Staufenbiel JobTrends 2015
Staufenbiel JobTrends 2015: Alle Jahre wieder erscheint die JobTrends Studie von Staufenbiel. Und so wie in den letzten Jahren, auch dieses Jahr wieder ein Interview mit Stefanie Zimmermann, Redaktionsleiterin Online und Print beim Staufenbiel Institut. Auf geht’s:
saatkorn.: Gerade ist die neue Auflage der Staufenbiel JobTrends erschienen. Wer wurde wann befragt? – Bitte erläutern Sie doch kurz das Design der Studie.
Jedes Jahr befragen wir für die Studie Staufenbiel JobTrends Deutschland die Personalentscheider in Deutschland nach den Trends am Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventen. So können wir über die Bedarfsentwicklung bei Absolventen, Erwartungen der Arbeitgeber an sie und Angebote für Berufseinsteiger Auskunft geben – und das nach Branchen und Absolventengruppen aufgeschlüsselt. Von September bis November 2014 haben sich 197 Arbeitgeber an der online-gestützte Befragung beteiligt. Sie richtet sich gezielt an renommierte Unternehmen.
saatkorn.: Was sind die zentralen Erkenntnisse der JobTrends 2015?
Ein ganz zentrales Thema der Studie ist der Absolventenbedarf. Vor allem in den nächsten fünf Jahren tut sich da nach Ansicht der Personaler was. In diesem Jahr ist die Nachfrage vor allem eins: stabil. Es gibt keine großen Ausreißer – weder nach oben noch nach unten. Aber für die nächsten fünf Jahre sind die Prognosen viel positiver. Da rechnen die Arbeitgeber mit steigendem Bedarf. Heruntergebrochen auf die einzelnen Fachrichtungen bedeutet das: Bei den Wirtschaftswissenschaftlern erwarten 35 Prozent der befragten Personaler einen steigenden Bedarf und drei Prozent eine stark steigende Nachfrage. Bei den Ingenieuren und Informatikern schätzen sogar mehr als die Hälfte der Unternehmen, dass der Bedarf steigen wird. Von einem stark steigenden Bedarf bei Informatikern gehen sogar 15 Prozent aus.
saatkorn.: Stichwort „demographische Entwicklung“: Wie beurteilen Sie den Arbeitsmarkt? – Gibt es weiterhin einen Shift weg von der Arbeitgebermacht hin zu den potentiellen Arbeitnehmern oder wäre das zu krass formuliert? Und wie spiegelt sich dies in den verschiedenen Fachrichtungen wider?
An den gerade genannten Zahlen sehen Sie ja schon: Alle Absolventengruppen werden stärker nachgefragt, aber bei Informatikern und Ingenieuren prognostizieren die Hälfte der Personaler einen steigenden Bedarf. Hier die passenden Mitarbeiter zu finden wird noch schwieriger – eben auch wegen der demographischen Entwicklung. Die Unternehmen müssen sich also in Zukunft noch mehr einfallen lassen, um die auch von anderen Arbeitgebern umgarnten Kandidaten für sich zu gewinnen. Ob man das nun Shift zur Bewerbermacht nennen will oder nicht: Fest steht, dass Bewerber im Vorhinein genauer hinschauen als früher, wo sie gerne arbeiten möchten. Das spiegelt sich ja auch in unserem Special zur Unternehmenskultur wider.
saatkorn.: Bekommen wir eine Renaissance der „Unternehmenskultur“-Thematik? – Im Grunde ja schon immer im Employer Branding ein ganz zentrales Thema, welches oft aber nur implizit gespielt wird. Die Studie suggeriert, dass das Thema aber auch explizit an Bedeutung gewinnt, oder?
Ja, die Personalentscheider sind sich da ziemlich einig: Das Thema Unternehmenskultur wird wieder stark an Bedeutung zunehmen. Explizit deshalb, weil eine gute Unternehmenskultur Bewerber lockt und Mitarbeiter hält. Wenn Bewerber hinter die Fassade der Unternehmen blicken möchten und sich nicht mehr mit Hochglanzbroschüren abspeisen lassen wollen, dann liegt es natürlich nahe, eine gute Kultur aktiv zu kommunizieren und zu zeigen, was man bieten kann.
saatkorn.: Was hat Sie persönlich am meisten in der aktuellen JobTrends Studie überrascht?
Mich hat überrascht, dass die befragten Personaler Arbeitgeber-Plattformen so wenig nutzen, um dort aktiv ihre Unternehmenskultur zu kommunizieren. Nur etwas mehr als ein Drittel der Arbeitgeber nutzt sie zu diesem Zweck. Dabei gehen User doch dorthin, um sich genau zu diesem Thema zu informieren – also doch eigentlich eine gute Gelegenheit, hier tätig zu werden.
saatkorn.: Social Media: alter Hut oder tatsächlich noch ein Thema, mit dem sich viele Unternehmen neu auseinander setzen?
Potenzial gäbe es ja noch: Es gibt immerhin 16 Prozent, die sich dem Thema noch ganz verweigern. Aber für die meisten Unternehmen geht es jetzt eher darum auszubalancieren, ob man eher auf Recruiting oder Employer Branding in den sozialen Netzwerken setzt. Und vor allem, die Performance zu messen und den ROI zu verbessern.
saatkorn.: Zusammenfassend: wie beurteilen Sie die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes kurz-, mittel- und langfristig? Wird es für die Arbeitgeber einfacher oder schwieriger, ihre Positionen zu füllen?
Einfacher wird es wohl nicht mehr, sondern langfristig schwieriger. Pauschal ist das aber schwierig zu beantworten. Es kommt ja immer auch auf die Position, den Standort des Unternehmens, seine Größe und die Branche an. Aber Arbeitgeber werden bei manchen Positionen nicht mehr aus dem ganz großen Bewerberpool schöpfen können. Für kleinere Unternehmen und den Mittelstand kann es schwierig werden, überhaupt passende Kandidaten zu finden.
saatkorn.: Zu guter Letzt die Frage, welche Themen aus Ihrer Sicht für Arbeitgeber in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden?
Außer denen, über die wir schon gesprochen haben, wird sicher das Thema Mobile Recruiting an Bedeutung gewinnen. Laut unserer Studie ist da auch noch sehr viel Luft nach oben: Unter den verschiedenen Bewerbungswegen favorisieren nur fünf Prozent der Personaler die mobile Bewerbung. Aber auch hier wird es darum gehen, auf die Bewerber zuzugehen und ihnen die Bewerbung so einfach wie möglich zu machen – auch wenn das die Arbeit auf der anderen Seite nicht unbedingt leichter macht.
saatkorn.: Frau Zimmermann, vielen Dank für das Interview!
Die Studie Staufenbiel JobTrends 2015 kann man HIER downloaden.