Studytube Studie zum Thema WEITERBILDUNG
Studie von Studytube: Learning & Development Monitor – Weiterbildung mit strategischem Leerlauf?
Viele Arbeitgeber entwickeln ihre Mitarbeitenden an ihren Unternehmenszielen vorbei. Das ist ein Ergebnis des aktuellen „Learning & Development Monitors“, einer repräsentativen Studie des HR-Unternehmens Studytube. Kommt die Weiterentwicklung von Mitarbeitenden in Zeiten, in denen von Rentetion als neuem Recruiting die Rede ist, in vielen Unternehmen tatsächlich zum Selbstzweck? Ich habe mit Dr. Jörn Heyenrath, CRO bei Studytube, über die Ergebnisse der Studie gesprochen. Auf geht’s:
SAATKORN: Jörn, bitte stelle Dich und Studytube doch unseren Lesern kurz vor.
Sehr gerne. Mein Name ist Jörn Heyenrath und ich bin seit zwei Jahren in der Funktion als Chief Revenue Officer bei Studytube tätig. Die Lernplattform Studytube wurde 2010 in den Niederlanden gegründet und ist dort inzwischen der Marktführer im Bereich der E-Learning Plattformen. Seit 2022 sind wir auch auf dem deutschen Markt erfolgreich tätig und wachsen seitdem kontinuierlich weiter.
SAATKORN: Was genau bietet Ihr an?
Für Studytube ist die Mitarbeiterentwicklung eine Voraussetzung, um als Organisation zukunftsorientiert und wettbewerbsfähig zu bleiben. Und diese ist gerade in Zeiten des rasanten technologischen Wandels wichtiger denn je. Deshalb unterstützt unsere Lernplattform Organisationen dabei, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, indem sie den gesamten Aus- und Weiterbildungsprozess von Mitarbeitenden digital abbildet. Wir geben somit Personalentwickler: innen das Werkzeug an die Hand, mit dem sie individuelle Lernwege selbst gestalten und alle Lernprozesse automatisieren können, was viel Arbeitszeit einspart. Außerdem hilft Studytube Organisationen dabei, Kompetenzlücken innerhalb der Belegschaft zu identifizieren und zu schließen. So lassen sich wichtige Kompetenzen, die einerseits auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt sind, andererseits aber auch auf Ziele der Organisation einzahlen, kontinuierlich ausbilden. Inzwischen unterstützen wir mehr als 650 Unternehmen dabei, die digitale Weiterbildung erfolgreich zu gestalten.
SAATKORN: Jährlich veröffentlicht Studytube den „Learning & Development Monitor“, eine sehr umfangreiche Studie zur betrieblichen Weiterbildung in Deutschland. Wie ist das Studien-Setting?
Den Ursprung hat der Learning & Development Monitor (L&D Monitor) in den Niederlanden, dort führt Studytube die Studie bereits seit vier Jahren in Folge durch. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt findet die große Untersuchung nun zum zweiten Mal statt. Sie zielt darauf ab, herauszufinden, wie es um die betriebliche Weiterbildung in Deutschland steht, welche Herausforderungen die HR-Abteilungen gerade wahrnehmen und wie zufrieden die Belegschaft mit dem betrieblichen Lernen ist. Dazu haben wir in diesem Jahr knapp 1.800 HR-Verantwortliche, Führungskräfte und Mitarbeitende befragt. Der Befragungszeitraum lag im Januar 2024. Das Besondere an unserem L&D Monitor ist der Dreiklang hinsichtlich der Studienteilnehmenden. Wir decken sowohl die Unternehmenssichtweise über die beteiligten HR-Verantwortlichen ab als auch die Perspektive der Mitarbeitenden, unterteilt in Führungskräfte und Angestellte. So können wir beide Aspekte miteinander abgleichen und sehen, was Unternehmen bieten und Mitarbeitende wollen. Nur so lassen sich am Ende Handlungsfelder erkennen, die Arbeitgeber in der Weiterbildung ihrer Belegschaften angehen können.
SAATKORN: Wie häufig ist die betriebliche Weiterbildung Thema bei den deutschen Unternehmen?
Unsere aktuellen Ergebnisse zeigen, dass die Mehrzahl der Führungskräfte in ihrem Betrieb höchstens alle sechs Monate auf L&D-Maßnahmen hingewiesen wird. Immerhin werden 31 Prozent mindestens einmal monatlich und 28 Prozent alle drei Monate mit Weiterbildungsthemen konfrontiert. Bei den Mitarbeitenden sieht die Lage hingegen düster aus: Ein Großteil, nämlich 60 Prozent, wird höchstens halbjährlich zu L&D-Themen sensibilisiert. Ein Drittel der Mitarbeitenden gibt sogar an, dass Weiterbildungsmaßnahmen bei ihnen selten oder nie Erwähnung finden. Diese Zahlen machen deutlich, dass Mitarbeitende bei Weiterbildungsthemen leider häufiger unter dem Radar der HR-Verantwortlichen verschwinden als Führungskräfte.
SAATKORN: So viel erst einmal zu der quantitativen Analyse. Entsprechen die Weiterbildungsmaßnahmen denn den Erwartungen der Belegschaft?
