Bahn zum Mittelständler VOITH. Schon damals sprachen wir über ein Interview rund um die Frage, was es eigentlich bedeutet, wenn ein Aushängeschild eines Unternehmens zu einem anderen Unternehmen wechselt. Wem gehören Follower, wie einfach oder schwer ist es, sich als ehemals für ein bestimmtes Unternehmen bekannten Mitarbeiter davon zu lösen und für ein neues Unternehmen einzustehen. Fragen, die im Social Media Kontext durchaus nicht uninteressant sind.
Darüber hinaus wäre Robindro aber nicht Robindro, wenn nicht bei VOITH neue, aufsehenerregende Dinge im Social Media Kontext passieren würden. Also – auf geht’s in ein spannendes Interview:
saatkorn.: Robindro, zunächst herzlichen Glückwunsch zum Launch der Career Aktivitäten von Voith. Erzähl doch mal: wie war der Wechsel von einem der bekanntesten Gesichter und Social Multiplikatoren der Deutschen Bahn hin zu Voith? Was waren besondere Herausforderungen?
Der Wechsel war eine große Umstellung. Unternehmen, Umgebung und Aufgabengebiet unterscheiden sich quasi wie Tag und Nacht. Das ein ehemaliger Staatskonzern anders tickt als ein Familienunternehmen war mir schon klar. Die Unterschiede nun hautnah zu erleben, ist dann aber doch etwas anderes. Der Wechsel der Umgebung und damit meine ich meine örtliche Veränderung von München nach Heidenheim brachte auch ein paar Herausforderungen mit sich. Allerdings – und das mag man vielleicht gar nicht glauben – hat Heidenheim doch einige Vorzüge zu bieten, die weit über ein angenehmes Preisniveau hinaus gehen. Die für mich überraschendste Veränderung war allerdings die des Aufgabengebietes. Die meisten haben vermutlich, wie ich auch, gedacht: nun macht er das gleiche in Grün – halt bei den Schwaben. Dadurch das ich aber einen globalen Bereich verantworte, kann ich dir sagen, dass rückblickend mir die letzten Jahre vorkommen, als sei ich im Haus der Personalgewinnung im Kinderzimmer eingesperrt gewesen. Die tiefen Einblicke, die ich in Arbeitsmärkte wie China oder Brasilien gewinne, sind Gold wert; auch für Rückschlüsse und Überlegungen für den Deutschen Markt.
Eine besondere Herausforderung ist übrigens nach wie vor mein eigenes Branding. Auch heute treffe ich Menschen, die denken, ich sei noch bei der DB beschäftigt. Da kann man jetzt meinen, der Ullah soll nicht so eitel sein, das ist doch egal. Im Grunde schon – aber nicht, wenn es um potentielle Bewerber geht. Mit dem Satz schiele ich übrigens schon in Richtung deiner zweiten Frage 😉
saatkorn.: Und wie ist das nun, wem gehören Follower? – Demjenigen, der wechselt, oder dem alten Arbeitgeber?
Der Wechsel hat mir gezeigt, was der wirkliche Wert eines Kontaktes ist – es ist die persönliche Verbindung. D.h. das Adressbuch kann man natürlich ohne weiteres beim ehemaligen Arbeitgeber lassen, was man aber mitnimmt, sind die persönlichen Verbindungen, die nicht im Adressbuch sondern in den Köpfen der Beteiligten abgespeichert werden. Klar, nicht jeder meiner Xing Kontakte basiert auf solch einer persönlichen Verbindung, aber ein Kernnetzwerk schon. Und der Rest – also der „unpersönliche“ Teil des Netzwerkes – hat aber meiner Meinung nach (Achtung These) auch oft eine persönliche Ursache – gilt vermutlich nicht für Vertriebskontakte. Wem also die Liste gehört, ist mir relativ egal. Die Verbindung allerdings gehört demjenigen, der sie gepflegt hat bzw. noch pflegt.
saatkorn.: Nun aber zu Deinen neuen Aktivitäten. Was waren aus Deiner Sicht die größten Herausforderungen zum Start bei Voith?
Als Unternehmen mit Blick auf den Arbeitsmarkt stehen wir vor den klassischen Herausforderungen einer B2B Marke: großartige Produkte und damit einhergehend herausfordernde Projekte und Aufgaben, aber leider meist nicht transparent für die potentiellen Bewerber. Letztlich also wieder das Themen Transparenz und Sichtbarkeit, mit denen so viele Unternehmen zu kämpfen haben.
saatkorn.: Und wie löst Ihr diese Herausforderungen nun? Wie entstand die Idee, „vine“-Videos zu produzieren?
