Exklusiv: Wie funktioniert das mit XING und Prescreen genau?

XING und Prescreen machen jetzt ernst: etwas mehr als 1 Jahr nach Bekanntgabe des Kaufs von Presscreen durch XING wurde pünktlich zur Zukunft Personal von einem neuen integrierten Bewerbermanagementsystem gesprochen, welches Recruitingprozesse deutlich beschleunigt. Ich hatte Gelegenheit, einmal bei David Vitrano, VP bei XING E-Recruiting genauer nachzufragen. Auf geht’s: 

saatkorn.: David, bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.

David Vitrano, VP XING E-Recruiting

Ich bin David Vitrano und bin als Vice President bei XING E-Recruiting für Marketing und Neugeschäft zuständig. In dieser Funktion entwickele und steuere ich mit meinen Teams den Markenauftritt und den Ausbau des Vertriebsgeschäftes von XING E-Recruiting. Meine tägliche Arbeit ist, Unternehmen dabei zu helfen, die richtigen Kandidaten zu finden. Ich bin dafür verantwortlich, unsere Angebote zu bewerben, über unsere Produkte zu informieren, über den Nutzen aufzuklären – das ist vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und des Wandels der Arbeitswelt hin zu New Work eine immens spannende Aufgabe.

saatkorn.: Im Sommer 2017 wurden XING und Prescreen durch die Übernahme erstmals zum Branchengespräch Nummer eins. Danach war erstmal gefühlt Ruhe. Jetzt, pünktlich zur Zukunft Personal 2018 ist es mit der Ruhe vorbei. Laut Eurer Pressemitteilung beschleunigt Ihr Recruiting durch das integrierte Bewerbermanagementsystem. Was waren die wichtigsten Schritte zur Integration von Prescreen in XING?
Der Anlass für die Akquisition war eine gemeinsame Begeisterung für eine Produktvision: die Verknüpfung des größten beruflichen Netzwerks im deutschsprachigen Raum mit der alltäglichen Arbeitsoberfläche in der Personalgewinnung – dem Bewerbermanagementsystem (ATS). Wir wollten also etwas völlig Neues entwickeln – wenn man so will eine neue Produktkategorie erschaffen: ein ATS, eine Kandidatendatenbank, in der bereits potenzielle Kandidaten enthalten sind, bevor der eigentliche Recruiting-Prozess gestartet wird. Als Ziellinie hatten wir uns schon damals die Zukunft Personal 2018 gesetzt und sind sehr glücklich, dass wir das gemeinsame Angebot von XING und Prescreen nun auch den Messebesuchern präsentieren konnten. Für unser ambitioniertes Projekt ist ein Jahr Entwicklungszeit ein vergleichsweise kurzer Zeitraum- Das sehr positive Feedback der Besucher von der Zukunft Personal zeigt uns, dass wir einiges richtig gemacht haben müssen.

saatkorn.: Haben Prescreen Kunden nun direkt Zugriff auf die 14 Millionen XING Mitglieder? Wie habt Ihr das datenschutzrechtlich gelöst?
Zunächst einmal: Das Vertrauen unserer Kunden ist unser höchstes Gut. XING-Mitglieder können sich daher darauf verlassen, dass wir ihre Daten vertrauensvoll behandeln und unsere Tools für Unternehmen rechtssicher und damit selbstverständlich auch DSGVO-konform gestalten. Was heißt das konkret im Fall von Prescreen? Im neuen Angebot von Prescreen und XING ist es zum Beispiel möglich, den XING TalentManager für aktives Recruiting direkt in Prescreen aufzurufen und dort nach Kandidaten zu suchen und sie auch direkt zu kontaktieren. Während also der Personaler in der Oberfläche von Prescreen unterwegs ist, liegen die Kandidateninformationen, die er aufruft, alle bei XING, wo die Mitglieder diese selbst eintragen und in die AGBs eingewilligt haben. Will er die Daten tatsächlich in Prescreen überführen und dort speichern, bietet das System zukünftig die Möglichkeit, dem potenziellen Kandidaten mit einem Klick eine Einladung zur Datenfreigabe zu senden. Der Kandidat erhält diese Einladung automatisch im XING Messenger und kann mit einem Knopfdruck zustimmen. Unternehmen agieren damit vollkommen transparent und rechtssicher.

saatkorn.: Was ist mit anderen Bewerbermanagementsystemen? Mit denen gibt es doch auch Schnittstellen zu XING, oder nicht?
Klar, wir arbeiten wie andere vergleichbare Anbieter auch mit unterschiedlichen Betreibern von Bewerbermanagementsystemen zusammen. In der Regel ermöglichen wir ihnen das Veröffentlichen von Stellenanzeigen auf unserer Plattform und die Nutzung von One-Click-Bewerbungen via XING. Die Integrationstiefe ist in keiner Weise mit dem Angebot von XING und Prescreen zu vergleichen. Neben dem genannten Active Recruiting in der ATS-Oberfläche, das per se ein Alleinstellungsmerkmal von unserer Lösung darstellt, würde ich da vor allem den exklusiven Zugriff auf Talentpools aus unserer 360-Grad-Suite und die Verknüpfungen von Bewerbungen mit einem XING-Profil in den Vordergrund stellen. So können Personaler zum Beispiel PDF-Bewerbungen, die schon längst nicht mehr aktuell sind, durch Abgleich mit dem XING-Profil aktualisieren und damit wieder zum Leben erwecken. Dadurch lässt sich der hohe Anteil an Karteileichen, der sich klassischerweise in einem ATS befinden, drastisch reduzieren.

