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AZUBI-RECRUITING-TRENDS 2023

Felicia Ulrich Azubi Recruiting Trends 2023 SAATKORN

Felicia Ulrich Azubi Recruiting Trends 2023 SAATKORN

AZUBI-RECRUITING-TRENDS 2023
Interview mit Felicia Ullrich

Über die Azubi-Recruiting-Trends 2023 berichte ich gern: die Azubi-Recruiting-Trends muß man kennen, wenn man sich mit dem Themenfeld Ausbildung befasst. Seit Jahren liefert das Team um Felicia Ullrich interessante Studien-Ergebnisse, so auch in diesem Jahr. Ich hatte Gelegenheit, ausführlich mit Felicia zu sprechen. Auf geht’s

SAATKORN: Felicia, magst Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Sehr gerne Gero. Als geschäftsführende Gesellschafterin der u-form Testsysteme brennt mein Herz für gutes Azubi-Recruiting. Zusammen mit Professor Christoph Beck von der Hochschule Koblenz verlege ich seit 2013 Deutschlands größte doppelperspektivische Studie zum Azubi-Recruiting. Auf deinem genialen RC-Festival war ich mit den Ergebnissen der Azubi-Recruiting Trends 2023 das erste Mal live on Stage, da wir die Ergebnisse erst am 6. Juni veröffentlicht haben.

SAATKORN: Felicia, was war das Ergebnis der aktuellen Studie, was dich am meisten überrascht hat?

Nach 11 Jahren Azubi-Recruiting Trends muss schon viel passieren, um wirklich überrascht zu werden. Fast ein bisschen erschreckend fand ich aber, dass 67 Prozent der Unternehmen ihre Recruiting KPIs nicht kennen. Das zeigt, dass viele Azubi-Recruiting Maßnahmen von verzweifeltem Aktionismus geprägt sind und nicht auf einer guten Strategie beruhen.

Als zertifizierte Eignungsdiagnostikerin lassen mich die Ergebnisse zu den Instrumenten der Bewerberauswahl ein wenig ratlos zurück. 54 Prozent der Unternehmen machen die mangelnde Eignung der Jugendlichen dafür verantwortlich, dass im Sommer 2022 bei 56 Prozent der Unternehmen Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten.

Wenn ich mir dann anschaue, welche Instrumente bei der Eignungsbeurteilung herangezogen werden, wundert mich wenig. Für 42 Prozent ist der optische Eindruck einer Bewerbung wichtig, für 39 Prozent das Anschreiben, von dem ich ja gerade bei den Azubis nie weiß, wer es geschrieben hat. Beides sagt bei über Eignung nichts aus. Und nur bei 61 Prozent basiert das Interview auf einem Anforderungsprofil. Das beste Azubi-Marketing nützt nichts, wenn meine Prozesse nicht zielgruppengerecht und valide sind.

Ein bisschen lustig finde ich auch, dass die Unternehmen bei den Jugendlichen Selbstreflexion vermissen (63 Prozent) bei den „Future-Skills“ aber selbst eher auf Klassiker wie Teamfähigkeit (62 Prozent) oder Kommunikationsgeschick (56 Prozent) setzen.

SAATKORN: Die Freizeitorientierung der Generation Z wird ja viel gescholten. Ist sie vielleicht besser als ihr Ruf?

Sowieso. Auch hier haben wir mit der Lotto-Frage ein spannendes Ergebnis. „Würdest Du weiter eine Ausbildung machen, wenn Dir ein Lottogewinn ein lebenslanges Einkommen garantieren würde?“ 83 Prozent der Jugendlichen haben diese Frage mit „Ja“ beantwortet. Sie wollen sich weiterentwickeln (94 Prozent) und das in die Arbeit einbringen, was sie gut können (83 Prozent). Von den Ausbildenden würden 81 Prozent trotz Lottogewinn gerne weiterarbeiten. Wenn es hier überhaupt Unterschiede zwischen den Generationen gibt, ist die Gen Z also sogar etwas weniger freizeitorientiert…

SAATKORN: Gibt es etwas, was sich in 11 Jahren nicht verändert hat?

