1 Jahr 24YOU mit H&M und der DO School
24YOU – über das Berufsorientierungsprogramm von H&M sowie der DO School hatte ich zum Start vor 1 Jahr bereits berichtet. Nun hatte ich Gelgenheit, direkt vor Ort, im H&M Startinghouse in größerer Runde mal nachzuhaken – und bin von dem Feedback wirklich begeistert. Die Idee, junge Menschen in ihrem Berufsorientierungs- und findungsprozess zu unterstützen ist in meinen Augen sehr lobenswert und in der Regel unternehmensintern nicht einfach durchzusetzen. Warum 20 junge Menschen dabei unterstützen, die Arbeitswelt und die eigenen Fähigkeiten kennenzulernen? Wo liegt dabei der Nutzen für das eigene Unternehmen? – Nun, H&M fängt gerade mit dem Recruiting für den 3. Durchlauf an und meint es ernst mit der Initiative, dazu später mehr.
Eingeladen in das H&M Startinghouse in den Hackeschen Höfen in Berlin wurde ich vom H&M Team, das mit HR Managerin Angela Gallenz, Tanja Hußenether, verantwortlich für PR, interne Kommunikation und Employer Branding, Julia Giebels, ebenfalls aus dem Team interne Kommunikation H&M und Employer Branding sowie Janine Slomka, Projektleiterin für diesen Durchgang des 24YOU Programms prominent vertreten war und von Marie-Claude Rubin, verantwortlich für Strategic Partnerships der DO School ergänzt wurde.
Im Hauptfokus standen aber natürlich zwei Absolventinnen des ersten 24YOU Programms (aktuell läuft der 2. Durchlauf und das Recruiting für den 3. Durchlauf ist gerade gestartet), nämlich
Alya Burke, 18 aus Emden, welche inspiriert durch 24YOU im August ihre Ausbildung bei H&M startet sowie Kaya Freydag, 18, welche über 24YOU H&M kennengelernt hat, aktuell ein Praktikum bei der Unternehmensberatung BICG zum Thema New Work bei der Commerzbank absolviert und ab Oktober an der Leuphana Universität mit dem Studium International Business Administration beginnen wird, standen bei dem sehr offenen Austausch ebenfalls Rede und Antwort. Auf geht’s:
saatkorn.: Angela, wie ist das Programm 24YOU entstanden?
Angela Gallenz: H&M steht 5 Jahren in einer Partnerschaft mit der Do School, denn Entrepreneurial spirit wird bei H&M sehr hoch gehalten. Die Übernahme von Verantwortung und hoher Entscheidungsspielraum auch schon in jungen Jahren sind wichtig für unser Unternehmen. Die Do school startete mit der Idee, junge Menschen darin zu befähigen, ihr eigenes social business aufzubauen und so dem lokalen Markt etwas zurück zu geben. Mir geht es um die Frage „wer bist Du“ anstelle von „was machst Du“. Es geht immer mehr um die Frage „Wer bin ich?“. Je früher man weiß, wer man ist, desto besser ist es.
Ziel von 24YOU ist es, H&M kennenzulerenen, aber nicht in erster Linie als Arbeitgeber, sondern mit dem Fokus, seine Persönlichkeit entwickeln zu können. Wie können wir jungen Menschen helfen, dass sie sich selbst kennenlernen? – Darüber lernen wir natürlich auch unsere junge Zielgruppe besser kennen und gleichzeitig helfen wir jungen Menschen bei ihrer Suche nach Selbsterkenntnis. Der beste Fall ist, dass junge Menschen nach dem Programm sagen können, dass sie sich besser kennengelernt haben und etwas besser wissen, was sie ausmacht. – Durchaus in Ergänzung zu den medial rasanten Zeiten, in denen sich die junge Zielgruppe bewegt.
saatkorn.: Das ist ein gutes Stichwort. Alya und Kay, wie kommt Ihr eigentlich mit der ganzen Transparenz durch Social Media und das Internet klar? Ist das gut, oder nicht?
