Arbeitswelt der Zukunft – kürzlich ist ein sehr interessantes Buch zu diesem nicht ganz unwichtigen Thema erschienen. Hat das Zeug zum Standardwerk zu dem Thema. Ich hatte Gelegenheit, dazu mit den Herausgebern Barbara Kolocek und Harald Fortmann zu sprechen. Und damit nicht genug – zu meiner großen Freude darf ich auch noch 3 Werke verlosen. Dazu mehr weiter unten. Auf geht’s:
saatkorn.: Bitte stellt Euch den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Harald: Moin. Ich bin Harald Fortmann und freue ich mich seit fast 25 Jahren in der Digital-Branche dabei sein zu dürfen. Nach vielen Jahren auf der Unternehmensseite, u.a. als Geschäftsführer von AOL und Pixelpark, bin ich nun seit sieben Jahren Personalberater für Führungskräfte mit einer ausgewiesenen Digital-Expertise oder, wie wir es bei five14, nennen: „Executive Search for the New Work Era“. Dazu bin ich seit 2002 im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. aktiv – derzeit als Vorsitzender des Ressorts Arbeitswelt der Zukunft.
Barbara: Ich arbeite seit letztem Sommer bei Axel Springer. Zusammen mit meinen Kollegen widme ich mich dem Thema moderne Arbeitswelt. Zuvor habe ich das Thema beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. aufgebaut und mehrere Jahre begleitet. Während meiner vorherigen Selbständigkeit baute ich den Messe-Kongress women&work mit auf und war zudem in verschiedenen Funktionen bei Deutschlands größter Marketinginitiative MTP e.V. tätig.
saatkorn.: Gerade habt Ihr ein spannendes Buch herausgegeben: Arbeitswelt der Zukunft. Wie ist die Idee zu dem Buch entstanden?
Harald: Die Idee zu dem Buch resultiert eigentlich wie bei fast allen Projekten, die ich initiiere, aus dem Feedback von Gesprächspartnern. Mehrere Leute meinten, ich kenne doch so viele spannende Menschen und sie hätten Bedarf an mehr Informationen. Daraus ist die Idee zum Buch entstanden und der SpringerGabler-Verlag war sofort Feuer und Flamme. Ich bin sehr froh, dass ich Barbara Kolocek als Co-Herausgeberin für das Projekt gewinnen konnte.
Barbara: Das Thema Arbeit ist sehr komplex und ein umfangreiches Buch, welches viele Sichtweisen zu diesem Thema vereint, habe ich bis dato vermisst. Unser Anspruch war es daher, zu den vielen Unterthemen und damit verbundenen Fragestellungen Antworten und Handlungsempfehlungen von Expertinnen und Experten zu bündeln. Diese Vielfältigkeit der 27 Artikel, verfasst von insgesamt 39 FachexpertInnen, macht das Buch besonders. Wir sind ihnen für die Unterstützung des Projekts sehr dankbar.
saatkorn.: Und für wen habt Ihr das Buch Arbeitswelt der Zukunft konzipiert? – Wer sollte es lesen?
Harald: Eigentlich für Jeden, der Interesse an der Arbeitswelt hat, vor allem aber HR-Mitarbeiter und Unternehmenslenker, die sich dem Wandel stellen müssen und nach Best Practices suchen. Wir bekommen auch aus der Lehre viel positives Feedback und eine Masterstudentin hat das Thema für ihre Masterarbeit aufgrund des Buches gefunden. So ein Feedback begeistert uns immer am meisten.
saatkorn.: Lass uns einmal auf die verschiedenen Abschnitte im Buch eingehen. Was sind aus deiner persönlichen Sicht jeweils Highlights der verschiedenen Buchkapitel? – Los geht es mit dem Kapitel „Trends”…
Harald: Solche Fragen sind immer undankbar, denn jeder der Autoren hat einen tollen Beitrag geleistet. Mir persönlich liegt das Kapitel „Digitale Erschöpfung“ von Markus Albers am meisten. Es ist ein Thema, das oftmals noch verschwiegen wird, da wir ja in einer Leistungsgesellschaft leben. Aber insgesamt ist der neue Hashtag der SPD #zukunftinarbeit relevanter denn je. Es geht darum, in einer digitalisierten Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Unternehmenslenker und Gründer müssen Corporate Digital Responsibility – also die Verantwortung für den Menschen in einer sich digitalisierenden Arbeitswelt – übernehmen. Die Haltungsfrage ist wichtiger denn je.
saatkorn.: Was ist in Arbeitswelt der Zukunft mit „Arbeitsraum” gemeint, worum dreht es sich in diesem Kapitel?
