Gerade ist er erschienen: der Azubi Report 2017. Eine zentrale Erkenntnis: an vielen Schulen gibt es erheblichen Handlungsbedarf im Themenfeld Berufsorientierung. Die Schulen bereiten SchülerInnen in der Regel nicht zeitgemäß vor. Aber der Reihe nach: rund 2.000 Azubis und Personaler wurden im Azubi Report von Ausbildung.de zur Ausbildungssituation in Deutschland befragt: Wie und wo haben Schüler ihren Ausbildungsplatz gefunden? Was war dabei besonders wichtig? Sind sie mit ihrer Entscheidung zufrieden? Und wie schätzen Personaler den Ausbildungsmarkt ein? Diesen Fragen möchte ich auf den Grund gehen und spreche deswegen mit meinem Kollegen Felix von Zittwitz, der als Director Talent Platforms bei TERRITORY EMBRACE das Geschäft von Ausbildung.de und den azubi.report verantwortet. saatkorn. verlost 5 druckfrische Exemplare des Azubi Report 2017, mehr dazu ganz unten. Jetzt aber erstmal auf ins Interview mit Felix:
saatkorn.: Hallo Felix, der azubi.report erscheint ja nun zum dritten Mal. Was ist das Besondere am diesjährigen Azubi Report?
Wir wollten ein aktuelles Stimmungsbild sowohl bei Azubis als auch Personalern zeichnen. Daher haben wir für den azubi.report 2017 erstmals nicht nur Azubis befragt, sondern auch 200 Fachkräfte aus Personalabteilungen. Dadurch haben wir jetzt die Möglichkeit, die Ausbildungssituation von verschiedenen Blickpunkten aus zu betrachten, bestimmte Aspekte gegenüberzustellen und diejenigen Punkte zu analysieren, an denen gearbeitet werden muss.
In den Ergebnissen zeichnet sich der Wunsch nach Achtsamkeit und Harmonie deutlich ab. Die Azubis legen großen Wert auf ein gutes Verhältnis zu ihren Kollegen und Vorgesetzten, geregelte Arbeitszeiten und spannende Aufgaben. Und die Ausbildungsbetriebe werden diesen Bedürfnissen gerecht, denn mehr als zwei Drittel sind mit dem Ausbildungsalltag zufrieden und viele können es sich vorstellen, in fünf bis zehn Jahren noch im gleichen Beruf zu arbeiten.
saatkorn.: Und worauf legen die Azubis bei der Berufswahl auf Basis des Azubi Report 2017 besonders großen Wert?
An erster Stelle der Prioritätenliste steht klar das eigene Interesse der Bewerber. Über 80 Prozent haben sich für den Ausbildungsberuf entschieden, weil er den persönlichen Interessen entsprach – was an sich sehr gut ist! Die Azubis wünschen sich vor allem einen spannenden Arbeitsalltag mit Aufgaben, die ihnen Spaß machen. Vor allem Auszubildende in der Gesundheits- und Pflegebranche sowie im Handwerk wählten ihre Ausbildungsberufe aus Leidenschaft.
Am zweitwichtigsten sind geregelte Arbeitszeiten: Ein Viertel der Befragten wünschen sich klar definierte Dienstzeiten, die Raum für Freizeit lassen. Interessant ist, dass weniger als ein Fünftel die Ausbildungsstelle aufgrund eines besonders hohen Gehalts gewählt hat.
saatkorn.: Bei Azubis, die ihren Ausbildungsberuf nach Interesse wählen, müsste man ja mit zufriedenen Mitarbeitern rechnen. Du hast schon angedeutet, dass die Auszubildenden im Allgemeinen zufrieden sind: Wird der Berufsalltag den Erwartungen gerecht?
Allgemein gesprochen ist das tatsächlich so. Die Azubis fühlen sich auf Basis des Azubi Report 2017 ernstgenommen und empfinden die ihnen übertragenen Aufgaben als spannend und anspruchsvoll. Die Zufriedenheit führen wir vor allem auf die Orientierung während des Bewerbungsprozesses zurück, denn über 70 Prozent geben an, sich im Vorfeld ausreichend informiert zu haben. Hier übernehmen die verschiedenen Online-Informationsquellen eine wichtige Funktion. Trotzdem gibt nur etwas mehr als die Hälfte an, die eigenen Interessen einbringen zu können. Vor dem Hintergrund, dass vor allem persönliche Neigungen bei der Berufswahl ausschlaggebend sind, ist das keine zufriedenstellende Bilanz. Mit unserem Berufscheck versuchen wir auf Ausbildung.de genau hier anzusetzen, und spielerisch die Neigungen von Schülern zu erfahren – um ihnen dann Berufe vorzuschlagen, bei denen sich die Tätigkeiten auch tatsächlich mit ihren Interessen decken.
saatkorn.: Wo suchen Schüler nach möglichen freien Stellen?