Diese Hürden der mangelnden Sichtbarkeit versuchen wir, durch mehr Präsenz am Arbeitsmarkt zu überwinden. Aber der Arbeitsmarkt ist, wie du weißt, hart umkämpft. Dort Sichtbarkeit zu erlangen, ist nicht ganz trivial. Social Media als zusätzlicher Kanal kann da helfen. Da wir bislang dort als HR nicht aktiv waren, war dies einer meiner Ansatzpunkte. Mit der 1.000dsten Facebook Fanpage gewinnst du dort jedoch erstmal keinen Blumentopf – bzw. vor allem bekommst du keine Initialaufmerksamkeit mehr. Voith war bereits vor meinem Start von Corporate Seite aktiv im Social Web und zwar auf Twitter. Es lag also nahe, sich als HR dieser Strategie anzuschließen und @Voith_Career ins Leben zu rufen.
Nun konnte man in der Vergangenheit beobachten, dass das Thema Video immer wichtiger wurde. Insbesondere erfreuten sich Kurz-Videos einer enormen Aufmerksamkeit. Für mich ein Zeichen sich dies mal genauer anzusehen. Der Schritt von Twitter zu Vine war dann auch nicht mehr weit. Ebenso wie bei Twitter hast du auch bei Vine den sehr charmanten Effekt, dass du dich als Nutzer kurz fassen musst. Nichts ist schlimmer als gähnend langweilige Unternehmensvideos. Wenn du dich als Arbeitgeber kurz fassen musst, und binnen weniger Sekunden zum Kern kommst, kann das nur einen Mehrwert für den Bewerber bedeuten. Und so war die Idee geboren, Job-Kurz-Videos zu produzieren. Hier das erste Beispiel (redaktionelle Anmerkung: die Einbettung von VINE Videos funktioniert bei meiner WordPress Version nicht, daher bitte auf den Link klicken):
saatkorn.: Wie sind die ersten Reaktionen darauf?
Dadurch, dass unsere Vines in die Stellenanzeigen eingebunden werden, und der Bewerber keinen Vine Account besitzen muss, geschweige denn wissen muss, was Vine ist, waren die ersten Reaktionen äußerst positiv. Die Anzeige ist in Klickzahlen gesprochen durch die Decke geschossen. Natürlich bin ich mir bewusst, dass vermutlich 90% der Klicks auf HRler zurückzuführen sind, die sich das mal ansehen wollten. Wie sich das im Bewerbermarkt auswirken wird, werden wir, denke ich, erst in ein paar Monaten sehen bzw. vergleichen können, wenn wir noch weitere Vine Anzeigen online gestellt haben.
saatkorn.: Die Stellenanzeige dazu enthält das Video auch. Warum tauchen im ersten Video – ich nehme an bewusst – keine Menschen mit auf?
Nein, dass dort kein Mitarbeiter auftaucht, war keine allgemeine bewusste Entscheidung. Das hat sich bei diesem Video schlichtweg so ergeben. Wir haben bereits andere Vines mit Mitarbeitern produziert. Jedes Video wird für eine bestimmte Stelle gedreht und jedes Mal benötigst du eine Vine taugliche Idee. In diesem Fall bot es sich an, das Ergebnis der Arbeit eines Zerspaners zu zeigen. Bei den Drehs haben wir kein Schema F. Wir versuchen mit maximaler Kreativität an die Sache heranzugehen und das bei jedem Video, sei es für den SPS Programmierer (m/w) oder den Roboterprogrammierer (m/w) (auch hier nochmal die redaktionelle Anmerkung: die Einbettung von VINE Videos funktioniert bei meiner WordPress Version nicht, daher bitte auf den Link klicken).
saatkorn.: Werdet Ihr weitere Videos im „Vine“ Style produzieren?
Ja, wir werden noch weitere Videos produzieren. Zum einen wollen wir weitere Stellen mit den Vines ausstatten und zum anderen wollen wir das Know How intern aufbauen.Wenn du dich mal auf Vine umschaust, kannst du dort echte Kunstwerke entdecken. Dieses Level streben wir auch an. Leider fehlt uns aktuell noch die Erfahrung. Aber die bauen wir gerade auf.
saatkorn.: Was sind die nächsten Schritte im Voith Personalmarketing?
Als nächstes steht bei uns die Etablierung an. Wir haben einen Twitter Account und einen Vine Account eröffnet. Nun geht es darum, diese auch mit Leben zu füllen.
saatkorn.: Robindro, vielen Dank für das Interview! Und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Voith!