Architektur und Employer Branding
Architektur und Employer Branding?! Was zur Hölle hat das miteinander zu tun? – Viel, wenn man an triste Büroräume in Konzernen oder trendige Lofts von Start Ups denkt. Ok, reines Vorurteil. Oder doch nicht? – Ich kenne jedenfalls nur wenige Konzerne, die wie beispielsweise adidas oder Coca Cola wirklich konsequent die Themen Architektur und Employer Branding miteinander vernetzen. Ein Beispiel aus dem Start Up Umfeld ist der IT-Dienstleister Etecture. Auch hier hat man sich intensiv Gedanken um die Verknüpfung von Architektur und Employer Branding gemacht. Ich hatte Gelegenheit, dazu mit Susanne Busshart, Managing Partner bei Etecture, zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Frau Busshart, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Gerne! Privat bin ich technikaffin und bleibe, mit zwei Digital Native-Teenagern zu Hause, immer am Puls der Zeit. Schon früh war ich Geschäftsführerin in der Digital Branche und habe mehrere Start-Ups erfolgreich gegründet. Ich liebe die Gestaltung von Arbeitsplätzen der Zukunft und habe schon Büros an der Westküste der USA sowie mehrfach in Deutschland konzipiert. Seit Anfang des Jahres bin ich nun als Managing Partner in der Geschäftsleitung des IT-Dienstleisters Etecture tätig.
Hier verantworte ich den Aufbau von Strukturen im Personalwesen sowie im Marketing und möchte das noch junge Unternehmen auf eine nächste Evolutionsstufe heben. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Entwicklung unserer Talente – ich glaube fest daran, dass unsere Mitarbeiter für unser Unternehmen erfolgsentscheidend sind.
Individualität soll auch im Büro ausgelebt werden können
saatkorn.: In den letzten Jahren wird die Agenda von HR Abteilungen durch die Themen Demografie und Digitalisierung dominiert. In diesem Kontext wird – oft basierend auf Labels wie „Generation Y“ oder ähnlichem – ein Wertewandel deutlich: weg von rein status- und monetär-getriebener Denke hin zu der Fokussierung auf Sinn im Arbeitsleben. Das ist auch immer ein sehr individuelles Thema. Wie spiegeln sich bei Etecture die Themen Sinn und Individualität in der Office-Architektur und Möblierung?
Diesen Trend beobachten wir natürlich auch. Und damit sind die Ansprüche der Mitarbeiter an ihr Arbeitsumfeld gestiegen. Sie möchten ihre Individualität auch im Büro ausleben – schließlich verbringen sie oft auch mehr Stunden am Arbeitsplatz als in ihrem Zuhause. Wenn man als Arbeitgeber aus der Masse herausstechen will, muss man seinen Mitarbeitern viel bieten.
Gerade erst haben wir am Standort Frankfurt, in einem Loft-Gebäude in der City West, tolle neue Büroräume für über 100 Mitarbeiter bezogen. Zwei Etagen des Gebäudes haben wir komplett modernisiert und umgestaltet. Für die Konzeption des Büros setzten wir uns intensiv mit den individuellen Bedürfnissen unserer Mitarbeiter auseinander, denn in unserer Branche fördern wir hochspezialisierte Talente und schließlich möchten wir, dass sich die Architektur und die Ausstattung unserer Arbeitsräume positiv auf ihr Wohlbefinden auswirkt. So war es uns wichtig ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das lebendig ist und moderne Behaglichkeit ausstrahlt.
Wir haben große Open-Space Flächen umgesetzt, dabei aber auch eine wohnliche Raum-in-Raum Struktur geschaffen. Die Arbeitsplätze sind zum Beispiel innovative Schreibtisch-Inseln, die dem Einzelnen viel Gestaltungsfreiraum bieten. Ganz nach dem Prinzip des Cocooning gibt es auch Rückzugsorte für ein konzentriertes Einzelarbeiten sowie akustisch geschützte, gläserne Think Tanks für die Gruppenarbeit. Unsere Meeting-Etage lädt mit flexiblen Bereichen dazu ein, die Räume aktiv selbst zu gestalten, bevor ein Team kreativ wird. Und der Mittelpunkt unseres Büros ist der „Dorfplatz“, wo wir uns unter einem echten Baum für Stand-Ups und Besprechungen zusammenfinden. In Zukunft planen wir auch, dass Events wie zum Beispiel öffentliche Think Tanks in unseren Räumen stattfinden. Damit fördern wir das Miteinander, die Kreativität und Innovationskraft unserer Mitarbeiter.