saatkorn.: Welche Vorteile liegen dann gegenüber anderen Systemen in der Integration von XING und Prescreen?
Das integrierte Zusammenspiel von einem ATS und einem beruflichen Netzwerk, wie wir sie entwickelt haben, kennt der Markt bisher noch nicht. Die Möglichkeit, direkt im ATS auf ein berufliches Netzwerk – und zwar mit 14 Millionen Mitgliedern das größte im deutschsprachigen Raum – zuzugreifen, nach Kandidaten zu suchen und auch zu kontaktieren, ist neu. Wir müssen das auch im größeren Kontext sehen. Die Time-to-Hire steigt bei fast drei Vierteln aller Unternehmen in den letzten fünf Jahren stark an und die Bedeutung von aktivem Recruiting nimmt deutlich zu. Und wenn Post-and-Pray zudem immer weniger Bewerbungen generiert, dann ist eine solche Verknüpfung, wie wir sie bieten, absolut zukunftsweisend und essenziell, wenn überhaupt noch Bewerbungen im ATS ankommen sollen.  Es gibt Jobprofile, die heutzutage fast ausschließlich über aktives Recruiting besetzt werden, weil sie gar keine Bewerbungen mehr erhalten. Dafür ist unser neues Angebot wie gemacht!

saatkorn.: Welche Vorteile bietet die neue integrierte Lösung aus der Sicht von Recruitern im Prozess? Wird dieser dadurch deutlich vereinfacht?
Der Medienbruch zwischen Active Recruiting und Bewerbermanagement entfällt vollständig bei unserem ganzheitlichen Ansatz. Heute müssen Recruiter ständig zwischen den Plattformen wechseln und Daten zwischen einzelnen Browser-Fenstern oder Programmen hin und her kopieren. Bei uns kann der komplette Recruiting-Workflow auf einer Plattform stattfinden und damit wirklich aus einem Guss erfolgen. Am Ende bedeutet das gewonnene Zeit, eine kürzere Time-to-Hire und ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, die einem nicht mehr die besten Talente vor der Nase wegschnappen kann.  Für Recruiter bedeutet es auch die Chance, sich noch stärker auf die eigenen Kernkompetenzen fokussieren zu können: die Auswahl des geeigneten Kandidaten aus der dann gestiegenen Anzahl der Bewerber.

saatkorn.: Neben Prescreen gehört ja auch kununu zu XING. Inwiefern gibt es da Verbindungen zwischen kununu und Prescreen?
Mit Prescreen fokussieren wir aktuell in erster Linie auf Active Recruiting. Daher gibt es noch keine neuen Verbindungen zwischen beiden Produktwelten. Selbstverständlich sind für die Zukunft Synergien mit anderen Plattformen und Produkten nicht ausgeschlossen, umso mehr, wenn sie zur XING-Familie gehören.

saatkorn: Kann diese Funktionen denn jetzt jeder Prescreen-Kunde nutzen?
Nein, nicht jeder. Die Verfügbarkeit der genannten Features setzt voraus, dass Kunden entsprechende Lizenzpakete bei Prescreen und XING E-Recruiting besitzen. Die genannten Zusatzfunktionalitäten mit dem XING-Netzwerk können dann einfach in Prescreen freigeschaltet werden. Natürlich wird es weiterhin möglich sein, Prescreen ohne Zugang zur XING-Plattform zu nutzen.

saatkorn.: Was sind Eure nächsten Schritte im Recruiting?
Wir wollen die Personaler immer umfassender unterstützen. Dazu gehört sicherlich auch das Thema datengestütztes Recruiting. Daher haben wir neben unserem gemeinsamen Angebot mit Prescreen auf der Zukunft Personal auch „Recruiters Insights“ gelauncht. Dieses Daten-Cockpit führt alle relevanten Kennzahlen aus den genutzten XING E-Recruiting-Kanälen zusammen. Dazu zählen unter anderem der XING TalentManager, Stellenanzeigen, Mitarbeiterempfehlungen oder auch der unternehmenseigene Talentpool. Übersichtliche Darstellungen lassen die Kunden sofort erkennen, welche Recruiting-Kanäle am erfolgreichsten sind: Wie hoch ist die Antwortrate auf meine Nachrichten, wie viele Kandidaten bookmarken sich meine Stellenanzeigen oder geben mich als Wunscharbeitgeber auf der XING-Plattform an? Indem „Recruiter Insights“ die Kennzahlen zu diesen und weiteren Fragestellungen bündelt, sensibilisiert das Cockpit für die entscheidenden Recruiting-KPIs und kann zum strategischen Steuerungsinstrument in der Personalgewinnung werden. Zusammen mit unseren Kunden und auf Basis deren Feedbacks werden wir unser Angebot im Bereich datengestütztes Recruiting weiterentwickeln. Die nächste Zukunft Personal kommt ja in jedem Fall!

saatkorn.: David, vielen Dank für das Interview rund um die konkrete Integration von XING und Prescreen. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg!

 

 

 

 

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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