Prof. Dr. Christoph Beck im Interview
Bald ist es wieder soweit: die Azubi-Recruiting-Trends 2023 stehen vor der Tür. Für SAATKORN-Leserinnen und Leser ist er gerade in diesem Kontext schon länger kein Unbekannter: Prof. Dr. Christoph Beck. Der Recruiting-Experte und Hochschullehrer begleitet unter anderem seit mehreren Jahren die Studie Azubi-Recruiting Trends, die wir in den Vorjahren regelmäßig gefeatured haben. Was ist in diesem Jahr von der Ausbildungs-Studie zu erwarten? Ich konnte mit Professor Beck darüber sprechen. Auf geht’s:
Azubi-Recruiting Trends 2023
SAATKORN: Christoph, auch 2023 wird es wieder eine aktuelle Ausgabe der Studie Azubi-Recruiting Trends geben. Was motiviert eigentlich das Studienteam Jahr für Jahr Tausende von Jungerwachsenen und Ausbildungsbetrieben zu befragen?
Eine pathetische Antwort ist, dass alle im Studienteam ein „Herz für die duale Ausbildung“ haben und den höchsten Respekt vor den Akteuren im dualen Ausbildungswesen. Die weniger pathetische Antwort ist die Überzeugung, dass die Unternehmen und Institutionen des öffentlichen Dienstes dringend Fachkräfte benötigen, sonst gehen bei dem einen oder anderen Unternehmen bald die „Lichter“ aus. Die zentrale Frage für Unternehmen und Institutionen ist doch, wer macht künftig die Arbeit bzw. was passiert bspw. mit einem Anbieter für Stromnetze, wenn er keine Elektroniker für Betriebstechnik (w/m/d) mehr findet, obwohl er sie dringend benötigt!
Prekäre Lage am Ausbildungsmarkt
SAATKORN: Würdest Du die Gesamtsituation auf dem Ausbildungsmarkt somit als völlig katastrophal bezeichnen und wie prekär ist sie denn wirklich?
Wenn wir den Erkenntnissen des Instituts der deutschen Wirtschaft in seinem IW-Kurzbericht Nr. 41 (2022) folgen, dann konnten 2021 gut 63.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden, was knapp 12% des Ausbildungsangebots entspricht. Würde man die bei der Arbeitsagentur nicht gemeldeten Ausbildungsplätze hinzurechnen, geht das IW von 40% aus. Betrachtet man zusätzlich die Ergebnisse der DIHK Ausbildungsumfrage 2022, so wird hier festgehalten, dass 42% aller IHK-Ausbildungsbetriebe im vergangenen Jahr nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten und davon haben 36 % der IHK-Ausbildungsbetriebe keine einzige Bewerbung erhalten. Ja, ich bezeichne die Lage als prekär!
Azubi-Recruiting-Trends 2023 wieder doppelperspektivisch
SAATKORN: Könnt ihr mit der Studie das Problem lösen und befragt ihr deshalb beide Seiten, d.h. sowohl die Schüler/Auszubildenden und die Ausbildungsverantwortlichen?
Netter Versuch, aber nein, wir können mit unserer Studie natürlich nicht das grundsätzliche Problem zwischen Angebot und Nachfrage lösen. Aber ehrlich wundern mich schon noch einige Denk- und Handlungsmuster. Wir beide haben u.a. das Demographie-Thema doch bereits vor 20 Jahren auf den unterschiedlichen Kongressen und Veranstaltungen vorgetragen und jetzt wundern sich immer noch einige, dass es tatsächlich so kommt, und dass sie unmittelbar davon betroffen sind. Damit konnte man auch nicht rechnen.
Wir führen die Studie doppelperspektivisch durch, weil wir u.a. das Ziel der Sensibilisierung und Kalibrierung von Denk- und Handlungsmustern in den Ausbildungsbetrieben erreichen wollen. Deswegen gibt es auch in der diesjährigen Studie wieder eine Anzahl von „Spiegelfragen“, die sowohl die Jungerwachsenen, als auch die Ausbildungsverantwortlichen beantworten.
Was will die Zielgruppe wirklich?
SAATKORN: Kannst Du hierzu ein Beispiel nennen?
Gerne! So fragen wir bspw. die Schüler/Auszubildenden welche Maßnahmen aus ihrer Sicht einen Ausbildungsbetrieb attraktiv machen, während wir beispielsweise die Ausbildungsverantwortlichen fragen, welche Attraktivitätsfaktoren sie den Auszubildenden anbieten.
Wenn ich sage, dass wir sensibilisieren und kalibrieren wollen hierzu ein konkretes Beispiel aus der letztjährigen Azubi Recruiting-Trend Studie. So gaben 87% der Schüler/Auszubildenden an, dass sie das Bewerbungsgespräch lieber persönlich vor Ort führen wollen. Sollte ein Ausbildungsbetrieb auch nach Corona weiter die Bewerbergespräche per Videocall führen, dann lohnt es sich nach unserer Meinung schon, auch einmal zu wissen was sich die Zielgruppe wünscht.
Wichtige Themenbereiche für die Zukunft
SAATKORN: Gibt es in der diesjährigen Azubi-Recruiting-Trends Studie Fragen, deren Ergebnisse Dich besonders interessieren bzw. die Du total spannend findest?
Ja, auf zwei Themenbereiche bin ich besonders gespannt. Wir haben einen Themenblock wo es um die zukünftige Ausrichtung der dualen Ausbildung geht und um zukünftige Ausbildungsberufe. Konkret sind z.B. Fragen dazu, wie lange man glaubt das bestimmte Ausbildungsberufe noch gebraucht werden. Der zweite Themenbereich mit besonderem Interesse für mich ist die Ressourcenausstattung der Ausbildungsbetriebe im Bereich Ausbildungsmarketing und Azubi-Recruiting.
JETZT MITMACHEN!
SAATKORN: Klingt wieder nach einer richtig spannenden Studie! Wie lange läuft die Studie noch und wann ist mit den ersten Ergebnissen über die „Azubi-Recruiting Trends 2023“ zu rechnen?
Ergebnisse werden wir nach derzeitigem Stand der Planung ab Juni 2023 kommunizieren. Wenn wir dürfen, gerne auch wieder auf SAATKORN! Die Studie läuft noch bis Ende März. Ausbildungsverantwortliche können HIER teilnehmen, Azubis und Schüler*innen unter: www.ausbildungsstudie.de.
SAATKORN: Danke Christoph, für das Interview. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Azubi-Recruiting-Trends 2023!
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