Architektur und Employer Branding: Diversity auch hier im Fokus
saatkorn.: Die Integration unterschiedlicher Individuen – Stichwort Diversity – spielt eine große Rolle, wenn man über moderne Bürokonzepte und die Verbindung von Architektur und Employer Branding nachdenkt. Wie wird bei Etecture die Zusammenarbeit komplementärer Charaktere gefördert?
Wir glauben an Interdisziplinarität und eine fruchtbare Zusammenarbeit unterschiedlicher Charaktere. Für mich bedeutet modernes Arbeiten Individuen zu integrieren, egal aus welchem kulturellen Umfeld Mitarbeiter kommen, ob männlich oder weiblich, ob alt oder jung oder mit Handikap. Deshalb haben wir bei unserer Bürogestaltung auf Offenheit geachtet und bieten viel Raum für Wechsel – auch ergonomisch gesehen. Jeder Mitarbeiter soll so arbeiten können, wie es ihm am besten gefällt. Und jeder soll die Aufgaben übernehmen die er besonders gut kann und die ihm Spaß machen. So sind wir am produktivsten und erzielen die besten Ergebnisse.
saatkorn.: Nun sieht das Office von Etecture auf den Fotos sehr edel und teuer aus. Welcher Nutzen steht hier den Kosten gegenüber, wie wirkt sich so ein Interieur auf Mitarbeitergewinnung und -retention aus, wo liegt der Zusammenhang zwischen Architektur und Employer Branding?
Unser Arbeitsplatzkonzept sollte innovativ UND handwerklich gut sein. Wir haben mit hochqualitativen Ausstattern zusammengearbeitet und das Beste aus einem gar nicht so großen Budget herausgeholt. Sicherlich war das Projekt ambitioniert, aber auch darin begründet, dass wir unsere Attraktivität als Arbeitgeber steigern möchten. Im Rhein-Main-Gebiet zum Beispiel herrscht ein starker Wettbewerb um IT-Talente. Viele Banken in Frankfurt arbeiten auf Hochtouren an digitalen Themen und benötigen genau wie wir Mitarbeiter mit technischem Hintergrund. Wir möchten unterstreichen, dass gerade jetzt wo wir durchstarten ein guter Zeitpunkt ist, zu uns zu kommen. Bei uns können Tech-Talente ihr volles Potential entfalten und aktiv dabei sein, wenn Etecture auf eine nächste Entwicklungsstufe rückt.
Effizienz und Innovationskraft durch moderne Architektur
saatkorn.: Inwiefern spiegelt das Bürokonzept Anforderungen an das Thema New Work in Form von Flexibilität, Mobilität, Kommunikation und Partnerschaftliches Miteinander wider?
Auf zwei Etagen haben wir für die über 100 Mitarbeiter am Standort ein Arbeitsumfeld geschaffen, das lebendig ist und moderne Behaglichkeit ausstrahlt – das war uns wichtig. Durch das offene Konzept auf zwei Etagen sind wir jetzt viel schneller in der Kommunikation und synchronisierter in den Arbeitsabläufen. Unsere Arbeitsumgebung spiegelt die Flexibilität und Agilität wider, die wir tagtäglich in unseren Prozessen umsetzen. Ich kann aus der Erfahrung sprechen, dass man in einem modernen Arbeitsumfeld nicht nur effizienter sondern gleichzeitig auch innovativer wird – wie ich finde, eine gute Kombination in unserer digitalen Welt.
saatkorn.: Welche Firmen haben Sie zu der Verknüpfung von Architektur und Employer Branding in den Etecture Offices inspiriert?
In unserer Branche orientieren wir uns ja gerne an den USA und wünschen uns Arbeitsbedingungen wie im Silicon Valley. Beim Entwurf unseres neuen Büros haben wir uns die Konzepte von Google oder Apple natürlich angeschaut und das was zu uns passt auch umgesetzt. Wir haben aber auch moderne Möbelkonzepte aus Italien und vom schweizer Designlabel Vitra aufgenommen. Unser Arbeitsleben hier in Europa hat eben auch einen eigenen Charakter. Wir hatten einen sehr professionellen kreativen Partner an unserer Seite, der die aktuellen Trends kennt, aber auch offen für unsere Ideen und Wünsche war. Natürlich sind wir mit sehr viel Herzblut an die Planung gegangen und haben letztendlich ein Arbeitsumfeld geschaffen, dass uns überzeugt und inspiriert.
saatkorn.: Frau Busshart, vielen Dank für das Interview.