unilever mit neuem self-assessment und facebook app

joachim (oder jo) diercks dürfte den meisten saatkorn. lesern (jaja, weibliche form bitte stets mitdenken) kein unbekannter sein, hat er doch mit seinem unternehmen cyquest seit über 10 jahren tiefgreifende erfahrungen mit innovativen projekten im kontext self-assessment und recrutainment gesammelt. ob bertelsmann, tchibo oder jetzt unilever – von jo’s kompetenz und fähigkeit komplexe assessment situationen in unterhaltsame und lehrreiche e-assessment anwendungen zu übertragen, hat schon so manches unternehmen profitiert. gerade live gegangen ist die anwendung „could it be u“ von unilever. hierzu das folgende interview. auf geht’s!

unilever mit neuem self-assessment und facebook app

saatkorn.: ihr habt für unilever einen spielerischen selbsttest als facebook applikation entwickelt. wie ist es dazu gekommen?
du hattest mich bei unserem letzten interview anfang letzten jahres mal gefragt, was online-assessment mit social media zu tun hat. ich hatte damals schon gesagt, dass es für mich völlig klar ist, dass wir über kurz oder lang derartige applikationen auch innerhalb von sozialen netzwerken sehen werden. die idee habe ich dann unter anderem unilever vorgestellt und so ist dann „could it be u?“ entstanden. es wird aber nicht das letzte tool in dieser richtung bleiben…

saatkorn.: kannst du uns die app kurz vorstellen? was macht das tool besonders?
das selfassessment bedient letztlich drei aspekte, die entscheidend sind für die frage, wie passende kandidaten und passende unternehmen eigentlich zueinander finden:

im ersten teil lernt man spielerisch wie in einem quiz das unternehmen ein bißchen besser kennen. die unilever-marken wie rama, axe oder knorr kennt jeder, aber wer weiß schon, dass unilever seit jahren den dow jones sustainability index anführt? kenntnis dessen, was ein unternehmen eigentlich macht und wofür es steht, ist ein entscheidender passungsparameter. wir haben diesen teil „u know“ genannt und am ende steht – je nachdem wie gut man in dem quiz war – der individuelle „u know score“.

der zweite teil ist dann das eigentliche selfassessment. hier haben wir das unilever kompetenzmodell sehr gründlich unter die lupe genommen und in eine quizform überführt. man bekommt situationen vorgelegt, z.b. zu aspekten wie führung oder flexibilität, in denen man eigene einschätzungen vornehmen soll. diese einschätzungen laufen gegen eine art unilever-wunschprofil. je dichter dann meine einschätzungen mit dem wunschprofil übereinstimmen, desto höher fällt mein „u fit score“ aus. hier unterscheidet sich das selfassessment auch von vielen anderen „selbsttests“, die man so findet: es ist eine sehr gründliche anforderungsanalyse vorausgegangen und die konstruktion ist psychologisch fundiert, nicht nur nach augenschein vorgenommen. „could it be u?“ ist ansprechend gestaltet und hinreichend unterhaltsam, aber es ist eben nicht nur spiel, sondern bietet tatsächliche orientierung.

der dritte teil schließlich bildet in ähnlicher form die „harten“ auswahlkriterien ab, die unilever bei der auswahl von führungsnachwuchs anlegt, also abschlussnoten, sprachkenntnisse oder praktische erfahrung. dies hilft einem bei der einschätzung, welche kriterien das unternehmen denn bei den hardfacts anlegt und wo man da steht. dieser teil – wir haben in „u select“ genannt, ist aber gegenüber dem „u fit“ baustein, wo es um die weichen passungsmerkmale geht, klar nachrangig.

insgesamt ist „could it be u?“ also eine spielerische kombination aus „degree- und personality-matcher“. wichtig ist mir allerdings zu betonen, dass die ergebnisse innerhalb des selbsttests keinerlei auswirkungen auf etwaige bewerbungschancen haben. das tool dient einzig als service zur orientierung und ist kein versteckter auswahltest. dafür würde erstens die angewandte diagnostik nicht reichen und zweitens kann unilever die ergebnisse gar nicht personenbezogen einsehen. die funktionalitäten des facebook connect, also z.b. die möglichkeit, seine scores zu teilen oder die applikation zu „liken“, können im bei facebook eingeloggten zustand benutzt werden, aber man kann „could it be u?“ auch nutzen, gänzlich ohne bei facebook angemeldet oder überhaupt registriert zu sein. auch die lästige warnmeldung, dass die app diese oder jene information aus meinem facebook profil auslesen will, entfällt gänzlich, weil diese nämlich keinerlei information ausliest. die applikation könnte ganz genauso gut als standalone applikation oder bestandteil der corporate career website laufen. das ist das schöne an der neuen iframe welt bei facebook.

saatkorn.: wie kommt das selfassessment an? könnt ihr darüber schon etwas sagen?
es ist nach etwas über einem monat noch etwas zu früh, um hier verlässliche aussagen treffen zu können, aber die ersten ergebnisse sind ermutigend. die applikation hatte bis jetzt knapp 500 besucher, von denen ein erwartungskonformer anteil von ca. 15% die applikation komplett durchlaufen hat. auch die anzahl shares und likes ist durchaus erfreulich. ich bin da insgesamt sehr optimistisch. zieht man einen analogieschluss zu anderen applikationen mit ähnlicher zielsetzung – z.b. „discover bertelsmann“, das wir ja gemeinsam vor ein paar jahren umgesetzt haben mit inzwischen ca. 67.000 nutzern oder „probier dich aus“ der commerzbank mit bislang etwa 111.000 nutzern mit in beiden fällen guten bis sehr guten evaluationsbeurteilungen – so gehe ich auch für „could it be u?“ von einer vergleichbaren entwicklung aus.

saatkorn.: wie geht es jetzt weiter?
es sieht so aus, als wenn die unilever applikation nun internationalisiert wird. es haben einige andere unilever landes- oder regionsgesellschaften angefragt. damit haben wir speziell bei unilever ja sehr gute erfahrungen gemacht: das eassessment unique.st, das wir 2004 für deutschland, österreich, schweiz eingeführt haben, wird inzwischen ja jährlich etwa 60.000 mal eingesetzt – nicht nur in europa, sondern vor allem von einer reihe südamerikanischer unilever-gesellschaften…

aber wie vorhin schon angedeutet wird „could it be u?“ nicht der letzte spielerische selbsttest innerhalb von facebook bleiben. wir befinden uns gerade in der umsetzung einer ähnlichen, und doch völlig anderen applikation für einen großen handels- und dienstleistungskonzern aus dem ruhrgebiet… doch dazu dann mehr, wenn es soweit ist. ich schätze in ein bis zwei monaten.

saatkorn.: lieber jo, vielen dank für das interview und weiterhin viel erfolg mit cyquest!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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