Alle Jahre wieder werden u.a. vom Institute for Competitive Recruiting (ICR) „Deutschlands beste Jobportale“ gekürt. Dazu heute ein Interview mit ICR Chef und Initiator Wolfgang Brickwedde. Auf geht’s:
saatkorn.: Wolfgang, bitte erläutere doch kurz das Setting der Studie „Deutschlands beste Jobportale 2014“. Wer ist Initiator der Studie, wer wurde befragt?
Warum machen wir das Ganze? Die Kooperationspartner der Studie, das Institute for Competitive Recruiting (ICR), CrossPro Research und Profilo, möchten mit dieser Metaanalyse die Transparenz am E-Recruiting-Markt erhöhen und damit einen Beitrag zur effizienteren Nutzung der Jobportale für ein erfolgreiches Recruiting von Fach- und Führungskräften leisten. Das sind so grob gesagt die Hintergründe und Motivationen für unseren Qualitätswettbewerb.
saatkorn.: Was sind die größten Überraschungen aus Deiner persönlichen Sicht?
Meine größten Überraschungen sind die Ergebnisse bei unseren neuen Kategorien, den Berufsfeldern, also die jeweils besten Jobportale für Ingenieure, Itler, Naturwissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler. Während bei den Naturwissenschaftlern mit Jobvector einer der „üblichen Verdächtigen“ gewonnen hat, gab es, auch für uns, bei den Itlern und Ingenieuren faustdicke Überraschungen:
- Bei den ITlern lagen nicht die auf IT spezialisierten Jobportale in der Gunst der Bewerber vorne, sondern mit Kimeta eine Jobsuchmaschine vor StepStone. Erst auf dem dritten Platz kann mit ictjob.de eine Spezialjobbörse punkten. Kimeta kann in der Suchqualität fast alle Konkurrenten auf die Plätze verweisen und liegt auch in der Nutzung vorne mit dabei. StepStone punktet bei der Nutzung, muß aber bei der Suchqualität Federn lassen. Hier kann als erster Spezialist ictjob.de alle auf die Plätze verweisen, wird aber (noch) nicht so häufig genutzt.
- Bei den Ingenieuren enttäuschten die vermeintlichen Platzhirschen , wie Ingenieurkarriere oder Ingenieurweb, mit nicht besonders guten Zufriedenheitswerten bei den Bewerbern, auch in der Nutzung bleiben sie blass. Überraschend konnte sich Yourfirm mit einer Kombination aus sehr guter Zufriedenheit der Bewerber und einer hohen Nutzung auf den ersten Platz durchsetzen. Kimeta folgt mit einer ähnlichen Leistung auf Platz 2 vor dem ersten potentiellen Spezialisten Jobvector, der die Rangliste der Zufriedenheit anführt, aber bei der Nutzung nicht mit vorne liegt.
saatkorn.: Gewinnen Nischenportale gegenüber den großen Playern wie Stepstone, Jobware oder Monster an Bedeutung?
Normalerweise vergleichen wir bei „Deutschlands beste Jobportale“ nicht Äpfel mit Birnen, daher werten wir wie bei den Oscar-Verleihungen nach unterschiedlichen Kategorien aus, also allgemeine Jobbörsen untereinander und Spezialjobbörsen untereinander. Dieses Jahr haben wir aber neue Kategorien nach Berufsfeldern eingeführt, bei denen wir nur aus Bewerbersicht schauen und dann die Bewertungen für die jeweiligen Jobportale gemischt vergleichen. Dort zeigte sich, daß Stepstone gut mithalten kann, deren Hauptzielgruppen auch ITler und Ingenieure sind, aber insbesondere die Jobsuchmaschinen, hier speziell Kimeta, in der Gunst der Bewerber bei Ingenieuren und Itlern vorne liegen. Spezialjobbörsen, die vermeintlichen Spezialisten, konnten sich bei den Naturwissenschaftlern und in der Kategorie der Absolventen, Studenten und Young Professionals durchsetzen. Insofern ist es nicht Nischenportale vs. große Player sondern ein Gattungswettbewerb mit den drei Playern Allgemeine Jobbörsen, Spezialjobbörsen und Jobsuchmaschinen.
saatkorn.: Was ist überhaupt mit Monster los? – Warum finden die nicht statt?
Nicht stattfinden ist der falsche Ausdruck. Bei der Nutzung liegt Monster vorne noch gut dabei. Die Zufriedenheitswerte sowohl bei Bewerbern aber auch bei Arbeitgebern ziehen Monster dann wieder runter. So sind sie noch in den Top 10, aber eben nicht mehr unter den Top 3 und erhalten keine Gütesiegel. Monster hatte in den letzten Jahren eine sicherlich schwere Zeit. Aber mit dem „neuen Monster“ scheint jetzt ein Ruck durch das Unternehmen zu gehen, mit neuen Produkten und einem neuen Spirit. Mal schauen, wie sich das bei unserer nächsten Verleihung auswirkt.
saatkorn.: Was ist aus Deiner Sicht die Zukunft der Jobportale, welche Trends und Strömungen werden wir in den nächsten Jahren sehen?
Es sieht so aus, als wenn die Spezialisten ihre Nischen ausbauen und es auch immer mehr, noch spezialisierte, Nischenportale gibt (Ich selber betreibe auch mit www.recruitingjobs.de eine). Bei den allgemeinen Jobportalen und den Jobsuchmaschinen gibt es eine Annäherung. Monster hat einen sogenannten Jobaggregator gekauft und wird vermutlich in Zukunft die bereits jetzt bezahlt geschalteten Jobs um unbezahlte ergänzen, ähnlich wie es Jobsuchmaschinen heute schon tun. Für Bewerber bedeutet das eine deutlich höhere Suchqualität. Einige Jobbörsen grasen auch mit auf (bisher) fremden Weideflächen: So scheint Xing mit seinem neuen Produkt „ProJobs“ aktuell das Geschäftsmodell von z.B. Experteer nachzubilden. Daneben gibt es noch technische Verbesserungen, z.B. bei der Mobilfähigkeit der Stellenangebote von Jobbörsen. Hier hat z.B. Jobware unter dem hübschen Namen MOPS (Mobile optimierte Stellenanzeige) eine schöne Lösung in petto, die sicherstellt, daß der steigenden mobilen Nutzung von Jobportalen durch Bewerber Rechnung getragen wird.
saatkorn.: Herzlichen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit ICR!