Alya Burke: Mich nervt das ständige aufs Handy schauen. Das bestimmt den Alltag. Es ist gut für die Informationsaufnahme, oft nervt es einfach nur noch. Unsere Generation ist manchmal ein wenig faul und kommt nicht so aus ihrem Trott raus, nicht zuletzt aufgrund der ständigen Reizüberflutung…
Kaya Freydag: Ich suche Filtermöglichkeiten. Und die DO School war mein persönlicher Filter, um mich in diesem Überangebot an Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten zurecht zu finden. In der Schulzeit habe ich das alles nicht so kennengelernt. Die DO School hilft mir dabei, Orientierung zu finden. Die do school ist mein persönlicher Filter. Meine Eltern haben mir keine Begrenzungen aufgezeigt.
Alya: Wer bin ich, was will ich, was kann ich sind die Leitsätze der DO School. Das fand ich cool. In der DO School wurden uns verschiedene Tools und Möglichkeiten gegeben, um diese Fragen beantworten zu lernen. Für mich war wichtig, herauszufinden, dass ich nicht nur Theorie, sondern auch Praxis benötige. So gehe ich nun nicht studieren, was ich ursprünglich vorhatte, sondern mache die Ausbildung bei H&M.
Kaya: Man wusste außer den 3 Fragen auch gar nicht genau, was mich erwartet. Ist das nun eine Studien- und Ausbildungsberatung oder wird da nur meditiert?! – Es klang alles so perfekt, eine Wohngemeinschaft in Berlin, komm zu uns.
Alya: Es war ziemlich unklar, was auf uns zukommt. Und das war auch gut. Man merkte im Programm, dass die Leute, die das koordinieren, selbst Spaß daran haben, das zu machen, was sie machen. Da steckte so viel Mühe dahinter.
saatkorn.: Das hört sich alles toll an, aber wie gelingt bei H&M der Spagat zwischen Kultur und Zahlen? – Oder ist H&M einfach nur altruistisch unterwegs bei 24YOU?
Angela Gallenz: Natürlich nicht, H&M ist ein Großkonzern und da geht es selbstverständlich auch um Zahlen. Aber wir sind ein sehr wertegetriebenes Unternehmen. Die Werte wurden, seitdem es H&M gibt, nicht verändert. Ein Wert von uns ist: we belive in people. Wir glauben an Menschen. Kultur wird in den Führungsetagen geprägt. Ich bin davon überzeugt, dass bei H&M die Kultur gelebt wird. Der Enkel des Gründers ist der jetzige CEO und der glaubt total an die Werte. Wir haben den Store, die Area Offices und die Support Offices. Und all diese Einheiten leben die Kultur.
Ich bin davon überzeugt, dass der Kunde in Zukunft nicht mehr akzeptiert, wenn Unternehmen nicht wertegetrieben sind. Themen wie Nachhaltigkeit, wo und wie produziere ich, werden immer transparenter. Wenn das innere nicht mit der Hülle stimmt, dann verlassen Menschen und Kunden das Unternehmen. Gerade dann, wenn harte Zeiten gekommen sind, werden bei H&M die Werte hochgehalten. Ich bin ja selber schon 23 Jahre dabei. Und die Werte-Orientierung ist kein Schönwetterthema, sondern sind alltäglicher Bestandteil im Tun. Und von daher ist unser Engagement bei 24YOU nur konsequent.
saatkorn.: Warum sind denn die anderen H&M Kolleginnen ausgerechnet bei H&M gelandet und offensichtlich immer noch begeistert dabei?
Janine Slomka: Ich wusste auch lange nicht, was ich tun sollte und habe irgendwann bei H&M als Aushilfe angefangen. Mich hat die Unternehmenskultur gefangen und seitdem bin ich durch ein paar Täler und über ein paar Berge gestiegen. Ich bin vornehmlich hier, weil wir diese Werte – egal in welchen Zeiten – ganz klar leben. Ein Wert ist, offen und gerade heraus zu sein und das leben wir hier, das spiegelt sich auch im Programm 24YOU. Ich bin deshalb so begeistert und begeisterte Mitarbeiterin.
