Arbeitgeber-Rankings 2013: Interview mit Universum
Arbeitgeber-Rankings 2013: Interview mit Universum
Es ist mal wieder Ranking-Zeit. Sowohl Trendence als auch Universum haben in den letzten Wochen ihre beiden großen Rankings veröffentlicht. Anlass, mit beiden Instituten einmal über die Ergebnisse 2013 zu sprechen. Nachdem gestern Trendence im Fokus stand, heute Vorhang auf für Stefan Lake, Employer Branding Consultant von Universum Communications. Auf geht’s:
saatkorn.: Die Arbeitgeber-Rankings für 2013 liegen vor. Was sind aus Ihrer Sicht Überraschungen?
Für mich überraschend war, dass die Unternehmensberatungen und Wirtschaftsprüfer in unseren Rankings bei den Wirtschaftswissenschaftlern so gut abschneiden. Überraschend ist dies, weil für die Generation Y eine ausgewogene Work-Life-Balance und Jobsicherheit so wichtig ist. Und für ihre Work-Life-Balance sind McKinsey & Co. ja nicht gerade bekannt. Aber offensichtlich sind die Bemühungen, hier mehr Flexibilität zu zeigen, einigermaßen erfolgreich. McKinsey hat mit Rang 11 die Top 10 nur knapp verfehlt. Auch die Boston Consulting Group konnte sich mit Platz 24 in etwa auf dem Vorjahrsniveau stabilisieren. Bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften konnte sich Ernst & Young vom Platz 16 sogar um einen Rang auf Platz 15 vorschieben und PwC liegt auf Rang 20 ebenfalls gut im Rennen. Das zeigt, dass Unternehmen, die attraktive Arbeitsplätze anbieten und auf Wünsche der Bewerber eingehen, durchaus auch bei der Generation Y punkten können.
Nicht überraschend angesichts des anhaltenden Erfolgs der Autobauer ist es, dass Audi, BMW und Porsche ganz oben in der Gunst der jungen Talente liegen. Aber dass es sogar Automobilzulieferer ganz weit nach vorn schaffen, ist schon erstaunlich. Hervorheben muss man dabei Continental. Die konnten sich bei den Studierenden der Ingenieurwissenschaften von Rang 27 auf Rang 11 verbessern. Und auch bei den Wirtschaftswissenschaftlern liegt Continental mittlerweile auf einem guten Rang 30. Das ist eine Verbesserung um 38 Plätze! Hier zeigt sich, dass sich ein nachhaltiges Personalmarketing auszahlt. Es ist clever von Continental, dass beim Recruiting durchaus erwähnt wird, dass jeder einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhält, der bei Continental seine Ausbildung erfolgreich abschließt.
saatkorn.: Die Finanzbranche scheint eine große Herausforderung zu haben. Welche Branchen sind auf Basis der Rankings in Zukunft die beliebtesten bei AbsolventInnen?
Angesichts der anhaltenden Finanzkrise und der unterirdisch schlechten Imagewerte der Banker ist es nicht verwunderlich, dass sich Banken und Versicherungen so schwer tun. Aktuell ist keine einzige Bank mehr unter den Top 10. Noch am besten schlägt sich die Deutsche Bank. Sie liegt in der aktuellen Umfrage bei den Wirtschaftswissenschaftlern auf Platz 13.
Welche Branchen in Zukunft die beliebtesten sein werden ist schwer zu sagen. Wenn die Automobilbranche weiterhin brummt, bleiben die Autobauer auch ganz oben. Interessant ist der Blick auf die Aufsteiger in unseren Rankings. Seit 2009 haben Volkswagen und Audi am stärksten bei den Wirtschaftswissenschaftlern gewonnen, gefolgt von Google, Continental und Microsoft.
Bei den Studierenden der Ingenieurwissenschaften konnten ebenfalls Volkswagen am stärksten zulegen, gefolgt von Intel, Siemens und der Deutschen Bahn. Wenn man nur den Vergleich mit dem Vorjahr nimmt, konnte sich die Deutsche Telekom am weitesten nach vorn schieben – und zwar um 34 Rangplätze von Platz 74 in 2012 auf Platz 40 in diesem Jahr. Gut möglich, dass Unternehmen wie Deutsche Bahn, Deutsche Telekom und auch die Bundeswehr für die Bewerber noch attraktiver werden. Das würde jedenfalls gut zu dem zunehmend wichtigen Wunsch nach einem sicheren und beständigen Job passen.
saatkorn.: Was sind aus Sicht der Zielgruppe besondere Treiber für Arbeitgeberattraktivität im Jahr 2013? Und inwiefern unterscheiden sich diese im Vergleich zu den Treibern 2010? – Sind hier Trends erkennbar?