Barbara: Der Arbeitsraum der Zukunft wird smarter, reaktiver und mobiler. Technologien und Menschen werden immer stärker miteinander interagieren. Traditionelle Arbeitsräume lösen sich auf, was den Menschen auch die Möglichkeit gibt, ihre Arbeit individueller zu gestalten. Moderne Tools, angepasste Arbeitsmodelle und die dazugehörige Vertrauenskultur im Unternehmen sind Voraussetzungen dafür, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erfolgreich zeit- und ortsunabhängig miteinander arbeiten können. Unser Autor Thorsten Hübschen bringt es in seinem Artikel sehr gut auf den Punkt: „Es wird immer eine Kombination aus Bürowandel durch Kulturdruck und Kulturwandel durch Büromodernisierung geben. Beide Veränderungsprozesse bedingen und beeinflussen sich.“
Harald: Weiterhin geht es auch um eine elementare Frage, nämlich die Rolle von HR in dieser neuen Arbeitswelt. Denn erst wenn alle verstanden haben, dass HR für Human Relations und nicht Human Ressources steht, wird es eine wirkliche Änderung geben.
saatkorn.: Was ist dein persönlicher „Aha-Effekt” im Kapitel „Menschen”?
Barbara: Für mich steht bei allem digitalen Enthusiasmus immer der Mensch im Mittelpunkt. Daher sind Themen wie Achtsamkeit und Wertewelten so immens wichtig. Dieses Kapitel liebe ich schon alleine wegen seiner ausgefallenen Titel, die Lust auf Lesen bereiten. Je mehr wir uns mit uns und dem, was wir eigentlich machen wollen, beschäftigen – desto mehr prägen wir das New Work-Zeitalter.
saatkorn.: Und welche „Kompetenzen” sind in der Arbeitswelt der Zukunft von besonderer Relevanz?
Harald: Es ist für mich immer wieder überraschend, wenn ich auf Konferenzen zu Kompetenzen sprechen soll, dass die Veranstalter und oft auch das Publikum denken, dass ich über Hardware sprechen werde. Hardware ist Commodity. Nahezu jeder Mensch in Deutschland und Europa hat Zugriff auf ein internetfähiges Gerät. Die Kompetenz dazu fehlt jedoch Vielen – unabhängig von Alter, Herkunft oder Bildung. Fest steht für die New Work Era, dass „lebenslanges Lernen“ kein Buzzword ohne Inhalt mehr ist und dass wir mit 0,1 Prozent Budget für Personalentwicklung nicht mehr weiter kommen werden. Für mich sind die Grundkompetenzen für die Zukunft Neugier, Veränderungsbereitschaft und Demut. Darauf lassen sich alle weiteren Kompetenzen aufbauen. Per se sind diese bei den meisten Menschen bei der Geburt vorhanden – und dann greift unser Bildungssystem ein und vernichtet diese.
Saatkorn: Was empfiehlst du Unternehmen bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Kompetenzen?
