Der Sinn des Unternehmens – ja, was ist das eigentlich? – Vor wenigen Jahren war die Antwort klar: Der Sinn des Unternehmens ist es, den Shareholder Value zu optimieren. Aber gilt das auch heute angesichts der Herausforderungen in einer zunehmend digitalen Welt? – Eine interessante Fragestellung, die auch direkt mit dem Thema Employer Branding in Verbindung steht. Ich hatte Gelegenheit, mit Dominic Veken zu seinem Buch „Der Sinn des Unternehmens“ zu sprechen. 2 Exemplare des Buches verlose ich über saatkorn – mehr dazu ganz unten. Jetzt aber erstmal auf ins Gespräch:
saatkorn.: Herr Veken, bitte stellen Sie sich den saatkorn-LeserInnen doch kurz vor.
Ich bin Unternehmensphilosoph und führe eine kreative Strategieberatung, die sich auf die Themen Unternehmensleitbilder, Markenpositionierungen, Kulturwandel und Transformationskampagnen spezialisiert hat. Auf der Website www.glowbal.de kann man hierzu mehr erfahren. Ursprünglich habe ich Philosophie studiert, war dann strategischer Planer, u.a. als geschäftsführender Gesellschafter bei der Kreativagentur Kolle Rebbe. Nachdem ich 2009 das Buch „Ab jetzt Begeisterung“ geschrieben habe und den Wahlkampf von Angela Merkel strategisch begleitet habe, hatte ich das Gefühl, dass es Zeit für einen neuen Ansatz ist. Und so habe ich mich mit dem Thema Unternehmensphilosophie selbstständig gemacht und inzwischen über 20 Kunden bei ihren Transformationsprozessen systematisch begleitet. Das Fach lehre ich zudem an der Zeppelin Uni in Friedrichshafen und an der Universität der Künste in Berlin.
Was machen Tesla, Spotify oder Netflix anders?
saatkorn.: Kürzlich haben Sie das Buch „Der Sinn des Unternehmens – Wofür arbeiten wir eigentlich?“ veröffentlicht. Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
Das Buch ist einfach die logische Konsequenz aus meinen bisherigen Erfahrungen und meinem bisherigen Wirken. Ich finde, wir haben es in der gegenwärtigen Wirtschaftswelt mit zwei Polen zu tun: Auf der einen Seite fühlt sich für viele Menschen Arbeit wie ein leichter Schnupfen an, eine Pflicht, die man ableistet, sicherlich mit einigen Spaßmomenten, aber eher ein Erfüllen als eine Erfüllung. Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen wie Tesla, Spotify, Bulthaup, SpaceX, Vice, Starbuck’s, Netflix und viele andere, bei denen man als Mitarbeiter das Gefühl hat, ein Stück weit die Welt zu verändern, Teil von etwas Größerem zu sein und damit einen wirklichen Sinn in der eigenen Arbeit zu finden. Die Mission meiner Arbeit und eben auch meines neuen Buches ist es, dabei zu helfen, Unternehmen von der ersten in die zweite Gruppe zu begleiten, und dabei Mitarbeitern, Führungskräften und damit auch Kunden ein Leuchten in die Augen zu zaubern.
3 Gründe für die gestiegene Bedeutung der Sinnfrage
saatkorn.: Die einfache Antwort auf die Fragen „Was ist der Sinn des Unternehmens“ und „Wofür arbeiten wir eigentlich?“ hätten CEOs in den letzten Jahrzehnten vermutlich mit großer Mehrheit mit „Um die Shareholder zufrieden zu stellen“ beantwortet. Was hat sich nun verändert, wo liegen die Treiber für eine andere Wahrnehmung?
Ich sehe mindestens drei Gründe für einen umfassenden Paradigmenwechsel:
- Die gegenwärtig erfolgreichsten Unternehmen werden angetrieben von ihrem inneren Anliegen, vom Wunsch einen Unterschied zu machen, wirklich etwas zu verändern und weniger davon, dem äußeren Druck standzugeben. Zusätzlich zu den genannten Beispielen kann man hierzu natürlich auch die „Klassiker“ Apple, Google, Amazon oder selbst Facebook nennen. Das „Silicon Valley“ als Begriff und Vorstellung bildet inzwischen ja fast schon so eine Art „gelobtes Land“ der Unternehmensentwicklung.