Wir haben uns die Trends bei den Karrierewünschen der Studierenden genau angesehen und können klar sagen, dass die hohe Wertschätzung für eine ausgewogene Work-Life-Balance in der Tat das Kennzeichen der Generation Y ist. In diesem Punkt unterscheidet die Generation Y von den Vorgängergenerationen. Seit 2008 liegt der Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance ganz oben auf der Rangliste.
Aber es gibt auch Verschiebungen bei den Wünschen an den Arbeitsplatz. Zum Beispiel lag in 2010 das Karriereziel, eine intellektuell herausfordernde Tätigkeit zu haben, noch auf dem Rang 2. In unserer aktuellen Umfrage liegt dieses Ziel nur noch auf Rang 3 und wurde auf diesem Platz abgelöst vom Karriereziel, einem sicheren und beständigen Job nachzugehen. Für angehende Ingenieure und Informatiker ist der sichere Arbeitsplatz sogar das oberste Karriereziel, allerdings dichtgefolgt von der Work-Life-Balance auf Platz 2. Die Reaktion der jungen Talente auf die Wirtschafts- und Finanzkrise zeigt also, dass Präferenzen sich verschieben und andere Ziele in den Vordergrund rücken können.
saatkorn.: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Arbeitgeber kurz-, mittel- und langfristig?
Unternehmen sollten grundsätzlich die Bedürfnisse der Nachwuchskräfte genau beobachten und rechtzeitig auf Änderungen reagieren. Bei der Rekrutierung sind Unternehmen gut beraten, wenn sie ihre Fähigkeit, Mitarbeiter langfristig an sich zu binden und ihnen vielfältige und interessante Aufgaben zu bieten, besonders betonen. Ein attraktives Grundgehalt ist zwar nach wie vor gefragt, aber daneben treten mehr und mehr Ziele wie ein freundliches Arbeitsumfeld, Abwechslung im Job und eben auch eine sichere Anstellung.
In Zukunft müssen sich die Unternehmen noch besser erklären. Sie sollten ihre Geschichte erzählen und zwar so, dass deutlich wird, was das Unternehmen ausmacht. Unternehmen sollten nicht nur ihre Produkte und Dienstleistungen als „Marke“ verstehen, sondern auch das Unternehmen selbst. Und dazu brauchen sie ihre Mitarbeiter – und zwar als glaubwürdige Botschafter nach außen. Wenn man ein attraktiver Arbeitgeber sein will, muss man mehr tun, als schöne Anzeigen oder Werbefilmchen schalten. Unternehmen müssen lernen, attraktiv nach innen und nach außen zu sein. Je besser das gelingt, desto größer sind die Chancen, im Wettbewerb um die am besten zum Unternehmen passenden Bewerbern zum Zug zu kommen.
saatkorn.: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass aufgrund des Settings Ihres Arbeitgeber-Rankings eigentlich Personen befragt werden, die noch wenig Einblicke in die Unternehmenswelt bekommen haben. Wie sollen diese ein fundiertes Urteil über Arbeitgeber fällen können?
Wenn man Studierende befragt ist es normal, dass die noch wenig Einblick in die Unternehmenswelt haben. Aber das bedeutet ja nicht, dass sich die Studierenden keine Vorstellungen zu den Unternehmen machen. Das Durchschnittsalter der Studierenden in unseren Umfragen liegt bei 24 Jahren. Da hat man durchaus schon recht klare Vorstellungen von den Unternehmen, zumal wir ja die Studierenden wirtschaftsnaher Studiengänge befragen. Außerdem haben wir eine sehr solide Datenbasis. Wir befragen weltweit pro Jahr mehr als 400.000 Studierende und junge Berufstätige zu ihren Arbeitgeberpräferenzen, Karrierevorstellungen und Kommunikationsvorlieben. Deshalb können wir fundierte Aussagen zu den Trends bei den Karrierewünsche machen, sowohl auf Deutschland bezogen, aber auch international. Darin unterscheiden wir uns von vielen Wettbewerbern, die nur auf Deutschland oder auf Europa bezogene Umfragen durchführen. Und zum Schluss nach ein Tipp: Eine gute Quelle für Informationen über Unternehmen ist unsere Karrierewebsite. Dort kann man auch das aktuelle Magazin UNIVERSUM TOP 100, in dem sich Unternehmen vorstellen, online als Ezine lesen.
saatkorn.: Herr Lake, vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Universum!