weisure – relevant für social media und employer branding?
weisure – relevant für social media und employer branding?
in letzter zeit immer wieder drüber gestolpert: das wort „weisure“. macht ja spaß, sich mit neuen wortschöpfungen zu beschäftigen. irgendwann ein paar jahre später können solche wörter ja oft direkt einem bestimmten zeitgeist zugeordnet werden, wie zum beispiel beim wort yuppie (das ist ja sooooo achtziger…!) 😉
naja, zurück zum begriff „weisure“! hier gehts – der aufmerksame leser (weibliche form stets mitdenken) ahnt es schon – um den mash-up (oder die verquickung) der wörter „leisure“ und „work“. mithin ist die vermischung von privater und beruflicher zeit gemeint. und damit sind wir auch schon beim thema: was hat dieser trend mit social media und employer branding zu tun? – eine ganze menge:
- viele jobs sind zu großen zeitlichen anteilen heutzutage von einer konkreten location entkoppelt. und der trend geht meines erachtens immer mehr dahin, dass es egal ist, ob ich aus meinem büro, meinem wohnzimmer oder während einer reise aus dem zug arbeite. durch die vernetzung und ständige erreichbarkeit – auch getrieben durch neue devices wie smartphones – ist man überall und rund um die uhr erreichbar. im umkehrschluss gilt: man kann große teile seiner arbeit örtlich ungebunden erledigen. es liegt auf der hand, dass – wenn ich von zu hause arbeite – eine klare trennung zwischen privater und beruflicher zeit immer mehr verschwimmt. man agiert ziemlich hybrid zwischen beruflichen und privaten themen
- wer sich aus arbeitgeberperspektive jetzt ärgert, der hat vermutlich selbst so noch nie gearbeitet. denn die privaten diskussionen zu hause nach dem motto „stell das handy jetzt mal aus und konzentrier dich auf deine familie“ sind einfach die kehrseite der medaille: wer engagiert, hoch motiviert und mit starker identifikation seiner arbeit nachgeht, der trennt halt auch im privaten bereich nicht mehr so scharf
- die arbeitswelt verändert sich. zunehmend wird in projektstrukturen gearbeitet. als freelancer im journalistischen oder auch im IT-bereich schon lange üblich, nehmen derartige projektfokussierte aufgaben zu. es ist gut denkbar, dass in der zukunft noch viel stärker projektfokussiert gearbeitet wird. mithin erledigen sich auch klare zeitliche und örtliche (arbeits-)zwänge
- social media treibt die aufhebung der trennung von „privat“ und „beruflich“. und das beste beispiel dafür ist facebook. ursprünglich als rein privates netzwerk und mit der grundidee der vernetzung von freunden gestartet, ist heutzutage der begriff „freundschaft“ im facebook-kontext mit sicherheit anders belegt, als es ein typischer generation x vertreter mal gelernt hat. „freund“ kann bei facebook – zunhemend – auch geschäftspartner, kunde, provider, dienstleister oder ähnliches bedeuten. das berufliche hält massiv einzug in facebook. derzeit vergeht ja kaum eine woche, in der nicht neue unternehmen ihre facebook fansite launchen. die schnelle kommunikation in sozialen netzwerken plus die tendenz, empfehlungen von „freunden“, denen ich in irgendeiner form traue, empfehlungen aus reinen algorythmen vorzuziehen, sind echte treiber für „weisure“
ist das nun – wie aktuell in der „werben & verkaufen“ zu diesem thema getitelt ein „verlust der privatsphäre“? – ich würde sagen, nur teilweise. es ist auch ein gewinn – nämlich dann, wenn man sehr bewusst und mit der nötigen selbstdisziplin mit dem thema zeit umgeht. für mich stellt dies weniger einen verlust, als einen gewinn dar: ich verfüge nämlich immer autonomer über meine eigene zeit. und das mit dem anspruch beiden seiten, der privaten und der beruflichen sphäre gerecht zu werden.
für die bedeutung von „weisure“ im kontext employer branding stellt sich dann die frage, wie wohl die mehrheit der jeweils aus unternehmenssicht relevanten zielgruppe diesem thema gegenüber steht. es lässt sich anhand der letztjährigen arbeitgeber-rankings erkennen, dass „work life balance“ zunehmend an bedeutung gewinnt. was aber ist damit konkret gemeint? ist meine „work life balance“ dann besonders gut, wenn ich eine klare grenze zwischen arbeit und privatleben habe? oder dann, wenn ich privatier bin? – scherz beiseite: oder sehe ich mein leben ganzheitlich aus der perspektive, dass mir meine arbeit und mein privatleben gleich wichtig sind und ich mit eigener zeitautonomie entscheiden kann, wann und ggf. wo ich was mache?
es würde mich freuen, wenn der ein oder andere leser zu dieser frage seine meinung posten würde!
Vor dem Hintergrund der neuen Medien und unserem Lieblingsbegriff Social Media sehe ich – vielleicht nicht in allen Bereichen – eine starke Veränderung in dem Wechselspiel von Privatleben und Berufsleben. Dirk gebe ich recht, so lange es sich um die klassische Denkweise handelt. D.h. wenn ich mich lediglich mit der zeitlichen Staffelung der zwei Leben befasse und mich in einer 2 dimensionalen Betrachtung befinde. Aber was ist, wenn sich Privatleben und Beruf übereinander schieben.
Ich behaupte mal, dass ich mittlerweile Freundschaften via Social Media entwickelt habe, die ich hin und wieder hervorragend beruflich nutzen kann. Ist das dann nicht „weisure“? Wenn ich zeitweise die Möglichkeit habe, bei bestimmten Projekten und/oder Aufgaben meine privaten Netzwerke unterstützend zu meinen beruflichen Netzwerken hinzuziehen.
Nach und nach baue ich mir ggf. für verschiedene Themen große Netzwerke auf – via Social Media.
Für das Thema Employer Branding sind Begriffe wie Home Office, Gleitzeit etc. schon Standard – in meinen Augen W-L-B. Für „weisure“ sehe ich das Employer Branding/Recruiting darin herausgefordert, vernetzte Menschen zu identifizieren und zu halten (Thema: was mache ich, wenn mein KeyBlogger/KeyTwitterer mein Unternehmen verläßt).
Viele Grüße
Robin
Die Geschichte wiederholt sich, nur unter neuem Namen. Die Vier aufgeführten Punkte sind in verständlichem Deutsch doch nichts weiter als folgendes:
* Heimarbeit
* Überarbeitung
* Kurzarbeit
* Aufgabe
Aber wenn man es in schwülstige Worte steckt, klingt es natürlich gleich viel besser.
genau! wie schon am anfang der überlegung dargestellt, geht es hier auch um das wording. die hauptfrage aber bleibt im kontext employer branding: was will die zielgruppe? – und das ist ziemlich unabhängig vom wording…
Na ja, die „Zielgruppe“ der Arbeitnehmer – also die Arbeitgeber wollen nur eines: Möglichst viel Arbeitsleistung für möglichst wenig Geld, ob man das nun „weisure“ oder „Ausbeutung“ nennt, spielt dabei keine Rolle.
ich habe an dieser aussage aus eigener erfahrung gewisse zweifel. grundsätzlich sind unternehmen natürlich daran interessiert, mit minimalem aufwand das maximale heraus zu holen. viele kolleginnen und kollegen haben aber längst erkannt, dass es einen direkten zusammenhang zwischen mitarbeiteridentifikation, -motivation und dem wirtschaftlichen erfolg eines unternehmens gibt. von daher findet hier meiner meinung nach ein umdenken statt.