Deutschlands beste Ausbilder 2020 – neue Studie
22DEUTSCHLANDS BESTE AUSBILDER – die Studie von CAPITAL und AUSBILDUNG.DE hat sich inzwischen als feste Größe im Markt etabliert. Gerade ist die diesjährige Auflage im aktuellen CAPITAL Magazin erschienen. Grund genug, einmal mit den Projektverantwortlichen, Ana Fernandez-Mühl von TERRITORY Embrace (Foto oben) und Jenny von Zeppelin von CAPITAL, zu sprechen. Auf geht’s:
SAATKORN: Bitte stellt euch den SAATKORN Leser*innen doch kurz vor.
Ana: Ich bin Ana Fernandez-Mühl Executive Director Business Development bei TERRITORY EMBRACE und beschäftige mich hauptberuflich mit dem Thema Digital Recruiting. Nebenbei verantworte ich diverse HR-Studien u.a. „Deutschlands beste Ausbilder“. Ansonsten bin ich Business Coach, systemische Organisationsberaterin und Mutter von zwei kleinen Kindern.
Jenny: Ich heiße Jenny von Zepelin, bin Journalistin und arbeite als leitende Redakteurin beim Wirtschaftsmagazin Capital. Ich führe Interviews, schreibe Portraits, Reportagen und Analysen – häufig auch über Karrierethemen. Und neben diesen klassischen journalistischen Aufgaben betreue ich bei Capital auch einige größere Projekte redaktionell wie die Studie „Deutschlands beste Ausbilder“, die Auszeichnung „Junge Elite – Top 40 unter 40“ oder die Interview- und Podcast-Serie „Meine erste Million“.
SAATKORN: Soeben sind die Ergebnisse der diesjährigen und damit bereits vierten CAPITAL Studie „Deutschlands beste Ausbilder“ in Kooperation mit Ausbildung.de erschienen. Wie war denn dieses Jahr die Beteiligung der Unternehmen?
Ana: Die war wieder sehr gut! 666 Unternehmen haben teilgenommen – und das, obwohl wir von März bis Juni befragt haben, also mitten in der Corona-Anfangsphase. Da hatten die Ausbilder und Personaler sicherlich viele andere, neue Herausforderungen. Umso mehr freuen wir uns, dass sich wieder so viele Zeit für unseren umfangreichen Fragebogen genommen haben.
Jenny: Ich war mir sicher, dass in diesem Jahr kein Personaler Zeit haben würde, unsere umfangreiche Umfrage anzutasten. Aber im Gegenteil: es waren ja sogar elf Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Ziemlich beeindruckend finde ich auch, dass diese mehr als 660 Unternehmen rund vier Millionen Angestellte und 138 000 Auszubildende beschäftigen. Darunter sind einige, die schon in den Vorjahren an unserer Studie teilgenommen haben, daneben ziehen wir aber auch immer mehr neue Teilnehmer aus allen Teilen der Wirtschaft an – vom Dax-Konzern, über große Mittelständler, Familienunternehmen und staatliche Organisationen bis zu Handwerksbetrieben.
SAATKORN: Wir befinden uns ja in einem sehr speziellen Jahr. Welche Auswirkungen hat die Corona Pandemie denn auf das Themenfeld Ausbildung in den Unternehmen?
Ana: Noch ist es zu früh, um die Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt abschließend zu beurteilen. Die Corona-Einschränkungen fielen in eine Zeit, in der teilweise noch Bewerbungs- und Einstellungsverfahren für Ausbildungen liefen, dadurch hat sich der Ausbildungsstart teilweise etwas nach hinten verschoben. Technik und Prozesse für Video-Interviews, Online-Berufsmessen bzw. digitale Recruiting- und Azubimarketing-Kanäle mussten in vielen Unternehmen erstmal aufgebaut werden. Hier hat sich eindeutig gezeigt: die Unternehmen, die vor der Krise schon in digitale Kommunikationskanäle – mit Schülern und mit Azubis – investiert haben, hatten einen klaren Vorteil.