Julia Giebels: Unsere Werte machen H&M aus. Die Mitarbeiter lieben uns für die Werte. Wir diskutieren natürlich: welche Werte leben wir schon gut, an welchen Werten müssen wir noch arbeiten. Wir überprüfen das ja anhand unserer Mitarbeiterbefragungen. Ich war auch schon bei anderen Unternehmen, aber die Werte prägen H&M ganz besonders. Mir gefällt die Aussage „we believe in people“.
Tanja Hußenether: Ich habe neben dem Studium einen Job gesucht und habe bei H&M im Store gearbeitet. Mir hat das sehr praktisch Orientierte gefallen. Als ich mich für meinen Job beworben habe, fragte die Kollegin im Store „kannst Du morgen…oder besser noch: kannst Du jetzt?“ – Und so spontan habe ich dann direkt neben meinem Studium bei H&M angefangen und so menschlich ist das weiter gegangen. Ich mache jetzt seit 17 Jahren PR Arbeit bei H&M und finde es klasse, dass wir die Werte leben und auch durch die Programme sich das nach außen spiegelt. Das ist der Alltag, so arbeiten wir zusammen.
Janine Slomka: Kayla und Ayla, ich kann mich gut an Euer Abschluss-Event erinnern, da habt ihr als Resumée beide gesagt, dass ihr die Offenheit und das positive Aufgenommen-werden so positiv erlebt habt.
Ayla Burke: In dem Store, in dem ich anfange, da wirkt das Zusammen arbeiten wir in einer Familie. Es ist wirklich so: Du kannst Dich mit Deinem Team so fühlen, dass es sich wie eine zweite Familie anfühlt. Selbst das Bewerbungsgespräch war so, dass ich nicht irgendwie abgefragt wurde, sondern dass ich persönlich über mich erzählen sollte. Da fühlte ich mich sofort sehr wohl.
Kaya Freydag: Ich habe H&M durch 24YOU ja auch gut kennengelernt und mir hat am meisten das Support Office in Hamburg gefallen, denn ich habe gesehen, dass Büroarbeit sehr abwechselungsreich, bunt und vielfältig sein kann. Man hat nicht das Gefühl, dass man in einem Büro ist, sondern es wirkte eher wie ein Co-Working space. Das offene Arbeiten hat mich total begeistert. Aber ich habe durch das BCG Programm Business@School das Angebot für ein Praktikum bei einer Unternehmensberatung bekommen. Und das war toll. Ich habe durch 24YOU gelernt: man sollte aktiv auf Menschen zugehen und Kontakte nutzen. Ich weiß jetzt: wenn ich was will, dann muss ich auch mal nachfragen, ob ich etwas tun kann. Durch das Programm habe ich jetzt keine Angst mehr, Leute zu fragen.
saatkorn.: Ist 24YOU eigentlich H&M exklusiv? – Eigentlich widerspricht das ja dem Sinn des Programmes…
Angela Gallenz: Momentan ist es noch ein deutsches Programm, aber wir wollen das aufbohren. Es soll internationaler werden. Momentan ist 24YOU auch noch ein H&M exklusives Programm, denn wir wollen sehen, ob das Programm funktioniert. Mittelfristig ist das natürlich nicht exklusiv, nach den ersten Durchläufen wollen wir das Programm auch für andere Unternehmen öffnen. Das Programm verfolgt ja nicht das Ziel, ein closed shop zu sein, sondern soll möglichst vielen Menschen Perspektiven geben.
Kaya Freydag: das Programm ist momentan noch sehr Frauen-lastig. Vielleicht auch durch H&M…
Angela Gallenz: Je mehr Unternehmen da mitmachen würden, desto besser. Wenn Unternehmen Interesse haben, auch an dem Programm zu partizipieren, dann bitte an die DO School wenden.
saatkorn.: Gibt es auch etwas an dem Programm, was nicht so toll ist?
