voiio Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Vor ein paar Monaten habe ich Euch voiio in meiner HR Startup Serie vorgestellt. Die Idee, Familienglück und Produktivität von Mitarbeiter*innen zusammen zu betrachten und mit diesem Hintergrund über ganz neue Mitarbeiter-Benefits nachzudenken, ist super. Als Familienvater (und auch sonst) drücke ich voiio alle Daumen die ich habe für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung! Ich hatte Gelegenheit, mit Kerstin Michels, Co-Founder und COO bei voiio, zu sprechen. Auf geht’s:
SAATKORN: Kerstin, bitte stelle Dich den SAATKORN Leser*innen doch kurz vor.
Gerne. Ich bin Kerstin, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von voiio. voiio – das ist die erste und erfolgreichste digitale Lösung für familienfreundliche Mitarbeiter-Benefits auf dem deutschen Markt.
Unsere Kunden kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, über 250 Arbeitgeber nutzen voiio und stellen unser Angebot an Familienservices mehr als 250.000 Mitarbeiter zur Verfügung. Wir haben voiio mit dem Verständnis und aus der Überzeugung heraus gegründet, das Familie die wichtigsten Menschen im Leben sind und genau diese Menschen uns dabei helfen tagtäglich unser Bestes zu geben, privat und beruflich. Unser Mission ist es Familien glücklicher zu machen und dieses Glück in messbaren wirtschaftlichen Erfolg für unsere Partnerunternehmen zu übersetzen.
SAATKORN: Ihr habt bereits im Juli dieses Jahres eine Eltern-Studie vorgelegt, die sich mit der Vereinbarkeit der Arbeit im Home-Office und der Familie befasst. Wie kam es dazu und wie war das Setting der Studie?
Genau, wir haben gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut respondi bundesweit 800 Eltern mit Kindern zwischen 0 und 15 Jahren dazu befragt, wie sie im Rahmen der Corona-Krise und der damit verbundenen Arbeitszeit im Home-Office Familie und Beruf miteinander vereinbaren. Hintergrund ist, dass Eltern zwar nun mehr Zeit zu Hause verbringen, dort aber auch klar definieren müssen, was Arbeits- und was Familienzeit ist. Das ist für Eltern und deren Kinder nicht immer leicht – gerade, wenn die Kinder noch kleiner sind.
SAATKORN: Was sind die Ergebnisse?
Zunächst ist die Akzeptanz des Home-Office unter Eltern sehr hoch. Acht von zehn Studienteilnehmern (81 %) sagen, dass ihre Home-Office-Erfahrungen in den letzten Monaten dazu beigetragen haben, Arbeitgeber mit Home-Office-Modellen als attraktiver anzusehen als andere. Im Schnitt würden Eltern zukünftig gerne 45 % ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus leisten. Vor der Krise lag dieser Wert bei 35 %.
Zudem: 59 % der Befragten, die vor der Krise noch nicht von zu Hause gearbeitet haben, wollen das zukünftig verstärkt tun und sehen dies mit als entscheidenden Faktor bei einem Arbeitgeberwechsel.
Jedoch geben auch 74 % der Befragten an, die Home-Office als nicht Familienkompatibel halten, dass das größte Problem die Betreuung der eigenen Kinder während der Arbeitszeit ist. Hier haben sich während der ersten Welle bereits virtuelle Betreuungsangebote bewährt. 73 % der Eltern, die in dieser Zeit virtuelle Betreuungsangebote genutzt haben, bestätigen, das solche Angebote Sie in dieser Zeit bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen konnten.
Die Relevanz des digitalen Betreuungskonzepts wird jedoch auch über Corona hinaus bestehen bleiben und so sagen über 90 %, dass Sie auch nach Corona virtuelle Betreuungsangebote nutzen zu wollen. Ganz hoch im Kurse stehen dabei Nachhilfe-Kurse (54 %), digitale Sportangebote (45 %) sowie virtueller Musikunterricht (35 %).
Und denkt man an wichtige Faktoren wie Fahrtzeit und regionale Verfügbarkeit von Angeboten, vor allem in ländlicheren Regionen, dann wird der Nutzen hinter digitalen Lösungen über Corona hinaus schnell deutlich. Aber auch ganz wichtig: Damit will ich nicht dafür werben, dass Kinder nur noch vor dem Computer sitzen und so “weg betreut” werden sollen. Aber virtuelle Betreuungsangebote bieten eine flexible und vor allem kurzfristig immer verfügbare Unterstützung. Wer sie ausgewogen einsetzt, bereitet seine Kinder auch auf eine virtuelle Welt vor, ohne Bewegung und kindliche Freiheit einschränken zu müssen.
