HAYS HR-Report #14: Interview zu Re- und Up-Skilling
HAYS HR-Report #14: Interview zu Re- und Up-Skilling
Gerade ist der aktuelle HAYS HR-Report erschienen. Die 14. Auflage hat den Titel „Fit für die Arbeit der Zukunft? – Die Bedeutung von Future Skills für Unternehmen und der Weg dorthin“ Ich konnte dazu mit Florian Wagner, Department Manager HR Interim & Projects bei Hays, sprechen. Auf geht’s:
SAATKORN: Florian, bitte stelle Dich den SAATKORN Leser:innen doch kurz vor.
Mein Name ist Florian Wagner und ich bin seit 2012 bei der Personalberatung Hays tätig. Als Senior Department Manager HR Interim & Projects unterstütze ich, gemeinsam mit 70 Kolleginnen und Kollegen deutschlandweit, Personalverantwortliche bei operativen und strategischen Fragestellungen. Neben der Beschaffung von freiberuflichen HR-Experten umfasst das Portfolio von Hays die Direktvermittlung sowie die Arbeitnehmerüberlassung.
SAATKORN: Der diesjährige HAYS HR-Report steht unter dem Motto „Fit für die Arbeit der Zukunft? – Die Bedeutung von Future Skills für Unternehmen und der Weg dorthin“. Ist das das relevanteste HR-Thema aus Eurer Sicht im Jahr 2025? Warum habt Ihr dieses Themenfeld in den Fokus genommen, angesichts der aktuellen schwierigen makroökonomischen, aber auch politischen Gesamtsituation in Deutschland?
Ja, das Thema Future Skilling ist in diesem Jahr strategisch wichtig und gehört auf die Top-HR Agenda. Warum? Aufgrund der strukturellen, wirtschaftspolitischen und technologischen Veränderungen sind viele Unternehmen dabei, ihre bisherigen Geschäftsmodelle zu überdenken und sich neu aufzustellen. Als aktuelles Beispiel kann man hier die Automotive-Industrie nennen, die den Skill-Shift vom Verbrenner zur Elektromobilität hinbekommen müssen. Aber das gilt auch für andere Branchen. Es entstehen neue Arbeitsumfelder. Dafür brauchen Mitarbeitende neue Fähigkeiten und müssen systematisch weiter- oder umqualifiziert werden. Also eine Skill-Transformation, wenn mal so will.

SAATKORN: Danke für die Einordnung. Lass uns zu Anfang bitte kurz einmal die Begriffe erläutern: was versteht Ihr unter „Up-Skilling“, „Re-Skilling“ und „De-Skilling“?
Unter Upskilling verstehen wir die klassische fachliche Weiterbildung im eigenen Themengebiet. Beim Reskilling wird es schon etwas komplizierter. Darunter verstehen wir, dass Mitarbeitende auf ihrem Qualifikationsniveau eine komplett andere neue Tätigkeit ausüben. Zum Beispiel, aus einem Personalreferenten wird ein Recruiting-Specialist. Deskilling findet man eher im Blue Collar Bereich vor, hier geht es darum, zu niedrig qualifizierteren Tätigkeiten umgeschult zu werden. Das kommt dann vor, wenn Automatisierung im Spiel ist und den Job zum Teil übernimmt.
SAATKORN: Haben die HR-Entscheidungsträger:innen erkannt, wie wichtig diese Themenfelder für das Überleben ihrer Organisationen mittelfristig sind?
Im Zuge der Transformation sollte HR idealerweise in alle Learning & Development Prozesse involviert werden, die durch den Change angestoßen werden. Die Praxis zeigt allerdings: Die Entscheidung darüber, wer wann zu welchem Anlass umgeschult werden soll, liegt immer noch bei der direkten Führungskraft, der Geschäfts- oder Bereichsleitung. Erst auf Platz vier folgen die Personaler. Wobei das natürlich von Industrie zu Industrie ganz unterschiedlich ist.
SAATKORN: Was sind die größten Hemmnisse aus Sicht der Unternehmen?
Wenn es um das Erlernen ganz neuer Fähigkeiten während der Arbeitszeit geht, sehen Entscheider den hohe Zeitaufwand (46 Prozent), den finanzielle Aufwand (35 Prozent) sowie auch die Befindlichkeiten der Mitarbeitenden (33 Prozent) als größten Kraftakt.
