saatkorn.: Christoph, bitte stell Dich und Careerdate doch den saatkorn. LeserInnen vor!
Sehr gerne, Gero. Mein Name ist Christoph Skrobol und ich bin Gründer und Geschäftsführer von Careerdate. Seit 5 Jahren arbeite ich in und mit der HR-Branche in Deutschland und der Schweiz. Vor Careerdate habe ich mich mit Marktforschung im Bereich Kandidatenanforderungen beschäftigt und konnte dabei sowohl die Unternehmens- als auch die Bewerberseite kennenlernen.
Die Idee hinter Careerdate ist leicht erklärt. Wir haben eine Plattform geschaffen, über die sich Kandidaten und Mitarbeiter zu persönlichen Treffen verabreden können. Dabei kann es sich um einen Lunch, ein After-Work, eine Werksführung oder ein 4-Augen-Gespräch im Rahmen einer Messe handeln. Ich bin der Meinung, dass sich Menschen nur dann wirklich kennenlernen, wenn sie sich persönlich treffen. Der Cultural Fit wird immer wichtiger. Kandidaten und Mitarbeiter sollten möglichst früh im Prozess die Möglichkeit haben, sich von Angesicht zu Angesicht auszutauschen. Das ist individuell und persönlich. Ein gutes Beispiel für Kommunikation auf Augenhöhe und der erste Schritt im Beziehungsaufbau mit Kandidaten.
saatkorn.: Wie bist Du auf die Idee zu Careerdate gekommen?
Als ich die Firma im September 2013 gegründet habe, gab es weder die Plattform noch ein konkretes Konzept. Auch der Name war damals noch ein anderer. Das einzige was wir hatten, war eine Idee: Kandidaten auf möglichst einfache Art und Weise mit Mitarbeitern von Unternehmen zusammenzubringen. Und zwar offline, nicht online.
Anstatt diese Idee direkt in ein fertiges Konzept zu gießen, haben wir etwas getan, das sich im Nachhinein als elementarer Schritt herausgestellt hat. Ich bat rund 30 Unternehmen sich die Idee anzuhören und Feedback dazu zu geben. Das Ganze war sehr aufwändig und mein Reiseaufwand zu dieser Zeit enorm. Der Input direkt vom Markt war all die Mühe wert. Die Idee, die es bis dato nur in meinem Kopf gab, nahm plötzlich Gestalt an. Und viele meiner Ansätze wurden ganz über den Haufen geworfen. Das Ergebnis war ein Konzept, das den ersten Markttest bestanden hatte. Wir konnten also Anfang 2014 mit gutem Gefühlt mit der Umsetzung beginnen. – Careerdate in der heutigen Form hat viele Mütter und Väter. Ein Umstand der mich sehr freut!
saatkorn.: Wie sieht das Geschäftsmodell dahinter aus und an was für Unternehmen richtet sich der Ansatz?
Wie die Plattform an sich, ist auch unser Geschäftsmodell sehr einfach erklärt. Die teilnehmenden Unternehmen schließen eine jährliche Flatrate ab und können dann beliebig viele Careerdates auf der Plattform inserieren. Dabei richtet sich der Jahresbeitrag nach der Mitarbeiterzahl. Für Kandidaten ist der Service kostenlos. Der Ansatz richtet sich grundsätzlich an alle Unternehmen, die sich persönliche Treffen mit Kandidaten außerhalb von Job-Interviews vorstellen können. Eine gewisse Offenheit und Transparenz, sowie die Bereitschaft Mitarbeiter der Fachabteilungen als Markenbotschafter mit einzubeziehen, sollte natürlich vorhanden sein. Schaut man sich unsere ersten 25 Kunden an, so ist vom Start-Up bis hin zum Großkonzern wie Bayer alles dabei. Jedes Unternehmen wird andere Careerdates anbieten (können). Es sollte also mit der Zeit für jeden etwas dabei sein. Genau von dieser Vielfalt lebt Careerdate.
saatkorn.: Ist Careerdate in erster Linie Employer Branding oder Recruiting?