SAATKORN: Was bedeuten diese Ergebnisse aus Eurer Sicht für Arbeitgeber? Wie müssen die sich zukünftig aufstellen?
Unternehmen, die familienfreundliche Lösungen anbieten sind attraktivere Arbeitgeber. Und sie sind produktiver als andere.
Aktuelle Studien zeigen, dass sich Investitionen in familienfreundliche Maßnahmen mit einem ROI von bis zu 40% bezahlt machen. Das liegt vor allem an einer höheren Produktivität durch geringere Fehlzeiten. Nicht zuletzt deswegen müssen sie zukünftig auch das Home-Office Modell mit ganz neuen Inhalten füllen. In Zeiten, in denen die Politik ein Recht auf Home-Office diskutiert, brauchen Arbeitgeber Lösungen, die ihren Mitarbeitern die Arbeit dort überhaupt erst möglich macht. Denn momentan berichten viele Eltern auch von Problemen, die ihnen im Home-Office begegnen.
Ein konkretes Beispiel: 70 % unserer Studienteilnehmer berichten von erheblichem Mehraufwand für die schulische Betreuung ihrer Kinder – eine Belastung, die durch die mehr und mehr digitale Organisation von Schulunterricht deutliche berufliche Folgeschäden verursacht. So geben 39 % der Mütter an, dass ihre berufliche Leistungsfähigkeit darunter leide. Insgesamt liegt der Anteil aller Elternteile bei 31 %. Das ist nachvollziehbar – Kinder benötigen Aufmerksamkeit, vor allem von ihren Eltern.
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse ist die aktive Unterstützung der Eltern durch ihre Arbeitgeber dringend geboten und sollte ein Teil der New Work Bewegung werden, von der derzeit so viele HR-Experten sprechen. Konkret: Wer Eltern in Zukunft von sich als Arbeitgeber überzeugen möchte, muss zu ihnen passende Zusatzleistungen anbieten. Digitale Kinderbetreuung wird dabei ein wichtiger Baustein sein. Sie setzt da an, wo Mitarbeiter Unterstützung benötigen und wo eben ohne derartige Lösungsansätze berufliche Leistungsfähigkeit sinkt.
SAATKORN: Digitalisierung und Kinderbetreuung scheinen sich auf den ersten Blick voneinander auszuschließen. Warum gehört beides aus Eurer Sicht trotzdem zusammen?
Kinder und Jugendliche wachsen wie selbstverständlich mit digitalen Lösungen auf. Daher sollte man da nichts voneinander ausschließen. Wichtig ist doch, dass der Mix stimmt. Wenn sich der Online-Sportkurs mit dem Vereinstraining abwechselt, ergänzen sich Online- und Offline Aktivitäten perfekt. Nicht zuletzt bieten wir den Unternehmen, die mit uns zusammenarbeiten auch zahlreiche Offline-Aktivitäten für ihre Kinder an – zum Beispiel Ferienprogramme, die in den Herbst-oder Winterferien genutzt werden.
Aber ganz generell: Eine der wesentlichen Veränderungen, die die Corona-Krise für die Personalarbeit mit sich bringt, ist doch, dass sie deutlich digitaler wird. Vorstellungsgespräche werden per Video geführt. Die Zukunft Personal findet virtuell statt und auch andere tradierte Themen der Personalarbeit werden digitaler werden – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört auch dazu. Das gestalten wir mit – sinnvoll und kindgerecht.
Saatkorn.: Was habt Ihr mit voiio im nächsten Jahren noch vor?
Wir unterstützen heute schon die Mitarbeitenden unsere Partnerunternehmen ganzheitlich, in allen Lebensphasen und -Lagen. Durch die steigende Akzeptanz an digitalen Angeboten und Lösungen können wir regional unabhängig mit Online-Kursen, Online-Coachings und -Beratung bei Themen und Problemfeldern aus den Bereichen Recht & Finanzen, Gesundheit & Ernährung, Familienleben, bei Krisen, Krankheiten und Schicksalsschlägen sowie Fragen rund um die Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen unterstützen.
Im nächsten Jahr wollen wir unsere Serviceleistungen weiter ausbauen und neben den Online-Lösungen auch regionale Offline-Angebote aufnehmen. Dabei liegt uns die Qualität unsere Angebote und die Zufriedenheit unser Partnerunternehmen und deren Mitarbeitenden besonders am Herzen.
Wir freuen uns über jeden einzelnen Mitarbeitenden der durch seinen Arbeitgeber Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfährt. Mit wir meine ich vor allem das Team aus derzeit ca. 35 voiios, das überzeugt ist vom Impact und der Bedeutung unsere Arbeit. Das treibt uns jeden Tag an!
SAATKORN: Kerstin, ganz herzlichen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit voiio!