Hier ist das Internet ganz eindeutig die erste Anlaufstelle für Schüler. Die Information über mögliche Ausbildungsberufe fand bei 54 Prozent der Befragten auf Unternehmenswebsites und Online-Plattformen statt. Weniger als ein Viertel der Schüler hat ihre Lehrstelle über die Agentur für Arbeit gefunden, nur etwa 10 Prozent auf Messen und noch deutlich weniger in der Zeitung – hier fragen wir uns schon, ob Personaler im Schüler-Recruiting auf die richtigen Kanäle setzen.
saatkorn.: Wir haben also eine insgesamt zufriedene Generation der Azubis, die online ihren Ausbildungsplatz findet. Welchen Eindruck hast du von der anderen Seite? Wie schätzen die Personaler auf Basis des Azubi Report 2017 diese Generation ein?
Die Personaler sind leider weniger zufrieden. Nur 54 Prozent der Unternehmen haben aktuell alle Stellen besetzt, dafür machen sie vor allem den Mangel an passenden Bewerbern verantwortlich. 43 Prozent der Personaler meinen, dass sich die Qualität der Bewerbungen von Gymnasiasten verschlechtert hat – und bei den Real- und Hauptschülern fallen die Werte sogar noch höher aus! Deswegen haben über die Hälfte der Personaler die Anforderungen an die Bewerber gesenkt, um geeignete Bewerbungen zu erhalten.
saatkorn.: Welche Rolle spielen die Schulen in der Berufsvorbereitung?
Die Vorbereitung in der Schule auf den Bewerbungsprozess ist der Grundstein für erfolgreiche Bewerbungen. Und immerhin: Über die Hälfte der Schüler fühlen sich von der Schule gut auf den Bewerbungsprozess vorbereitet. Das klingt erst einmal gut, nur: Die Zahl derjenigen, die sich gar nicht oder schlecht vorbereitet fühlen, liegt auch bei über 40 Prozent! Und das führt dann zu Absurditäten wie denen, dass 43 Prozent der Schüler ihre Bewerbungen per Post verschicken – obwohl Personaler Bewerbungen mehrheitlich gerne digital erhalten. Hier müssen die Lehrinhalte an die Vorlieben der Personaler angepasst werden, damit gute Bewerber nicht wegen Formalitäten im Vorfeld aussortiert werden.
saatkorn.: Wie siehst du das Azubi-Recruiting der nächsten Jahre?
Ich bin natürlich befangen, aber das Thema „online“ ist noch immer nicht bei allen Beteiligten angekommen. Auch Personaler mit kleinen Budgets setzen nach wie vor auf vermeintlich etablierte Kanäle wie Messen, Plakatwerbung oder Zeitungsinserate. Das ist alles nicht per se falsch – nur wird die Interaktion mit der Zielgruppe auf digitalen Kanälen einfach immer mehr vom Add-On im Recruiting zum absoluten Pflichtprogramm. Eine ordentliche Karrierewebsite ist da nur ein erster Schritt, aber auch die vielfältigen Online-Portale rund um das Thema Ausbildung gehören immer inzwischen einfach zum Standard. Hier sehen wir auch sehr viel Bewegung, was neue Formen der Bewerbung angeht – Unternehmen sollten bereit dafür sein, immer wieder auch neue digitale Kanäle zu testen.
saatkorn.: Felix, herzlichen Dank für das Interview und die Einblicke in den Azubi Report 2017.
Den Azubi Report 2017 kann man sich HIER downloaden. Allerdings verlose ich für saatkorn. Newsletter LeserInnen 5 druckfrische 32 seitige Print-Exemplare mit vielen Informationen und Infografiken. Um den druckfrischen Azubi Report 2017 zu gewinnen musst Du nur 2 Dinge tun:
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