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4scotty: IT Recruiting andersrum

4scotty ist ein Reverse Job Marktplatz für eine spannende Zielgruppe, nämlich Software & IT Experten. Ich hatte Gelegenheit, mit einem der Gründer, Matthias Schleuthner, zu sprechen. Auf geht’s:

4scotty Gründer Schleuthner

saatkorn.: Herr Schleuthner, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Guten Tag! Ich bin einer der beiden Gründer von 4scotty – dem Reverse Job Marktplatz speziell für Software & IT Experten in Deutschland. Zuvor war ich 15 Jahre lang im IT Recruiting für die Digitalwirtschaft mit meiner eigenen Personalberatung von Berlin aus tätig.

saatkorn.: Was ist die Idee hinter 4scotty?
Wir vereinfachen das Zusammenfinden von händeringend gesuchten Tech Spezialisten und Unternehmen mit passenden Jobs stark. Dazu setzen wir in erster Linie auf Transparenz und das Aufbrechen von Recruiting Traditionen. Warum müssen nach wie vor Bewerber ihre Gehaltsvorstellungen im Anschreiben ihrer Bewerbung angeben? Warum müssen sich die allerorts und teils verzweifelt gesuchten IT-Experten bei Unternehmen bewerben? Warum dauert der Prozess des ersten Kennenlernens oft so lange?

Wir sind der Meinung, dass in diesen engen Kandidatenmärkten die Unternehmen aktiver werden und sich bei den Kandidaten bewerben sollten. Und das mit konkreten Jobangeboten inklusive aller wichtigen Informationen u.a. auch der Gehaltsangabe. Bei uns ist dieses Jobangebot direkt verbunden mit einer Einladung zu einem Vorstellunggespräch. Damit verkürzen wir den Anfang des Recruiting-Prozesses und verhindern unnötig investierte Zeit für sinnlose Vorstellungsgespräche. Denn beide Seiten kennen die jeweiligen Rahmenbedingungen genau im Vorfeld. Das hilft allen Parteien.

saatkorn.: Wie kommen Sie mit 4scotty an die ITler ran? – Ich stelle mir vor, dass die Größe der Datenbank ausschlaggebend für den Erfolg beim Vertrieb ist. Wie viel Wachstumsperspektive gibt es im Raum Dach noch?
Das ist in der Tat eine große Herausforderung. Erst einmal muss man eine gute Lösung und ein spannendes Modell haben, welches in der Tech Szene gut angenommen wird und deren Sprache spricht. Uns wird oft nachgesagt, dass unser Auftritt etwas „nerdig“ ist – wir nehmen das als Kompliment. Offenbar kommt das gut an, da wir aktuell einen großen Teil an job-interessierten Kandidaten über die Empfehlungen anderer gewinnen.

Suchergebnis-Ansicht bei 4scotty

Es kommt uns auch nicht nur rein auf die pure Anzahl der Kandidaten auf unserem Marktplatz an, sondern in erster Linie auf die Qualität. „Datenbank“ wird oft gleichgesetzt mit „alt“ und das Bild der Datenleiche poppt sofort auf im Kopf. Dem begegnen wir, indem wir jedes Profil manuell überprüfen und jedem Kandidaten beim Onboarding unterstützen. Nur etwa 60% der angemeldeten Experten schalten wir auch wirklich live. Ein Kandidat der mehrmals auf Jobangebote nicht reagiert wird zudem von uns inaktiv gesetzt und er kann sich wieder aktivieren, wenn er wirklich interessiert ist. Uns geht es um ein gutes Erlebnis auf beiden Seiten. Das gilt übrigens auch für Unternehmen.

Aus Marketing-Sicht zeigt die Erfahrung, dass es nicht ausreicht nur rein Online-Marketing Kanäle zu bespielen, um die begehrte Zielgruppe auf uns aufmerksam zu machen. Wir müssen hier auf einen breiten Marketing-Mix setzen. In diesem Zuge gehen wir u.a. persönlich auf Experten zu indem wir Meet-ups und Events organisieren oder aktiv auf Hackathons sind.

Bei der Frage nach der Wachstumsperspektive kommt mir immer wieder spontan die Zahl 40.000 in den Kopf. Diese Zahl höre ich nun seit gut 10 Jahren und drückt die fehlenden IT Fachkräfte in der deutschen Wirtschaft aus. Egal wie viele Blue Cards und andere Programme man auf dieses Problem wirft, die Zahl wird nicht kleiner. Die aktuelle Digitalisierung der Wirtschaft wird das Problem eher noch verschärfen. IT ist ja schon lange keine Branche mehr, sondern IT ist überall. Es gibt also noch viel zu tun auf dem deutschen Markt, da machen wir uns um das Wachstum weniger Sorgen.