Barbara: Ich glaube, die Unternehmen profitieren enorm davon, wenn sie eine systematische Erfassung der Mitarbeiterkompetenzen in ihrer Organisation vornehmen. Zu wissen, wer im Unternehmen was kann, ist enorm viel wert. Zudem verfügt auch jeder Mitarbeiter über eine Reihe von Fähigkeiten, die in seinem Tagesgeschäft nicht gefragt sind, aber für das Unternehmen nützlich sein können. Diese Querkompetenzen zu identifizieren und für die Teilnahme an übergeordneten Projekten zu nutzen, ist eine enorme Chance für Unternehmen und kann sich auf das interne Netzwerk positiv auswirken. Stell dir vor, jemand, der schon seit 20 Jahren im Controlling arbeitet und sich in seiner Freizeit ausgiebig mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigt, bekommt die Möglichkeit, dieses Wissen in seiner Firma zu teilen und Interessierte oder auch Gleichgesinnte zu treffen? Vielleicht könnte es seine Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen, wenn er in seinem Unternehmen nicht mehr nur für Aufgaben rund um das Controlling-Spektrum angefragt wird, sondern auch seine anderen Kompetenzen abteilungsübergreifend nutzen kann und beispielsweise interne Workshops anbietet. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fühlen sich wertgeschätzt, wenn ihre Kompetenzen „erfasst“ und eingebracht werden. Hier kann noch mehr das Potential von smarten Technologien ausgeschöpft werden; beispielsweise in Form von internen Plattformen, die einen Datenpool an Kompetenzen und Kontakten vereinen, über Matching-Systeme Mitarbeiter vernetzen und somit den Wissensaustausch fördern. „Wie können wir die kollektive Intelligenz im Unternehmen für uns nutzen?“ ist daher eine zentrale Frage, die sich Unternehmen stellen – und auch beantworten sollten.
saatkorn.: Zum Schluss noch ein paar persönliche Fragen, Harald: Wie verändert sich das Thema „Executive Search” im Angesicht der Arbeitswelt der Zukunft?
Harald: Schöne Frage, die wir uns auch immer wieder stellen (müssen). Zum einen erfasst die digitale Transformation natürlich auch unsere Branche und wird den Beruf deutlich verändern. Zum Positiven. Der Einsatz von KI-Anwendungen wird die „einfachen“ Tätigkeiten wie die Kandidatenrecherche übernehmen. Die Arbeit des Headhunters wird sich wieder mehr um die Kandidatenauswahl drehen. Denn mehr denn je kommt es heute auf den „Cultural Fit“ an. Wichtig ist auch, dass wir auf smarten Wegen Rollen mit Menschen besetzen, von denen wir wissen, dass sie über die richtigen Skills verfügen. Zum anderen wandelt sich unser Beruf immer mehr zu einem HR-Berater; ein reines Executive Search-Angebot greift viel zu kurz und deckt schon lange nicht mehr den Bedarf der Kunden. Der Headhunter ist heute vielmehr Sparring-Partner der Führungskraft in Sachen Organisationsstruktur und Personalbedarf – um nur ein paar der Anforderungen zu nennen.
saatkorn.: Und schließlich – Überall liest man von dem Begriff “Purpose”. Harald, Eure Agentur five14 positioniert sich ja auch als Dienstleister im New Work-Umfeld. Wie wichtig ist denn die Suche nach dem Sinn bei der Arbeit?
Harald: Es stimmt schon, dass dieses Motiv sehr inflationär verwendet wird. Gleichwohl ist es für die Gen Z – und auch für Vertreter anderer Generationen – sehr wichtig, dass Arbeit etwas bewirkt. Und damit meine ich nicht nur den ökonomischen Nutzen, sondern auch, dass sie der Gesellschaft dient und etwas “Gutes” auslöst. Wir bei five14 spenden z.B. 14 Prozent unserer Gewinne an gemeinnützige Organisationen. Das ist für uns alle sehr befriedigend und sorgt aber auch für eine klare Differenzierung am Markt, weswegen wir als Arbeitgeber für einige Bewerber attraktiver sind als andere Personalberatungen. Für mich persönlich ist es ungemein wichtig, dass ich etwas zurückgebe. Deswegen spende ich auch sämtliche persönliche Erlöse meiner Bücher und die Honorare für Lehr- und Dozenten-Tätigkeiten an Projekte, die (digitale) Bildung fördern – lokal und international.
saatkorn.: Barbara und Harald, ganz herzlichen Dank für das Gespräch – und viel Erfolg für Euer Arbeitswelt der Zukunft.
Unter allen saatkorn. Newsletter LeserInnen verlose ich 3 druckfrische Bücher Arbeitswelt der Zukunft. Wer das Buch gewinnen möchte, sollte im saatkorn. Newsletter angemeldet sein und mir eine Mail mit dem Betreff „Arbeitswelt Zukunft“ an gewinne@saatkorn.com mailen. – Viel Glück!