Jenny: Die Pandemie hat in den Unternehmen ad hoc alle Führungskräfte an einen Tisch gebracht – und die Personalverantwortlichen waren dabei ganz besonders gefordert bei Fragen zur Kurzarbeit, Freistellung, Homeoffice. Das ist vielleicht der Unterschied zu einigen anderen Herausforderungen wie Konjunkturabschwung, Handelskriege, Klimawandel oder Transformationsdruck durch Digitalisierung. Damit sind ja eher einige Fachleute im Management über einen längeren Zeitraum beschäftigt. Ich glaube, dass der Ausnahmezustand in der Pandemie den Blick auf Mitarbeiter, Arbeitsabläufe und auch auf die Ausbildung geschärft haben. Da war nicht nur akuter Handlungsdruck, da sind auch Missstände sehr deutlich geworden, die grundsätzlich behoben werden müssen.
SAATKORN: Fallen Dir dazu konkrete Beispiele ein, die aus Deiner Sicht besonders gut mit der schwierigen Situation umgehen?
Jenny : Die Hotellerie und Gastronomie gehört ja zu den Branchen, die am heftigsten von der Krise betroffen sind. Die mussten im März alle von heute auf morgen schließen. Einer der größten deutschen Hotelkonzerne, die Deutsche Hospitality, hat von ihren über 10 000 Mitarbeitern zunächst 80 Prozent in Kurzarbeit geschickt. Aber die knapp 500 Auszubildenden mussten weiter ran! Das war mir gar nicht so bewusst: Dass die Unternehmen verpflichtet sind, eine Lehre in Vollzeit aufrechtzuerhalten. Selbst in der Krise, wenn es irgendwie geht. Die haben dann neue Einsatzpläne aufgestellt und die Azubis waren maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass die geschlossenen Hotels instandgehalten wurden und die wenigen geöffneten Notbetriebe unter besten Sicherheitsvorkehrungen laufen konnten. Ich habe eine junge Hotelfachfrau gesprochen, die begeistert war, welche Verantwortung sie in dieser Zeit am Steigenberger Airport Hotel übernehmen durfte. Nebenbei hat sie für ihre Abschlussprüfungen gelernt und konnte die dann auch mit etwas Verzögerung ablegen.
SAATKORN: Wie wirkt sich eigentlich die Digitalisierung an sich auf das Themenfeld Ausbildung aus? Gibt es da besondere Entwicklungen aus den letzten 4 Jahren?
Ana: Das Thema wird auf jeden Fall immer wichtiger. Das sieht man auch an den Ausbildungsinhalten: viele unserer Teilnehmer vermitteln den Azubis digitale Inhalte, auch wenn diese nicht im Lehrplan stehen. Und es beeinflusst auch ganz konkret die angebotenen Ausbildungsberufe: der Beruf Kaufleute im E-Commerce, den es seit 2018 gibt, wird von vielen unserer Teilnehmer als der Beruf genannt, den sie in den kommenden Jahren verstärkt anbieten werden. Und auch Informatiker werden immer mehr ausgebildet – auch wenn bereits jetzt knapp 60% unserer Studienteilnehmer IT-Berufe ausbilden, sagt jedes zweite Unternehmen, dass sie in Zukunft noch mehr IT-Azubis einstellen werden. Darunter sind auch etliche Unternehmen, die heute noch gar keine Informatiker ausbilden und nicht aus dem IT- oder Tech-Bereich kommen, z. B. Hotels oder Handwerksbetriebe. IT-Kenntnisse sind also wirklich in jedem Unternehmen gefragt.
SAATKORN: Ganz herzlichen Dank für das Interview und diese Einblicke in DEUTSCHLANDS BESTE AUSBILDER 2020!
Die komplette Liste mit den ausgezeichneten Unternehmen gibt es HIER. In den nächsten Tagen werden dort auch viele Portraits über einzelne ausgezeichnete Unternehmen veröffentlicht.
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