mobile employer branding und recruiting: interview mit alexander martin
schon seit einiger zeit interessiere ich mich wie der rest der employer branding szene für das thema „mobile employer branding und recruiting“. bislang – das geht auch aus der großen studie zur nutzung von social media im personalmarketing & recruiting hervor – noch ziemliche nebensache. die betonung – ich denke hier sind wir uns alle einig – liegt eindeutig auf dem wort „noch“. grund genug, einmal mit alexander martin, geschäftsführer von haase & martin, die sich in dresden mit den neuen mobile technologien beschäftigen – zu sprechen. genug der vorrede, auf geht’s:
saatkorn.: wie sehen sie die zukunft für den markt von apps für mobile endgeräte für die zielgruppe von studenten und absolventen? – momentan sind die smartphones in dieser zielgruppe ja noch relativ wenig verbreitet, oder ist dies ein trugschluß?
apps und smartphones sind zwei verschiedene paar schuhe. richtig ist, dass smartphones relativ gering verbreitet sind. so hat die telekom bis anfang 2010 ca. 1,5 mio. iphones verkauft. bei über 100 mio. mobilfunkanschlüssen in deutschland entspricht das einem marktanteil von unter 2% und android holt erst noch auf. jedoch können bereits „ganz normale handys“ seit einigen jahren bereits apps ausführen. aus technischer sicht sind über 80% der am markt gängigen handys mit apps erreichbar. jedoch stellt hier das nutzerverhalten und nicht die technik die hürde dar. weiß der endnutzer um die fähigkeiten seines handys? wie gelangt die app aufs handy? – etablierte app-stores gibt es für die standardhandys nicht und mobile datenverbindungen sind aus nutzersicht ein kostenrisiko. gerade aus kostengründen sind aber auch apps für den standardnutzer interessant. es muss nicht für jede interaktion eine komplette webseite aufs handy geladen werden – informationen können bereits mit der app mitkommen und nur neue daten werden nachgeladen und permanent in der app gespeichert. das minimiert den datenverkehr. für unternehmen steht im mobile recruiting eher die frage nach einer mobilen webseite oder einer app. hier lautet die antwort sowohl als auch. die mobile webseite sollte die bestehende unternehmensseite selbstverständlich ergänzen. hier liegt vor vielen firmen noch ein weiter weg. aber erst mit apps kann man auch die breite masse an studenten erreichen. mit entsprechenden mehrwerten versehen, kann eine app als dialog-tool mehr leisten als eine webseite, gleichzeitig werden nutzerseitige hemmschwellen überwunden. in einer umfrage unter studenten gaben 83% an, dass ihnen kostenfreier datenzugriff wichtig bis sehr wichtig ist. nur auf mobile webseiten zu setzen bedeutet die überwiegende mehrheit der handynutzer aus seinem angebot auszuschließen. in zukunft werden die ansprüche an die funktionalität einer app mit sich verbreitenden smartphones steigen.
saatkorn.: welche rolle spielt ihrer meinung nach mobile recruiting heute?
heute können sich unternehmen als first-mover positionieren. mobile recruiting ist gleichzeitig eine starke employer branding maßnahme. der arbeitgeber zeigt initiative in einer sich wandelnden welt. er greift neue, reichweitenstarke technologien auf und wird als kommunizierendes unternehmen wahrgenommen. jetzt können arbeitgeber einen wissensvorsprung erarbeiten: welcher kanal passt am besten zur zielgruppe? welche inhalte und dienste werden nachgefragt?
saatkorn.: und welchen stellenwert wird mobile recruiting in 5 jahren haben?
mobile recruiting wird jedes unternehmen erreichen. die nutzer werden einfach alle digitalen und vor allem sozialen angebote mobil nutzen. die recruiter stehen hier vor der frage, ob sie mobile kanäle passiv mitnehmen oder ob sie die mehrwerte, die mobile technologien bieten, aktiv gestalten und nutzen. entscheidend wird das nutzungsverhalten der generation y und nachwachsender jahrgänge sein. und hier ist das handy immer dabei. wenn ich manchmal jugendliche in der straße und bahn beobachte, scheint das handy sogar lebensmittelpunkt zu sein.
saatkorn.: welche anwendungsbereiche gibt es bereits jetzt für mobile recruiting bzw. mobile employer branding?
vom unternehmen ausgehende informationen auf sachlicher ebene wie jobangebote und news werden heute per sms und mobiler webseite angeboten. medienstarke auftritte in ton und video können per bluetooth datenintensive konzepte realisieren und hemmschwellen in der nutzung mobiler kanäle überwinden.
saatkorn.: und welche optionalen anwendungsbereiche sehen sie zukünftig?
die zwei-wege-kommunikation wird stark an bedeutung gewinnen. die sozialen netzwerke werden auch auf dem handy genutzt. diese gewohnheit der zielgruppe ermöglicht dem personalmanagement neue prozesse. persönliche daten mobil zu erfassen bietet unternehmen die chance, angebote und informationen individuell zuzuschneiden. mit eigenen apps können unternehmen unabhängig von dritten in direkten kontakt mit der zielgruppe treten – mit allen technischen möglichkeiten.
bei einem sehr hohen informationsangebot wird auch medienübergreifend gearbeitet. terminalsysteme bieten auf messen und in universitäten oder, wenn azubis gewonnen werden oder frühzeitiges employer branding stattfindet, in schulen einen barrierefreien zugang. ist an einem touch-terminal das interessensgebiet eingeschränkt, wird die zugehörige informationsbroschüre, das video oder der unternehmens-jingle aufs handy geladen. auch printmedien werden verstärkt mit mobilen kanälen ergänzt: ob anzeigenkommunizierte sms-news, verlinkung von videos, apps und diensten per qr-code – der medienwechsel wird nahtlos sein.
saatkorn.: was waren in ihren bisherigen projekten rund um mobile recruiting die größten herausforderungen?
die vielfalt der technischen möglichkeiten mitzuteilen und mit den anforderungen des personalmanagements abzugleichen ist die größte herausforderung. welcher kanal ist passend? welcher mobile content liegt bereits vor und welcher kann projektbezogen erstellt werden? ist die kampagne singulär oder in der unternehmenskommunikation bereits verankert? das sind die typischen fragen, die verschiedene abteilungen in einem unternehmen betreffen und den start von mobilen maßnahmen oft aufwendig machen.
saatkorn.: herr martin – vielen dank für das interview und weiterhin viel erfolg!