Arbeitgeber-Rankings 2013: Interview mit Trendence
Es ist mal wieder Ranking-Zeit. Sowohl Trendence als auch Universum haben in den letzten Wochen ihre beiden großen Rankings veröffentlicht. Anlass, mit beiden Instituten einmal über die Ergebnisse 2013 zu sprechen. Heute macht Jörn Klick, Senior Account Manager von Trendence den Anfang, morgen geht’s mit Universum weiter. Auf geht’s:
saatkorn.: Die Trendence Arbeitgeber-Rankings für 2013 liegen vor. Was sind aus Ihrer Sicht Überraschungen?
Viele Bewegungen im Ranking lassen sich durch Konjunktureinflüsse, Energiewende oder schlechte Presse erklären – insofern gab es zwar viel Dramatisches aber wenig Überraschendes. Ich fand aber z.B. die Zugewinne der Deutschen Bahn, bei Volkswagen oder auch bei Stihl bemerkenswert – und für Personaler ermutigend, da sich hier zeigt, dass gut durchdachte Employer-Branding-Kampagnen Wirkung zeigen.
saatkorn.: Die Finanzbranche scheint eine große Herausforderung zu haben. Welche Branchen sind auf Basis der Rankings in Zukunft die Beliebtesten bei AbsolventInnen?
Die Finanzbranche – allen voran die Deutsche Bank – zählt zu den Verlierern des diesjährigen Rankings. Sie verlieren vor allem bei den ehemals starken Treibern Karriereperspektiven, Unternehmenserfolg und Führungsstil. Es ist bezeichnend, dass keine einzige Bank, aber auch kein Berater oder Wirtschaftsprüfer mehr unter den Top 10 ist. Das ist in keinem anderen Land Europas der Fall und zeigt insofern auch die Sonderstellung des deutschen Marktes.
Welcher Branche die Arbeitgeber-Zukunft gehört? Es ist derzeit nicht absehbar, dass die Automobilbranche die ersten Plätze an andere Branchen abtritt. Fragt man die Studierenden nämlich, welche Arbeitgeber besonders innovativ sind, lautet die Antwort: Platz 1 Audi, Platz 2 BMW und Platz 3 Volkswagen.
saatkorn.: Was sind aus Sicht der Zielgruppe besondere Treiber für Arbeitgeberattraktivität im Jahr 2013? Und inwiefern unterscheiden sich diese im Vergleich zu den Treibern 2010? – Sind hier Trends erkennbar?
Nach wie vor sind attraktive Arbeitsaufgaben und die persönliche Entwicklung die wichtigsten Aspekte bei der Wahl eines Arbeitgebers. Die Präferenzen der Studierenden sind interessanter Weise relativ stabil bzw. steigen gleichmäßig bei allen Faktoren. Die gerne zitierte Work-Life-Balance zum Beispiel war auch schon in den letzten Jahren deutlich wichtiger als die Frage des Einstiegsgehaltes. Was sich verändert hat, ist, dass Absolventen immer selbstbewusster und selbstverständlicher dieses Bedürfnis artikulieren und einfordern – auch und gerade die High Potentials.
saatkorn.: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Arbeitgeber kurz-, mittel- und langfristig?
Die kurzfristigen Herausforderungen nehmen zu (Rekrutierungsdruck, mediale Hypes, Shitstorm), aber die Wirksamkeit kurzfristiger Maßnahmen wird immer geringer. Hilft nur eine langfristige Strategie – authentisch, konsistent und unterscheidbar. Durch Social Media werden die Unternehmen immer transparenter und letztendlich kann nur der Arbeitgeber überzeugen, der 1. Hält, was er verspricht, 2. das Gewünschte verspricht und 3. dessen Mitarbeiter und dessen Kampagnen auch davon erzählen. Außerdem bleiben zufriedene Mitarbeiter länger und vermindern damit den Rekrutierungsdruck.
saatkorn.: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass aufgrund des Settings Ihres Arbeitgeber-Rankings eigentlich Personen befragt werden, die noch wenig Einblicke in die Unternehmenswelt bekommen haben. Wie sollen diese ein fundiertes Urteil über Arbeitgeber fällen können?
Wir untersuchen ja ganz bewusst das externe Arbeitgeberimage. Es liegt in der Natur der Sache, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung nicht deckungsgleich sind. Und genau an diesem Punkt wird es doch gerade spannend! Arbeitgeber wollen und müssen wissen, was Ihre Zielgruppe möchte und was sie diesbezüglich über ihr Unternehmen denkt. Klar, das ist mitunter sehr ungerecht und oft von Vorurteilen geprägt. Aber gerade herauszufinden, wo man vom Absolventen unterschätzt wird und wie der Wettbewerber wahrgenommen wird ist ja die Grundlage jeder guten Employer-Branding-Strategie.
Für eine CDU-Wahlkampagne würde man ja auch die Wähler „draußen im Lande“ befragen und nicht die Mitarbeiter im Konrad-Adenauer-Haus.
Bei trendence untersuchen wir dann für zahlreiche Arbeitgeber die vielen Parameter, die hinter dem Ranking stehen (Zielhochschulen, Kampagnenwirkung, Zielgruppenfokus, Benchmark, Image etc.), um die eigenen Maßnahmen zu optimieren und sich strategisch zu positionieren. Das Graduate Barometer ist also vor allem ein strategisches Instrument. Das Ranking zeigt dann, ob man damit erfolgreich war.
saatkorn.: Herr Klick, vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Trendence!