Leider nicht ganz, denn unsere Studie zeigt, dass es ein Missverhältnis zwischen den Weiterbildungszielen von HR-Abteilungen und ihrer Belegschaft gibt. Das wird vor allem an einem Ergebnis sehr deutlich: Während 46 Prozent der Personaler:innen für das laufende Jahr 2024 die persönliche Entwicklung ihrer Mitarbeitenden in den Fokus ihrer Weiterentwicklungsstrategie stellen, wünschen sich 77 Prozent der Mitarbeitenden vor allem eine fachliche Weiterbildung. Bei den Führungskräften sprechen sich gar 85 Prozent für Maßnahmen aus, die ihre fachlichen Fähigkeiten in den Blick nehmen. Schon hier gibt es also ganz offenbar ein Kommunikationsproblem.
SAATKORN: Liegt der Fokus auf der persönlichen Weiterentwicklung denn in den Unternehmenszielen begründet?
Nein. Denn auch in dieser Hinsicht erkennen wir aktuell eine aus Arbeitgebersicht besorgniserregende Tendenz: Viele Arbeitgeber entwickeln ihre Mitarbeitenden derzeit an ihren Unternehmenszielen vorbei. Zwar behaupten 62 Prozent der HR-Verantwortlichen, dass die Weiterbildung in ihrem Unternehmen fest mit den Zielen des Unternehmens verbunden sei. Das bestätigen allerdings nur 38 Prozent der Mitarbeitenden sowie etwas mehr als die Hälfte der Führungskräfte. Also entweder bilden die Unternehmen tatsächlich an ihren Unternehmenszielen vorbei oder sie verpassen es, ihren Mitarbeitenden den Sinn hinter ihren Weiterbildungsmaßnahmen näherzubringen. Beides wären Themen, die angegangen werden sollten.
SAATKORN: Wie motivieren Unternehmen ihre Mitarbeitenden vor dem Hintergrund dieser Zahlen, eine Weiterbildung anzustreben?
Das gelingt Unternehmen derzeit nur bedingt, so geben 29 Prozent der HR-Manager und Führungskräfte in unserer Studie an, dass Mitarbeitende nur schwer zu motivieren sind, wenn es um die Weiterbildung geht. Das ist allerdings nicht verwunderlich, wenn man sich in die Lage der Mitarbeitenden versetzt. Mehr als ein Viertel von ihnen sind nämlich der Überzeugung, dass sich Weiterbildungslehrgänge etwa durch Gehaltserhöhungen oder Beförderungen kaum für sie auszahlen. Dem stimmen sogar 35 Prozent ihrer Vorgesetzten und 32 Prozent der HR-Verantwortlichen zu. Ohne ein klares Anreizsystem, das die Arbeitgeberseite transparent und klar kommuniziert, kann es schwer werden, das Lernpotenzial der Belegschaften auf Dauer auszuschöpfen. Doch gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel und den rasanten Wandel der Arbeitswelt, wird es in Zukunft aber genau darauf ankommen. Es braucht dann nämlich gut geschulte Mitarbeitende, die Lust haben und motiviert sind, sich stetig weiterzuentwickeln.
SAATKORN: Wie ist der Stand der Dinge hinsichtlich der Digitalisierung von Weiterbildung? Gibt Eure Studie in der Hinsicht ebenfalls Aufschlüsse?
Wir können erkennen, dass die Digitalisierung der Weiterbildung in Deutschland weiterhin nur schleppend vorangeht, so finden die meisten Schulungen nach wie vor offline statt. Dies ist derzeit in 40 Prozent der Fälle so. Auf digitalem Wege werden dagegen nur etwas mehr als ein Viertel der Formate angeboten. Das entspricht auch dem Wunsch der Lernenden. Denn 42 Prozent von ihnen bevorzugen Offline-Lernformate, nur jede:r Fünfte wünschte sich diese online.
In den HR-Abteilungen setzt sich allerdings die Sichtweise durch, dass hier zukünftig mehr Wert auf digitale Lernformate gelegt werden muss. Die HR-Verantwortlichen streben nämlich eine Angleichung des aktuellen Verhältnisses an. So haben sie es sich zum Ziel gesetzt, dass in zwei Jahren rund ein Drittel der Weiterbildungen online stattfindet, während dann gemäß der Prognose genauso viele offline angeboten werden sollen.
SAATKORN: Worauf sollten Arbeitgeber aus Deiner Sicht heute und in Zukunft achten, damit ihnen die betriebliche Weiterbildung gelingt?
Der erste und entscheidende Schritt ist die Einführung einer Weiterbildungsstrategie, denn ohne sie verlaufen Maßnahmen und Schulungsvorhaben über kurz oder lang ins Leere. Damit die Strategie Hand und Fuß hat, sollte sie fest an die Unternehmensziele gekoppelt und auf allen Ebenen transparent kommuniziert werden. Dabei sollten Unternehmen jedoch nicht vergessen, dass traditionelle Lern- und Entwicklungsstrategien in Zukunft nicht ausreichen, um den dynamischen Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden. Es braucht in der Personalentwicklung deshalb einen neuen Ansatz, der sich auf den kontinuierlichen Aufbau von Kompetenzen der Arbeitnehmenden konzentriert. Organisationen sollten dies bei ihrer Weiterbildungs- und Entwicklungsstrategie berücksichtigen und den Fokus auf kompetenzbasiertes Lernen (Skill-Based Learning) legen. Das hilft ihnen dabei, vorhandene Qualifikationsdefizite gezielt anzugehen, um so ihre Angestellten und letztlich die gesamte Organisation fit für die Zukunft zu machen.
SAATKORN: Wo kann man Eure Studie erhalten?
Der erste Teil unserer Studie kann kostenlos hier heruntergeladen werden.
SAATKORN: Jörn, herzlichen Dank. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit und bei Studytube!