SAATKORN: Und womit tun sich die Führungskräfte schwer?
Generell haben viele Führungskräfte in Deutschland eine fachliche Führungskarriere eingeschlagen. Beim Reskilling geht es aber darum, sich fast ausschließlich auf die Mitarbeitenden und deren Ängste und Bedürfnisse einzulassen. Das haben viele Führungskräfte nie gelernt, daher sträuben sie sich dagegen, sich emotional auf das Thema einzulassen. Diese Vermeidungstaktik ist für uns auch eine der Begründungen dafür, dass mehr Unternehmen auf Upskilling setzen. Das sind bestehende Lernformate, die keine Spannungen schüren und weniger anstrengend sind.
SAATKORN: Was hat Dich beim diesjährigen HR-Report besonders überrascht, Florian?
Mich hat es sehr überrascht, dass trotz Fachkräftemangel und Krise die Weiterqualifizierungsbudgets nicht ändern. 42 Prozent der Befragten erwarten trotz dieser Entwicklung gleichbleibende Budgetniveaus. Dabei sehen wir in vielen Industrien gerade mehr als deutlich, dass es mit dem aktuellen Skillset bei vielen Beschäftigten nicht mehr weitergehen kann. Wenn hier nicht massiv nachgebessert wird, verspielen Unternehmen künftig ihre Wettbewerbsfähigkeit. Und Talente bilden sich privat weiter.
SAATKORN: Der HAYS HR-Report ist ja auch eine Langzeitstudie und daher aus meiner Sicht ganz besonders interessant. Inzwischen erscheint der Report bereits zum 14. Mal. Was sind im Jahr 2025 die wichtigsten HR-Themen?
Auf lange Sicht bleibt der Bedarf Mitarbeitende zu binden nach wie vor der Spitzenreiter. Gefolgt von der Rekrutierung neuer Kandidaten sowie der Beschäftigungssicherung auf dem dritten Platz. Darin stecken Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie ebenso wie flexible Arbeitszeiten. Das zeigt, wie wichtig es für die HRler werden wird, ihr Instrumentarium viel stärker auf die Lebensphasen ihrer Beschäftigten auszurichten. One-size-fits-all war vorgestern.
SAATKORN: Abschließend: Was erwartest Du Dir im Jahr 2025 für HR insgesamt in Bezug auf Recruiting und Retention? Siehst Du irgendwelche Trends?
Ich gehe davon aus, dass das die kommenden Monate in den Unternehmen weiterhin von großer Unsicherheit geprägt sein werden. Das belastet Entscheider Etagen ebenso wie die Mitarbeitenden selbst. Es wird jetzt für die Bindung stark darauf ankommen, wie sich die Balance zwischen Leistungsfähigkeit und Überforderung auspendeln wird. HR ist hier das Zünglein an der Waage, als Sparringpartner. Auch im Recruiting bleibt die Lage spannend. Sobald der wirtschaftliche Turnaround einsetzt, dürfte die Mitarbeitersuche wieder lebendiger werden.
SAATKORN: Herzlichen Dank für das Interview zum 14. HAYS HR-Report.
Den HAYS HR-Report könnt Ihr Euch HIER downloaden.
Und hier noch ein Tipp von mir: Harte Zeiten erfordern klare Antworten. Ökonomisch wie politisch stecken wir derzeit in der Krise. Was kann PEOPLE & CULTURE dazu beitragen, mit MUT und INNOVATIONSKRAFT nach vorne zu gehen? Welche Cases gibt rund um RECRUITING, RETENTION und HR-TECH? Welche Technologietrends musst DU Als HRler:in kennen?
✅ Alle diese Fragen beantwortet das EMBRACE Festival am 25. Und 26. Juni in Berlin.
✅ Unser Motto 2025: Embrace Recruiting, Retention & HR-Tech for a BRAVE NEW WORLD!
✅ Wie immer heißt es: gemeinsam LERNEN, NETZWERKEN & FEIERN.
✅ Sei beim HR-Event des Jahres dabei!
✅ Tickets und Programminfos ab sofort hier.