Strategisch werden wir uns vor dem Hintergrund frühzeitig auch in das europäische Ausland stärker ausrichten, um qualifizierte Experten für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Dessen Attraktivität ist nach wie vor hoch. Zudem funktioniert das Modell auch in anderen Mangel-Arbeitsmärkten. Denkbar sind beispielsweise Ärzte, Pflegekräfte und vermutlich auch Ingenieure. Das Potenzial ist also denkbar groß.

saatkorn.: Und wie ist die Resonanz der Unternehmen auf 4scotty? – Eigentlich müssten die Ihnen ja vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels die Bude einrennen. Oder sind die Recruiter trotz des anerkannten Fachkräftemangels im Bereich IT lethargischer als man so erwarten dürfte?
Als wir vor gut eineinhalb Jahren gestartet sind, hat das Modell kaum jemand verstanden und es war mühsam aktive Kunden aufzubauen. Obwohl wir von Anfang an unseren Service rein erfolgsbasiert anbieten und ein „Ausprobieren“ ohne jegliches Risiko ist. Wir mussten es sehr stark erklären, obwohl wir Themen, die schon länger in der HR Szene kursieren, wie Employer Branding, Kandidatenmarkt, Candidate Experience und schlechte Performance von Stellenanzeigen im IT Segment mit unserer Plattform abholen.

Zudem hatten wir den Fehler gemacht, mit einem Active Sourcing Ansatz zu starten. Wir haben schnell erkannt, dass es extrem schwierig ist einen solchen weiteren Kanal neben Xing, Linkedin und den vielen Jobbörsen Datenbanken bei den Recruitern zu etablieren. Erst die Umstellung des Modells zur Delivery Plattform, d.h. dem Liefern der passenden Kandidaten direkt in den E-Mail Posteingang des HR Mitarbeiters, hat unseren Marktplatz wirklich nach vorne gebracht.

Mittlerweile hat sich unser Ansatz prima etabliert und wir bekommen vornehmlich sehr gutes Feedback von beiden Seiten. Sicher gibt es auch Unternehmen, denen die Transparenz noch zu weit geht und die sich noch zieren mit offenen Karten zu spielen. Aber ich bin mir sicher es ist nur eine Frage der Zeit.

Wir haben zudem die Erfahrung gemacht, dass gerade für kleinere Unternehmen des Mittelstandes, ohne leuchtende Arbeitgebermarke und große Online-Marketing Budgets, unsere Lösung sehr geeignet ist. Stehen sie bei anderen Plattformen oft hinten an, wenn es um die besten Talente geht, können sie bei uns direkt auf die Experten aktiv zugehen und zeigen was in ihnen steckt. Das kommt auch bei unseren Kandidaten gut an – es muss nicht immer der große Unternehmensname für den nächsten Job sein. Vielmehr stehen Aufgabeninhalte, Produkte, Projekte, Authentizität und Kollegen im Vordergrund.

Etwas anderes ist auch auffällig: mittelständische Unternehmen der Digitalbranche und Start-ups stehen neuen Wegen im Recruiting sehr viel offener gegenüber, obwohl sich doch auch fast alle Konzerne Digitalisierung auf die Fahne schreiben und sich von Start-ups Dinge abschauen möchten. Wir hoffen mit dem Wachsen unseres Marktplatzes zunehmend auch für Großunternehmen mit hohem IT Recruiting Bedarf attraktiver zu werden.

saatkorn.: Wie sieht die Vertriebsstrategie von 4scotty aus?
Ehrlich gesagt, haben wir bisher noch nicht wirklich einen professionellen Vertrieb gestartet. Unseren aktuellen Kundenstamm haben wir vornehmlich über Empfehlungen, Content Marketing und PR aufgebaut. Wir haben unseren Fokus zunächst auf das Wachstum der Kandidatenzahlen des Marktplatzes und auf das Account Management gelegt, also die Betreuung unserer Bestandkunden.

Im vierten Quartal dieses Jahres werden wir beginnen einen Neukundenvertrieb aufzubauen. Wir wollen dort allerdings intelligentere Wege gehen und uns nicht in die zahlreichen Anrufe der Personalvermittler und Stellenanzeigenverkäufer einreihen, die täglich auf die HRler einprasseln. Eine Idee ist z.B. 4scotty als Add-on von ATS Lösungen oder über weitere Partner indirekt bekannt zu machen und somit vorhandene Ressourcen zu nutzen.

saatkorn.: Was sind Ihre größten Herausforderungen bei der Geschäftsentwicklung von 4scotty, wo möchten Sie in einem Jahr stehen?

Die größte Herausforderung ist weiterhin die Gewinnung von möglichst vielen Tech Talenten für unseren Marktplatz bei Wahrung unserer hohen Qualitätsstandards und deren Versorgung mit passenden Stellenangeboten. Weiterhin haben wir noch eine lange Liste von Ideen für Funktionen und Features, die wir umsetzen möchten, immer mit dem Ziel die Einfachzeit und Zeitersparnis für alle Seiten stetig zu optimieren.

In einem Jahr möchten wir das absolut führende Reverse Job-Marktplatzmodell für Tech Experten in Deutschland und bereits in weiteren Europäischen Ländern online vertreten sein.

saatkorn.: Herr Schleuthner, vielen Dank für das Interview – und viel Erfolg mit 4scotty!

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