Ayla Burke: Zum Punkt Planung. Wir waren ja die erste Gruppe. In der Praxisphase waren wir in Hamburg, Nürnberg und Berlin, da gab es kleine Unklarheiten…aber im Grunde genommen ist das nebensächlich. Also: auch wenn es der erste Durchlauf war, eigentlich gab es nichts Negatives…
Wir hatten ja eine fiktive Challenge und 2 richtige. Zu Anfang war es schwierig, uns selbst zu organisieren, dabei haben uns dann Coaches unterstützt. Das wurde aber ganz schön stressig und Stärken und Schwächen der verschiedenen Teilnehmer sind schnell deutlich geworden. Dadurch sind dann auch mal Reibungen entstanden. Die Coaches haben sich dann etwas rausgehalten und wir mussten das selbst lösen. Das ist dann auch gelungen, war aber teilweise etwas holprig.
Kaya Freydag: Wir hatten ja einmal diese 5 wöchige Challenge mit H&M, aber wir mussten dann auch noch ein Abschluss-Event für 24YOU planen – da hatte ich das Gefühl, dass wir zu viel Zeit in dieses Event investiert haben – ich hätte aber gern in den letzten 4 Wochen noch mehr für mich gemacht. Das fand ich in dem Moment echt nicht gut. Aber im Nachhinein habe ich daraus sehr viel gelernt. Für mich hat 24YOU immer noch nicht beantwortet, was genau ich jetzt machen soll. Das war meine Traumvorstellung. Das Programm ist halt eher ein Persönlichkeitsentwicklungsprogramm als eine konkrete Studien- oder Berufsberatung. Das ist nicht in Gänze aufgegangen…aber im Nachhinein hat das jetzt trotzdem gepasst. Ich weiß ja jetzt, dass ich erstmal an der Leuphana in Lüneburg studieren werde.
Angela Gallenz: Die Herausforderung für H&M im Kontext 24YOU ist, dass die Kollegen so involviert werden, dass sie auch den Benefit des Projektes verstehen. Es kommt schon manchmal die Frage auf: „Tolles Projekt, aber was haben wir denn davon?“. Es gibt natürlich auch Kollegen, die sagen, „das hätten wir auch für uns selbst gern“ und zweitens „was bringt das H&M“.
Ich glaube: je besser wir als Arbeitgeber funktionieren, desto weniger werden solche Projekte wie 24YOU hinterfragt. Wenn man als Mitarbeiter tolle Führung erlebt, dann ist die Akzeptanz für ein solches Projekt sehr gut. Das Verstehen des größeren Bildes, das ist gut, dass wir das tun, weil davon junge Menschen profitieren, funktioniert dann, wenn die Mitarbeiter selbst zufrieden sind.
Also: wir müssen erst unsere Hausaufgaben als Arbeitgeber machen und dann kommt die Akzeptanz für solche Programme. Wir starten gerade ein neues Programm „H&M meets the world“, wo wir Flüchtlingen helfen. Und da stellen wir fest, dass viele Kollegen selbst engagieren wollen.
Angela Gallenz: Und die Auswahl der Programm-Teilnehmer ist natürlich auch absolut relevant. Die Akzeptanz für das Projekt hängt natürlich auch an der Qualität der TeilnehmerInnen. Wir achten sehr bewusst darauf, dass wir junge Menschen in das Programm aufnehmen, die auch wirklich begeistert, motiviert und mit dem notwendigen ernst bei der Sache sind.
saatkorn.: An alle Beteiligten: ganz herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme im H&M Startinghouse und für das offene Gespräch zu 24YOU.
Wer als Unternehmensvertreter nun Blut geleckt hat und mehr wissen möchte: HIER ist der Kontakt zur DO School. 😉