Warum aus der Generation Praktikum ganz schnell die Generation Karriere werden muss
Generation Praktikum: in Deutschland gibt es immer mehr Uniabsolventen mit Bachelor- und Masterabschluss. Zwischen 2010 und 2015 hat sich die Zahl der Bachelorabsolventen von 112.108 auf 245.658 mehr als verdoppelt. Ein noch größerer Anstieg ist unter den Masterabsolventen zu sehen. Waren es 2010 noch 26.722 Studenten, hielten 2015 schon mehr als vier Mal so viele Studenten (113.630) einen Master in der Hand. Und das obwohl die Arbeitsbelastung für heutige Studenten einem Vollzeitjob gleichkommt. Viele Studenten arbeiten zwischen Vorlesungen, Hausarbeiten und Lernen schon während des Studiums eine 40-Stunden-Woche. Knapp die Hälfte gab an, während des Semesters keine Zeit zum Arbeiten zu haben.
Über Bafög und elterliche Unterstützung schlägt man sich durch. Gegen Ende des Studiums, in der Prüfungsphase, konzentrieren sich viele lieber vollständig auf Ihren Abschluss, und sind für diese Zeit sogar bereit einen Studienkredit aufzunehmen, um konzentriert lernen zu können.
Es gibt also sehr gut ausgebildeten Nachwuchs, der schon während des Studiums gelernt hat, seine Zeit effektiv einzuteilen und organisiert und selbständig zu arbeiten. Dennoch landen viele Studenten trotz guter Noten nach dem Studium direkt im „Praktikumsloch“. Das ist nicht nur frustrierend für die Arbeitsuchenden, sondern langfristig gehen Arbeitnehmern und Unternehmen auch qualifizierte Nachwuchskräfte verloren, die irgendwann am deutschen Arbeitsmarkt fehlen werden. Denn wer immer nur befristet oder als Praktikant eingestellt wird, kann keine langfristigen Pläne machen, und sucht sich bessere berufliche Möglichkeiten in einer anderen Region oder im Ausland.
Arbeitgeber von heute brauchen Führungskräfte von morgen
Unternehmen profitieren jedoch langfristig davon, junge Arbeitnehmer fest einzustellen und leistungsgerecht zu bezahlen und zu fördern, anstatt sich von Saison zu Saison mit Praktikums- oder zeitlich befristeten Verträgen kurzfristig aus der Schlinge zu ziehen. Wertschätzung für die eigene Arbeit fördert die Motivation. Wer leistungsgerecht bezahlt wird, steckt mehr Energie in die Arbeit, als jemand der neben der unbezahlten 40-Stunden-Woche nebenbei jobben muss, um seine Miete zu zahlen. Motivierte Mitarbeiter bringen das Unternehmen vorwärts, unmotivierte verlassen es schnell wieder, oder sind nur halbherzig bei der Sache. Das spiegelt sich schnell im Service oder Produkt wider, was dem Unternehmen schadet.
Unternehmensführer von heute sind die Rentner von morgen, und die Studenten von heute sollen deren Rente zahlen. Das geht nur, wenn sie nicht jahrelang daran gehindert werden, auf der Gehaltsleiter aufzusteigen.
Studenten sind lebenslanges Lernen gewöhnt, und haben sich schon während des Studiums viel Wissen autodidaktisch angeeignet. Sie müssen also nicht an digitale Lehrmethoden herangeführt werden, sondern können sich Wissen entweder selbständig beschaffen, oder über digitale Formate weitergebildet werden.
Viele Studenten haben mindestens ein Auslandssemester belegt, und sprechen mindestens eine Fremdsprache verhandlungssicher. Auch die kulturelle Erfahrung, im Ausland gelebt zu haben, gibt jungen Leuten einen Vorteil. Durch die fortschreitende Digitalisierung arbeiten Unternehmen zunehmend international, und brauchen Fachkräfte, die sich auch international verständigen können, ohne sich einen Knoten in den Bauch zu reden.
Dass die junge Arbeitsgeneration mit digitalen Arbeitsgeräten aufgewachsen ist braucht man gar nicht mehr erwähnen. Sie arbeiten schnell, effizient und haben keine Berührungsängste vor neuen digitalen Tools und Anwendungen.
Die Generation Praktikum sollte möglichst schnell der Vergangenheit angehören und in die Generation Karriere umgewandelt werden…