Ja, der Hype um die sozialen Medien. Die Kanäle haben gewechselt, von Facebook, über Snapchat, Instagram und jetzt zu TikTok. Der Hype ist geblieben. 79 Prozent der Unternehmen setzen beim Azubi-Recruiting auf die sozialen Medien, dabei setzen 43 Prozent auf eine rein organische Reichweite. Schwierig, denn nur 11 Prozent der Jugendlichen nutzen die sozialen Medien aktiv zur Suche nach Ausbildungsplätzen, 39 Prozent schauen sich Ausbildungsplatzangebot an, wenn sie diese in sozialen Medien präsentiert bekommen.

Die fehlenden KPIs bieten hier auf individueller Ebene zumindest einen Vorteil: Ich kann viel Zeit und Aufwand in die sozialen Medien investieren und merke dabei gar nicht, dass ich nicht erfolgreich bin.

SAATKORN: Wie sollten Unternehmen denn alternativ ihre Ansprache gestalten?

Egal wie und in welchem Medium Unternehmen Anzeigen schalten – statt über sich selbst zu reden, sollten sie die Schmerzpunkte und Bedürfnisse der Zielgruppe stärker in den Vordergrund stellen. Auch wenn es bei uns beiden schon etwas her ist. Wir erinnern uns – wer beim ersten Date nur über sich redet, wird vom Gegenüber meist nicht als attraktiv wahrgenommen.

In der aktuellen Studie haben wir die Jugendlichen nach ihren Ängsten befragt. Für 56 % Prozent sind die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten die größte Bedrohung. Mit deutlichem Abstand liegt auf Platz 2 die steigende Kriegsgefahr in Europa (16 Prozent) und der Klimawandel und seine Folgen (16 Prozent).

Ein guter Grund mehr, die Ausbildungsvergütung in Stellenanzeigen zu schreiben – in Euro bitte und nicht verklausuliert als „tariflich“, „fair“ oder „TVaöG“.

SAATKORN: Gibt es in diesen herausfordernden Zeiten auch positive Nachrichten?

Was mich wirklich freut ist, dass Ausbildung einen hohen Stellenwert bei den Unternehmen und den Jugendlichen hat. So wollen 58 Prozent der Unternehmen im nächsten Jahr gleich viele Azubis einstellen und 37 Prozent sogar mehr. Auf die Frage, welchen Anschluss die Jugendlichen ihren Freunden nach der Schule empfehlen würden, war die Top Antwort (25 Prozent) erst eine Ausbildung und dann ein Studium. Auf Platz zwei folgte die duale Ausbildung (22 Prozent) und abgeschlagen auf dem letzten Platz das Studium (4 Prozent).

SAATKORN: Gibt es noch einen Tipp zum Schluss?

Der wichtigste Tipp ist natürlich, sich die Studienergebnisse runterzuladen. Das geht kostenlos unter www.testsysteme.de/studie.

Der zweite Tipp wäre, in den Unternehmen die Anrede zu klären. 62 Prozent der Jugendlichen möchten lieber in einem Unternehmen arbeiten, wo geduzt wird, nur 4 Prozent bevorzugen das „Sie“. Bei den Unternehmen ist das eher eine Gemengelage, bei 51 Prozent gibt es keine einheitliche Regelung. Einfacher lässt sich Arbeitgeberattraktivität doch nicht erzielen als mit einem einheitlichen „Du“. Ich habe meine Mitarbeitenden 25 Jahre gesiezt – seit letztem Jahr sind wir alle per Du. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es tut nicht weh.

Ach, eins noch zum Schluss. Wenn du Gero mir einen Rat gibst, dann nehme ich den natürlich an. Deshalb – und weil es einfach auch zu viele gute Ergebnisse waren – gibt es dieses Jahr zweimal Azubi-Recruiting Trends. Jetzt Teil 1 und im Oktober 2023 den zweiten Teil.

SAATKORN: Na, dann bin ich mal gespannt, Felicia! Erstmal ganz herzlichen DANK für diese Einblicke. Und weiterhin viel Spaß und Leidenschaft mit den Azubi-Recruiting-Trends!

 

Die Studie kannst Du Dir HIER downloaden.

Azubi-Recruiting-Trends 2023 Infografik

 

 

 

 

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