Arbeitgeberbewertungen+++Studie+++Handlungsempfehlungen
Arbeitgeberbewertungen sind für viele HRler bestenfalls ein lästiges Übel. Aber muss das eigentlich so sein? Gibt es nicht gute Wege, mit dem Thema Arbeitgeberbewertungen umzugehen? – Wie man als Arbeitgeber proaktiv mit Arbeitgeberbewertungsplattformen umgehen kann, erläutert Mathias Heese von Softgarden. Have fun:
saatkorn.: Mathias, bitte stell Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Ich bin bei softgarden als CEO für die Gesamtentwicklung des Unternehmens verantwortlich. In den vergangenen Jahren haben wir uns von einer klassischen Bewerbermanagementlösung in eine Rundumlösung fürs Recruiting transformiert. Entscheidend für den Erfolg von softgarden war von Anfang an, dass wir die Kandidatenperspektive und -ansprüche in unseren Lösungen abbilden. Deshalb führen wir mehrmals im Jahr Umfragen durch, in denen es um den Blick der Kandidaten auf bestimmte Themen im Recruiting geht.
saatkorn.: softgarden hat gerade eine spannende Studie zum Thema Arbeitgeberbewertungen veröffentlicht. Was war das Setting der Studie und was wolltet Ihr herausfinden?
Wie bei softgarden-Umfragen üblich, haben wir Kandidatinnen und Kandidaten direkt aus dem Bewerbungsprozess online befragt. Das heißt, die Umfrage war in den Bewerbungsprozess eingebunden, wie ihn softgarden als SaaS-Lösung abbildet. Die Befragung fand im Sommer 2018 statt und hatte eine Leitfrage: Welche Maßnahmen von Arbeitgebern im Umgang mit Arbeitgeberbewertungen finden Bewerber legitim und wünschenswert?
saatkorn.: Welche Arbeitgeberbewertungsplattformen werden denn überhaupt genutzt?
Zunächst ist wichtig festzuhalten, dass aktuell 48,2% der Bewerber Arbeitgeberbewertungsplattformen nutzen. Der Anteil ist gestiegen: Vor zwei Jahren waren es noch 45,7%. Schaut man sich die Entwicklung beim Thema Bewertung auf anderen Gebieten an, ist davon auszugehen, dass er weiter steigt. Wir leben in einer Bewertungsgesellschaft. Bewerber sind ja nicht nur Bewerber, sondern zugleich Online-Konsumenten und haben den Umgang mit Bewertungen in ihrer anderen Rolle verinnerlicht. Früher oder später im Suchprozess landen Jobkandidaten auf einer Bewertungsseite – da ist Google ein wichtiger Einstiegspunkt. Arbeitgeberbewertungen üben daher einen unmittelbaren Einfluss auf Arbeitgebermarken aus – aber auch auf die Frage, ob sich ein Bewerber tatsächlich beim Unternehmen bewirbt. Nach einzelnen Anbietern von Arbeitgeberbewertungen haben wir in der Umfrage nicht gefragt. Wir wissen allerdings aus einer älteren Umfrage von softgarden (von 2016), dass kununu das bekannteste Angebot in Deutschland darstellt. Als erster professioneller Player im deutschsprachigen Markt scheint kununu beim Thema Bewertungen immer noch einen gewissen Vorsprung vor Glassdoor zu haben.
saatkorn.: Wie gehen Arbeitgeber mit Arbeitgeberbewertungsplattformen um?
Unserer Erfahrung nach noch viel zu passiv. Die meisten Verantwortlichen in HR verbinden Arbeitgeberbewertungsplattformen als Handlungsraum derzeit noch ausschließlich mit der Option, ein bezahlpflichtiges Employer Branding-Porträt zu schalten. Plattformen wie Glassdoor oder kununu bieten aber mehr Möglichkeiten: Sie sind in erster Linie Earned Media-Plattformen und keine Online-Litfaßsäulen. Es geht dort darum, aktiv mit Feedback umzugehen, Feedback zu fördern, Feedback zu verarbeiten und auf Feedback zu antworten.
saatkorn.: Und wie finden die Bewerber den Umgang der Arbeitgeber mit Arbeitgeberbewertungsplattformen?