- Mitarbeiter geben sich heute immer weniger mit dem Erfüllen von Anforderungen und Abarbeiten von To-do-Listen zufrieden. Sie wollen mehr, sie wollen Bedeutung, sie wollen Sinn. Das gilt natürlich insbesondere für die nachfolgenden Generationen, heißen sie nun Y oder Z. Um die besten Leute zu bekommen, müssen sich die Unternehmen deshalb massiv wandeln.
- Haben es die Unternehmen mit einer zunehmend fluiden Umwelt zu tun, in der sie sich zum Teil wie starre, technokratisch-maschinenhafte Gebilde verhalten. Meine These: Unternehmen müssen sich in Zukunft wie soziale Bewegungen begreifen, um ihren Sinnanspruch, ihren Spirit mit einer völlig neuen Beweglichkeit und Agilität zu verbinden. Auch dafür sind die genannten Unternehmen gute Beispiele. Und genau davon handelt mein Buch.
saatkorn.: Ich erlebe gerade eine Renaissance des Themas Unternehmenskultur. Die Sinnfrage wird für Mitarbeiter, aber auch für Unternehmen insgesamt deutlich relevanter. In Ihrem Buch haben Sie dazu die genannten spannenden Cases wie Starbucks oder Spotify. Wie steht es aus Ihrer Perspektive um deutsche Unternehmen und die Sinnfrage?
Auch hier gibt es viele Unternehmen, die einen hohen Sinnanspruch erheben und die ich auch als Beispiele behandele, wie Bulthaup, A. Lange & Söhne, Dedon oder Montblanc. Diese Ausrichtung verbindet sich in Deutschland allerdings sehr häufig mit einem sehr hohen Qualitäts- und Produktanspruch und fast schon der Hegelschen Vorstellung, sich in seinem Werk seiner selbst bewusst zu werden. Nach meinen Recherchen gelingt es dagegen in Deutschland noch zu wenig, diesen Geist wirklich zu einem Bewegungscharakter auszubauen. Die Dynamik, die Lust auf Veränderung, der Wunsch zu bewegen, ist hier einfach noch nicht so stark ausgeprägt. Dies alles wird aber zunehmend notwendig sein, um der rasanten Beschleunigung der Gesellschaft nicht nur hinterherzulaufen, sondern sie auch aktiv zu gestalten. Der Veränderung der Unternehmenskultur kommt hierbei tatsächlich eine echte Schlüsselstellung zu.
saatkorn.: Gerade Großkonzerne haben es natürlich schwer, wenn es um eine Modifizierung der eigenen Positionierung geht. Man ist jahrzehntelang erfolgreich, aber demographische Entwicklung und Digitalisierung fordern auch für Großunternehmen ein Umdenken. Was ist Ihr Rat an Konzerne?
Der entscheidende Punkt wird sein, den Mitarbeitern eine begeisternde Antwort auf die Frage „Wofür arbeiten wir eigentlich?“ zu geben. Alleine das setzt enorme Energien frei. Und diese Energien müssen die Unternehmen dann kanalisieren, indem sie gleichzeitig eine große Lust auf Veränderung wecken. In einer Zeit, in der die großen langfristigen Pläne, der Halt von außen und die Vorhersagbarkeit der Zukunft immer weniger funktionieren, in der alles immer volatiler, ungewisser, komplexer und ambivalenter wird, entsteht so ein neuer Verhaltenstypus der Unternehmen, der auf schnelle Entwicklung und Anpassung sowie auf rasantes Lernen ausgerichtet ist. Ich nenne diesen Verhaltenstypus „Movement“-Unternehmen, also Unternehmen, die mitreißen wie eine Bewegung und dabei mindestens so beweglich sind wie ihr Umfeld.
saatkorn.: Herr Veken, vielen Dank für das Interview zu Ihrem Buch „Der Sinn des Unternehmens“.
Buchverlosung „Der Sinn des Unternehmens“
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