Azubi-Recruiting Trends 2021: erste Infos
Im Ausbildungsmarketing gibt es 2 Studien, die ich seit Jahren begleite. Da ist einerseits der demnächst erscheinende azubi.report und die AZUBI-RECRUITING TRENDS. Letztere Studie wird vom geschätzten Prof. Dr. Christoph Beck begleitet und wurde hier auch in den Vorjahren gefeatured. Ich hatte Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Auf geht’s:
SAATKORN: Lieber Christoph, 2021 wird es wieder eine aktuelle Ausgabe der Studie Azubi-Recruiting Trends geben. Die Umfrage dazu ist im Januar angelaufen. Was ist das Besondere an dieser Studie im zweiten Jahr der Pandemie?
Die Pandemie hat das System der dualen Ausbildung natürlich hart getroffen. Der ein oder andere Schüler ist in eine Art Schockstarre verfallen oder der Versuchung erlegen, doch lieber zu studieren. Die Ausbildungsbetriebe waren verunsichert und mussten zeitgleich ihre Bewerbungsverfahren digitalisieren sowie die Azubis zum Teil virtuell an Bord holen…Da wir jetzt ja schon das zweite Covid-Jahr durchleben liegt es nahe, besonders nach den langfristigen Folgen der Pandemie auf die Themen Azubi-Recruiting und -Marketing zu fragen. Da geht es zum Beispiel darum, ob Video-Interviews nach der Pandemie bleiben und wie die Interviewten auf diese Form des Auswahlverfahrens blicken.
SAATKORN: Und was bleibt gleich?
u-form macht das ja jetzt schon sehr lange und ich bin schon einige Jahre als wissenschaftlicher Berater ein fester Teil des Studienteams. Wir werden 2021 an Bewährtem festhalten: Die Studie ist wie in den vergangenen Jahren doppelperspektivisch angelegt und bleibt die größte ihrer Art im deutschsprachigen Raum: Wir befragen auf der einen Seite Schüler und Azubis und auf der anderen Seite Ausbildungsverantwortliche und Ausbilder.
So können wir sehr schön unterschiedliche Sichtweisen aufzeigen und Handlungslücken aufdecken. Die Grundthemen bleiben gleich: die Attraktivität der dualen Ausbildung, Kanäle und Themen des Marketings, Auswahlverfahren sowie Einflussfaktoren und -gruppen wie etwa die Eltern.
Azubi-Recruiting Trends 21 zur Rolle der Eltern
SAATKORN: Welche Themen bilden neben den Corona-Auswirkungen den Schwerpunkt?
Da gibt es dieses Jahr wieder viel Neues: Wir werden uns zum Beispiel intensiv der Rolle der Eltern widmen. Wie in der Schule sind möglicherweise Kinder aus bildungsnahen Familien bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz strukturell im Vorteil, weil die Eltern sie stark unterstützen. Das könnte für Azubi-Recruiter ganz interessant sein, weil das auf die Aussagekraft von Auswahlverfahren einen Einfluss hat. Sie stellen ja schließlich nicht die Eltern ein, sondern deren Töchter und Söhne.
Zudem blicken wir auf die Bedeutung von Google und Bewertungsplattformen fürs Azubi-Recruiting.
Frischen Wind gibt es auch durch die Methode, wir setzen in diesem Jahr stärker auf Fragen, bei denen sich die Teilnehmer zwischen zwei Faktoren entscheiden müssen. So versuchen wir die Präferenzbildung in der Wahl des Ausbildungsbetriebs präziser zu beschreiben. Aber mehr möchte ich noch nicht verraten…
SAATKORN: Auf welche Ergebnisse bist Du persönlich besonders gespannt?
Gespannt bin ich in diesem Jahr auf den Fragen-/Themenkomplex zur Endgültigkeit der Entscheidung zu einer dualen Ausbildung. Warum? Wir haben auch aufgrund der Studienergebnisse der letzten Jahre auf der einen Seite und den Handlungsmustern der Ausbildungsbetriebe auf der anderen Seite zunehmend das „Gefühl“, dass die duale Ausbildung immer häufiger als „Durchgangsstation“ verstanden wird. Die duale Ausbildung „als notwendiges Übel“ und dann direkt den Meister/Techniker oder Fachkaufmann/-wirt und dann noch einen Studienabschluss. Am besten direkt ein duales oder triales Studium und mit 25 Jahren fertig. Zum einen haben die Unternehmen nicht die Stellen dafür, zum anderen brauchen sie auch Fachkräfte mit Erfahrung. Die Jungerwachsenen werden dadurch immer mehr getrieben, es entsteht Druck und man konzentriert sich immer mehr auf den nächsten Schritt, als sich erst einmal darin zu professionalisieren, was man gerade tut.
Natürlich sprechen wir alle gerne von Lebenslangem Lernen, aber es entsteht eher der Eindruck, dass man bis Ende 20 oder Anfang 30 in einer selbst definierten Komfortzone Leben und Arbeiten möchte, und dann? Und was die Endgültigkeit angeht: Die duale Ausbildung ist für junge Leute der Anfang und nicht das Ende ihres beruflichen Wirkens!
SAATKORN: Wie lange läuft die Umfrage noch und wann werden die Ergebnisse der „Azubi-Recruiting Trends“ veröffentlicht?
Die Online-Umfrage läuft noch bis Ende März 2021. Azubis und Schüler können unter www.ausbildungsstudie.de teilnehmen, Ausbildungsverantwortliche klicken für eine Teilnahme hier.
Im vergangenen Jahr haben fast 8.000 Schüler, Azubis und Ausbildungsverantwortliche an der Umfrage teilgenommen. Deshalb brauchen wir etwas Zeit, um die Studie auszuwerten: Voraussichtlich ab Mai des Jahres werden wir in der Lage sein, erste Ergebnisse zu veröffentlichen – gerne natürlich auch hier auf dem SAATKORN-Blog!
SAATKORN: Klar, ist ja Ehrensache Christoph. Wie jedes Jahr wird es auch in 2021 wieder einen Bericht über die Ergebnisse der Azubi-Recruiting Trends geben. Ich bin schon gespannt…