Unsere Umfrage zeigt: Die meisten Bewerber finden das Auftreten von Arbeitgebern auf kununu & Co. stark verbesserungswürdig. Kritisiert wird vor allem die Passivität der Unternehmen. Viele Bewerber bemängeln die geringe Präsenz von Arbeitgebern. „Es sind selten Porträts vorhanden“, heißt es in einem Kommentar. Zudem empfinden Bewerber die dort veröffentlichten Unternehmensprofile als wenig realistisch oder zu gleichförmig. Die Porträts „bestehen häufig aus hohlen Phrasen“, schreibt ein Teilnehmer, ein anderer meint: „Sie gleichen sich alle. Bei keinem erkenne ich Einzigartigkeit. Von wegen USP.“ Vor allem aber wird kritisiert, dass Arbeitgeber kaum auf Kritik reagieren: „Meines Erachtens gehen Arbeitgeber viel zu wenig auf Kritik ein, wobei ich das wichtig finde, da so die Wertschätzung des Arbeitgebers deutlich wird,“ schreibt ein Teilnehmer. Wie bei den Porträts wird bei den Reaktionen der Arbeitgeber Gleichförmigkeit bemängelt: „Die Antworten klingen standardisiert“ oder „Copy-and-Paste hinterlässt keinen guten Eindruck“, heißt es in den Kommentaren. Die Passivität hat Folgen: „Es gibt nichts Schlimmeres als ein Profil von einem Arbeitgeber, auf dem fast nur negative Bewertungen sichtbar sind und keine Reaktion. Ich habe mich schon öfter bei solch schlechten Bewertungen von Arbeitgebern nicht mehr dort beworben“, berichtet ein Bewerber.
saatkorn.: Welche Handlungsempfehlungen geben die befragten Bewerber den Arbeitgebern?
Bewerber schätzen es, wenn Arbeitgeber mit unterschiedlichen Maßnahmen auf Arbeitgeberbewertungsplattformen aktiv werden. Nur 8,9 % der Bewerber finden es „gut“ oder „sehr gut“, wenn Arbeitgeber gar nichts tun, 66,4 % finden ein solches Verhalten „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Laut unserer Umfrage deutet sich ein Paket von drei verschiedenen Maßnahmen an, das Bewerber für wünschenswert und legitim halten: 78,1 % finden den sichtbaren Umgang von Arbeitgebern mit kritischen Kommentaren gut, bei der Schaltung eines Employer Branding-Porträts sind es 64,2 %. 55,2 % finden es gut, wenn Arbeitgeber regelmäßig alle Bewerber und Mitarbeiter zur Bewertung aufrufen. Sprechen Arbeitgeber jedoch gezielt positiv gestimmte Mitarbeiter an, sinkt die Zustimmung auf 24,1%. Wer als Arbeitgeber also gezielt „Jubelmitarbeiter“ aktiviert, verlässt aus Bewerbersicht den legitimen Korridor.
saatkorn.: Und was würdet Ihr von softgarden den Arbeitgebern im Umgang mit Arbeitgeberbewertungsplattformen empfehlen?
Grundsätzlich empfehlen wir einen aktiveren Umgang, da Arbeitgeber-Bewertungsplattformen heute für sehr viele Kandidaten einen Teil der Candidate Journey darstellen. Wir wissen aus vielen Gesprächen mit unseren über 600 Kunden in ganz Deutschland, dass Kandidaten in bestimmten Branchen und Regionen heute zu Beginn der Candidate Journey einen direkten Hintergrundcheck auf einer Arbeitgeberbewertungsplattform durchführen und am Ende dieses Checks ein „Relevant Set“ an Arbeitgebern übrigbleibt. Die anderen sind raus. Auf engen Arbeitsmärkten können sich Recruiter das einfach nicht leisten.
saatkorn.: Hat softgarden selbst eigentlich auch Angebote rund um das Thema?
Wir haben als Recruitinglösung mit ganzheitlichem Anspruch reagiert und ein Feedback-Tool für den Umgang mit Arbeitgeberbewertungen entwickelt. Als Bewerbermanagementsystem befinden wir uns einer privilegierten Position, um automatisch authentisches Feedback von Bewerbern abzufragen – zum Beispiel nach der Bewerbung sowie einige Monate nach Eintritt ins Unternehmen. Wir wissen aus dem klassischen, produktbezogenen Online-Marketing, dass das Problem eines schlechten Bewertungsdurchschnitts häufig ein Problem einer geringen Feedbackquantität darstellt. Unzufriedene Einzelne bestimmen dann das öffentliche Bild, obwohl die breite Masse anders denkt. Das heißt, wer Feedback aktiv und neutral fördert, rückt die Dinge wieder gerade und steht am Ende besser dar. Auf diesem Prinzip beruht unser Tool und über 100 Kunden haben die Erfahrung gemacht, dass es funktioniert. Doch dazu später mehr….
saatkorn.: Mathias, danke für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Softgarden!
Sämtliche Ergebnisse der Umfrage stehen in Form eines Whitepapers zum Gratis-Download auf der Website von softgarden bereit. Im zweiten Teil des Interviews erklärt Mathias Heese, wie aktives Feedbackmanagement mit dem Tool von softgarden genau funktioniert – und welche Erfahrungen konkret Kunden damit gemacht haben. Es erscheint in Kürze auf saatkorn.