In meinen Augen ist es beides. Auf den ersten Blick sieht es wie ein reines Recruiting-Instrument aus. Kandidaten treffen Mitarbeiter und lernen das Unternehmen kennen. Im besten Fall werden aus diesen Kandidaten Bewerber und letztlich Mitarbeiter.
Es wird aber auch ein wesentlicher Beitrag im Employer Branding Bereich geleistet. Und das in zweierlei Hinsicht. Erstens sprechen die Kandidaten in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis über die zum Teil sehr außergewöhnlichen Treffen. Sie transportieren also die erlebte (!) Arbeitgebermarke weiter und werden zu Markenbotschaftern. Persönliche Empfehlungen sind in einer Welt des schnellen Informationsflusses wichtiger denn je. Zweitens ist Employer Branding keine Disziplin, was lediglich nach außen gerichtet ist. Die Einbindung der eigenen Mitarbeiter in den Recruiting-Prozess und die damit verbundene Wertschätzung zahlt positiv auf die Wahrnehmung des eigenen Arbeitgebers ein.
saatkorn.: Wie viele Careerdates gab es bislang? Was waren aus Deiner Sicht Highlights?
Seit unserem Go-Live Ende Mai wurden rund 100 Careerdates auf der Plattform veröffentlicht. Einige davon finden erst Ende des Jahres oder sogar im neuen Jahr statt. Was mich besonders freut, ist die Vielfalt der angebotenen Treffen. Wir hatten von einem Lunch mit dem Personalchef, über Werksführungen, Sportveranstaltungen bis hin zum After-Work alles dabei.
Ein Highlight ist sicher das von SoS Events organisierte Ski-Event Mitte Oktober. Dort treffen sich Unternehmensvertreter und Studenten zum „sportlichen“ Kennenlernen.
Sport ist meiner Meinung nach ein tolles Instrument um Barrieren abzubauen. Beim Sport sind alle gleich. Man hat Spaß und es entsteht eine ungezwungene Atmosphäre. Ideal um sich wirklich kennenzulernen. Careerdates machen generell am meisten Sinn, wenn sie das Wesen des Unternehmens reflektieren. So lädt z.B. die Firma Decathlon zur sportlichen Werksführung ein. Zuerst wird das Logistikzentrum vorgestellt und im Anschluss eine Partie Fußball gespielt. Das passt zur Unternehmenskultur und vermittelt einen wirklich realistischen Einblick. Und um den geht es schließlich.
saatkorn.: Was sind die nächsten Schritte für Careerdate?
Wir sind in den ersten 4 Monaten stark gewachsen. Das Konzept scheint den Nerv der Zeit zu treffen – wozu immer auch ein bisschen Glück gehört. Nun geht es darum, die Dynamik zu nutzen und eine kritische Größe zu überschreiten. Der Fokus liegt deshalb auf der weiteren Vermarktung der Plattform. Wir haben damit begonnen, Kooperationen mit Universitäten und Verbänden einzugehen und arbeiten seit Kurzem mit einer PR-Agentur zusammen. Ein Social Media Team kümmert sich um die Platzierung der Careerdates auf Facebook, XING, LinkedIn, Twitter und Google. Gleichzeitig versuchen wir weitere Unternehmen für die Idee zu gewinnen. Nur so können wir den Kandidaten langfristig interessante Treffen auf Careerdate anbieten.
Neben der Vermarktung versuchen wir Careerdate kontinuierlich einfacher und benutzerfreundlicher zu machen. So starten wir gerade zwei Projekte mit Studenten der Hochschule Fresenius, bei denen wir die Usability der Plattform testen. Den Studenten steht ein Testlabor mit Eye-Tracking und allem was dazu gehört zur Verfügung. Das wird sehr spannend!
Und zum Schluss eine Ankündigung, die eigentlich noch nicht offiziell ist… Wir evaluieren zurzeit intensiv einen Markteintritt in die Schweiz. Dazu habe ich in den letzten Wochen mit einer Reihe von Schweizer Unternehmen gesprochen. Das Feedback zur Plattform und die Einschätzung hinsichtlich Potential waren durchweg positiv. Wenn die Entscheidung steht, erfahren es Deine Leser gerne als Erste : )
saatkorn.: Christoph – vielen Dank für das Interview. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Careerdate!