Candidate Experience Studie
Candidate Experience – ein super wichtiges Thema. Zum Candidate Experience Report 2024 konnte ich ausführlich mit Carin van Vuuren, Chief Marketing Officer bei Greenhouse, sprechen. Auf geht’s:
SAATKORN: Bitte stellen Sie sich den SAATKORN Leser:innen doch kurz vor.
Gern, mein Name ist Carin van Vuuren und ich bin Chief Marketing Officer bei Greenhouse. Greenhouse wurde 2012 von Jon Stoss und Daniel Chait in den USA gegründet und seitdem helfen wir mehr als 7.500 Unternehmen weltweit dabei, ihren Einstellungsprozess zu optimieren, denn wir glauben, dass genau dieser Prozess von elementarer Bedeutung für Unternehmen und Organisationen ist.
Unsere Mission ist es, Einstellungen für jedes Unternehmen optimal zu gestalten. Ein sorgfältiger und organisierter Rekrutierungsprozess sorgt dafür, dass Menschen in der richtigen Rolle gemäß ihrer Fähigkeiten und im richtigen Team eingestellt werden. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, fühlen sie sich einbezogen und zugehörig, und erst dann können sie ihre ganze Persönlichkeit und ihr Knowhow in die Arbeit einbringen. Das ist dann auch für das Unternehmen gut. Daher sind wir davon überzeugt, dass schon der Einstellungsprozess relevant für den Erfolg eines Unternehmens ist.
SAATKORN: Kürzlich ist der Candidate Experience Report 2024 erschienen. Was war das Setting der Studie insgesamt?
Wir haben mehr als 2.900 Personen ab 18 Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und Irland befragt. An der Umfrage nahmen 500 Personen teil, die derzeit in Deutschland, Österreich oder der Schweiz beschäftigt und ansässig sind. Mit der Studie wollten wir den Status Quo der aktuellen Erfahrung von Menschen abbilden, die sich gerade bewerben, sich kürzlich beworben haben oder uns allgemein etwas über ihre Erfahrung in Bewerbungsprozessen erzählen können.
Diese Umfrage haben wir nicht zum ersten Mal durchgeführt. Befragungen zur sogenannten Candidate Experience – also der Erfahrung, die Menschen während des Bewerbungsprozesses machen – erheben wir seit geraumer Zeit schon für den US-amerikanischen Markt, können aber auch für die DACH-Region mit Daten arbeiten, die wir seit 2022 erhoben haben.
SAATKORN: In Bezug auf den deutschen Markt: wer wurde hier befragt?
Wir haben in insgesamt 30 Fragen Menschen ab 18 Jahren zu ihren Erfahrungen befragt, die sie in Bewerbungsprozessen gemacht haben. Dabei ist lediglich die Perspektive derjenigen abgefragt worden, die sich beworben haben und nicht die Perspektive jener, die für den Prozess verantwortlich sind. Kriterium für die Befragung war, dass sich die Befragten in einem Anstellungsverhältnis befinden oder nach einem suchen.
SAATKORN: Was sind die aus Ihrer Sicht interessantesten Ergebnisse des Candidate Report 2024?
Ganz allgemein können wir – auch international betrachtet – feststellen, dass die Mehrheit der Befragten trotz des hohen Bedarfs an Arbeitskräften frustrierende, ungleiche und ineffiziente Einstellungspraktiken erlebt hat. Damit ist für uns klar, dass Unternehmen ihre Kommunikations- und Einstellungspraktiken dringend modernisieren müssen, um Talente für sich gewinnen zu können, denn die Konkurrenz schläft nicht.
Im Wesentlichen haben wir drei Faktoren herausarbeiten können, die die Bewerberinnen und Bewerber frustrieren: Ghostings statt wertschätzender Kommunikation, fehlende Gehaltstransparenz und falsche Versprechen zur ausgeschriebenen Stelle sowie Diskriminierungserfahrungen von Frauen bzw. Menschen mit familiären Verpflichtungen.
Das ist an sich keine neue Erkenntnis, allerdings ist der Umstand, dass dies nach wie vor an der Tagesordnung ist und sich hier keine Verbesserung eingestellt hat, vor allem mit Blick auf den Arbeitskräftemangel erstaunlich.
SAATKORN: Gab es etwas, das Sie selbst überrascht hat?
In Zeiten sozialer Medien und prominenter Plattformen für Unternehmensbewertungen ist es erstaunlich, dass Unternehmen nicht zu erkennen scheinen, dass alles, was sie tun, mit der Außenwelt kommuniziert und geteilt werden kann, insbesondere schlechte Erfahrungen in Bewerbungsprozessen. Knapp 66 Prozent der Befragten im DACH-Raum gaben beispielsweise an, dass sie ihre Bewerbungsabsicht verwerfen oder zumindest intensiv überdenken würden, wenn sie auf negative Berichte und Bewertungen zu potenziellen Arbeitgebern stoßen. In den USA würden negativ konnotierte Informationen über die Unternehmenskultur sogar neun von zehn Jobsuchenden in ihrer Entscheidung beeinflussen. Ich finde es erstaunlich, dass Unternehmen hier keine geeigneten Strategien implementieren.
SAATKORN: Welche Handlungsempfehlungen lassen sich für HR-Teams daraus ableiten, insbesondere für den deutschen Markt?
HR Teams sollten dafür sensibilisiert sein, wie wichtig der Einstellungsprozess als erster Einblick des Bewerbers oder der Bewerberin in die Kultur eines Unternehmens ist. In vielerlei Hinsicht ist er ebenso wichtig wie das Kundenerlebnis für den Umsatz. Wie Bewerber:innen behandelt werden, ist damit entscheidender Faktor. Und in diesem Prozess sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Deswegen hilft ein strukturierter, datenbasierter Prozess. Die wichtigsten Grundsätze eines solchen Prozesses sind:
- Der ideale Bewerber oder die ideale Bewerberin wird durch die Unternehmensziele der Stelle bestimmt.
- Mit einem durchdachten Prozess und durchdachten Anweisungen werden alle Bewerber*innen gleich und fair beurteilt.
- Entscheidungen zur Einstellung basieren auf Daten und Evidenz, nicht auf persönlichen Gefühlen oder Launen.
SAATKORN: Zu guter Letzt: wo kann man den Candidate Experience Report 2024 downloaden?
Die diesjährigen Daten sind unter folgendem Link abrufbar. Die Ergebnisse des Candidate Experience Report 2023 sind ebenfalls online.
SAATKORN: Liebe Carin van Vuuren, vielen Dank für diese Insights. Und weiterhin viel Spaß mit und bei Greenhouse!
Hier noch 2 Tipps für alle SAATKORN Fans:
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